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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
Autoren: Peter J. Scholz
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zu, dann geht sie weiter.
    Und ich wende mich dem neuen Glas meines edlen Spenders zu.
    Micha , auf dein Wohl!, denke ich und bin im Begriff, es hochzuheben.
    Da fällt mir auf, dass etwas in der kondensierten Feuchti gkeit unter dem Glas klebt. Ich greife danach und — habe „Rossi" in der Hand. Der fehlende „Rossi" von einst. Der mir auch heute noch fehlt — denn ich habe das Album nie fertig gesammelt nach jenem Tag im August. Ich habe einen Frosch im Hals, der mir das Atmen schwer macht. Meine Augen werden feucht, feuchter als feucht. Und mein Blick verschwimmt.
    „HEYAHEYAHEYA ! Was ist, Keule! Traurig, dass das Bier gelb ist?", blökt Uwe mir grinsend und wiehernd von der Theke herüber.
    „Danke , Jungs!", proste ich hinüber. „Ihr gebt mir den Glauben daran zurück, dass Nutzlosigkeit kein Karrierehinderungsgrund sein muss!"
    Uwe hat sein Glas erhoben, jetzt hält er inne. Ich kann sehen, wie es in seinem Gesicht arbeitet.
    „Wie meinst 'n das jetz?", fragt er lauernd.
    Aber da nehme ich den Mut , den ich mir vor Jahren versagt habe, von der Ersatzbank und bringe ihn nach zwanzig Jahren urplötzlich ins Spiel.
    „Danke, dass manches immer Bestand haben wird!"
    Ich verstaue Rossi in meiner Brusttasche und mache mich auf eine Tracht Prügel gefasst, die ich verdient habe. Die mit Zinsen angefettet wurden, welche das gesamte Bankwesen blass werden ließe, müssten sie diese tatsächlich auszahlen.
    Aber bevor ich dieses Abitur-Nachtreffen schlussen dlich zur Legende werden ließ, durfte ich noch ganz gut austeilen.
    Uwe und Stefan sind — nach allem was ich gehört habe — anschließend bei jedem endgültig unten durch gewesen. A lles braucht seine Zeit.
    Und meine dabei gebrochene Nase trage ich heute leicht schief und etwas höher als früher.
    Meine Frau findet, ich sehe so tatsächlich männlicher aus. Irgendwie vollkommen halt.
    Ich lache bei ihren Worten und denke mir: Wenn so Vollkommenheit aussieht — hätte ich mir die Nase schon damals mit Freuden brechen lassen.
    Richtige Vollkommenheit erfahre ich allerdings, wenn ich das nach all der Zeit nun endlich vollständige Sammelalbum durchblättere. Und Rossi mir zuzuzwinkern scheint.
    Michael habe ich übrigens — dank de s Jahrgangshefts, in dem auch seine Adresse zu finden ist
    — angerufen.
    Es war ein überraschend langes Gespräch.
    An dessen Ende wir uns verabredet haben.
    Hier und heute.

Auf der grünen Wiese...
     
    „Könnt ihr es hören?", muht Gertrud der Herde zu.
    Alle Schwestern liegen faul und rund gefressen auf dem frisch gerupften Grün. Träge Stille allerorten. Die Schmeißfliegen und Bremsen nerven wie immer, ansonsten herrscht Verdauung.
    „Könnt ihr es hören?", muht Gertrud erneut.
    Armes Trudchen. So lange schon bei der Herde und hat immer noch nicht verstanden, was zählt! Wenn verdaut wird, wird verdaut. So ist das halt. Da wird schläfrig gezwinkert oder bestenfalls der Kopf geschüttelt. Alles andere verbraucht zu viel Energie. Und das schickt sich nicht.
    „Könnt ihr es denn wirklich nicht hören?"
    In ihr Muhen mischt sich jetzt eine hörbare Spur Verzweiflung. Das haftet Gertrud schon aus Kälbchentagen an, als die anderen — also wir — sie aufgezogen haben. Sie war aber auch schon jemand, der das mit sich machen ließ. Und willige Opfer für Schabernack sind immer gerne gesehen.
    Die braunweiße K oo — unsere Anführerin — verjagt mit dem Wackeln ihrer Ohren ein halbes Dutzend Brummer und nimmt sich jetzt Gertrud an: „Was machst du hier wieder für einen Alarm, Trudchen? Stehst schon wieder so lange da
    herum..." — erneutes Ohrenwac keln — „...Leg dich endlich hin. Du führst dich wieder auf wie ein Jungkalb."
    Gertrud ist perplex.
    „Aber, aber... hört ihr es dann gar nicht???"
    Leichte Panik mischt sich in ihr Muhen — unübe rhörbar.
    Langsam nervt ihr Getue.
    Die Schwänze einiger Schwestern zucken nun schon ungehalten. Es ist Mittag. Viel zu heiß um sich gehen zu lassen.
    Und endlich bricht es aus Gertrud heraus: „Man kann die Menschenkinder hören — um diese Tageszeit!!!"
    Annabelle — unsere Älteste — lässt ein überraschtes R öcheln hören, dabei fliegt ihr ein kleiner Klumpen unverdautes Gras aus dem Maul. Leicht pikiert schaut sie auf den Auswurf. Dann schüttelt sie den Kopf, so als könne sie es nicht fassen, dass gerade ihr so etwas passieren musste.
    „Das kann nichts Gutes bedeuten; Menschenkinder um diese Tageszeit..." Und bei so etwas hat sich Annabelle
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