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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
Autoren: Peter J. Scholz
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noch nie geirrt, soviel ist mal sicher.
    „Ferien vermutlich...", grummelt Adelgunde leicht angew idert von eben dieser Vorstellung. Der Schweif ihres Schwanzes ist nie ganz nachgewachsen, seitdem einige Menschen ihr einen Böller haben zukommen lassen. Und ein Gewitter vermag Adelgunde seitdem in ein hysterisches Wrack zu verwandeln. Was wir im Laufe der Zeit gelernt haben mit Fassung zu tragen - sie kann ja schließlich nichts dafür.
    Ferien. Ganz einfache Erklärung. Dürfte aber richtig sein.
    Und dann auch noch die Gro ßen, wie sie bei den Menschen heißen. Das bedeutet in der kommenden Zeit erhöhte Wachsamkeit. Da kann einem schon die Milch im Euter sauer werden bei der Vorstellung.
    Schließlich und endlich sollen sich Trudchens Ängste und Annabelles Befürc htungen bewahrheiten. Koo selbst muss es erleben als sie ahnungslos in unmittelbarer Nähe des Weidezauns steht. Und drei Kinder - alle so um die Zwölf - stehen auf der anderen Seite.
    Koo ist mit Wiederkäuen beschäftigt, den Blick ins Leere gerichtet, als eine jugendliche Stimme diese Leere ausfüllt und Koo aus ihrer Trance reißt.
    „Heute Nacht gehen wir Küheschubsen!"
    In ihrem Innersten schüttelt sich unsere Anführerin und sie fixiert sogleich den Inhaber der Stimme. Grinsend glotzt der sie an. Der unschätzbare Vorteil unserer Rasse ist, dass der Mensch unseren Blick schon immer als "kuhäugig" — will sagen: "dumm" — interpretiert hat. Was viel über die Ausdruckslosigkeit von Menschen erzählt.
    „Da kuckste blöd, nech? Milchschleuder!"
    Koo starrt wiederkäuend zurück.
    „Lass uns abhauen, Kevin. Is ja voll öde hier!", lässt sich das einzige Mädel des Trios vernehmen. Was bei dem vollen Mund an Kaugummi schon ein Kunststück ist.
    Kevin - ein wahrer Prachtbursche , was seine Masse angeht und der, wie Koo mir später versicherte, wohl einen vorzüglichen Schinken abgeben würde - grinst debil und gibt das
    Zeichen zum Aufbruch. Nach zwei Schritten dreht er sich allerdings noch einmal um und richtet seinen Zeigefinger
    auf Koo. „Wir sehen uns noch - blöde Kuh!"
    Unter krakeligem Gelächter ziehen sie dann endgültig ab.
    Koo verscheucht mit dem Schweif ein paar vorwitzige Brummer und begibt sich dann zur Herde.
    Es steht außer Frage, dass etwas getan werden muss...
    In der Stille der Sommernacht wirkt jedes noch so leise Geräusch doppelt so laut. Auf diese Weise kündigen sich unsere drei ungebetenen aber nichtsdestoweniger trotzdem erwarteten Besucher schon von weitem an. Unter unterdrücktem Gelächter und gegenseitigem Geknuffe betreten sie unsere Wiese. Um sie nicht zu sehr zu überfordern, hat sich Annabelle bereit erklärt als Bauernopfer zu fungieren.
    Und natürlich wird dies seitens unseres Besuchs dankend angenommen... Die drei bleiben vor Annabelle stehen.
    Wieder unterdrücktes Kichern.
    „Du zuerst!"
    Kevin — der Schinken — raunt die Worte, im echten Bemühen, leise und zugleich befehlsgewaltig zu klingen. Das geht leider nicht auf. Jede unseres Clans vernimmt die Worte.
    Besäßen wir die Fähigkeit zu Wehen, wäre die Luft erfüllt von neunundzwanzigkehligem unterdrücktem Kichern. Aber so bleibt es ruhig.
    „Nö — du zuerst!", lässt sich das Mädchen vernehmen.
    „Ich mach's!", zischt der andere Junge, den wir in Ermang elung eines Profils insgeheim auf den schönen Namen "Der Mitläufer" getauft haben.
    „Okay... Dann mach!"
    Der Schinken schafft es, in seine Stimme einen Tonfall einfließen zu lassen, der sich generös anhört.
    Wieder leises K ichern.
    Annabelle erzählt später, dass sie in diesem Moment gern unseren „Besuch" angeblafft hätte, doch bitte mal endlich zu Potte zu kommen. Diese Anspannung hielte ja kein Schwein aus. Der Mitläufer erlöst sie, indem er auf sie zukommt und eine halbe Armeslänge von ihr entfernt stehen bleibt.
    Wieder unterdrücktes Kichern.
    Annabelle wappnet sich innerlich.
    Der Mitläufer legt seine Handflächen auf ihre linke Seite (die Annabelle insgeheim viel vorteilhafter findet). Selbst durch ihr Fell hindurch bemerkt sie seine schwitzigen Hände.
    IGITT! Das geht so gar nicht!, durchfährt es sie. Aber sie bleibt weiterhin ruhig stehen — die Augen geschlossen.
    Der Mitläufer prüft vorsichtig , wie er die Hände am besten auflegen wird, findet die für seinen Geschmack am günstigsten gelegenen Stellen. Weiter daneben kann man nicht liegen, denkt Annabelle. Aber was tut man nicht alles um die Kerle glücklich zu machen. Mit weiterhin geschlossenen
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