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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd
Autoren: Jack Higgins
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weggeschnitten war,
seine Neugier. Ich konzentrierte mich auf den Hebel des Wagenhebers.
Als sich die Achse vom Stein abzuheben begann, warf er den Halfter in
den Mercedes zurück, raffte seine Soutane hoch und kniete sich
neben mir nieder.
    »Was meinen Sie?«
      »Stemmen Sie sich mit der Schulter gegen den Kofferraum, dann sehen wir schon, ob es klappt.«
    Es brauchte unsere vereinten Kräfte und erhebliche
    Anstrengung. In einem bestimmten Moment dachte
ich, es ginge nun nicht mehr weiter, aber dann kippte der Wagenheber um
und der Mercedes rollte sich frei, auch wenn dabei der hintere
Kotflügel am Felsen zerschrammt wurde. Der Priester verlor das
Gleichgewicht und fiel auf Hände und Knie nieder, während ich
nach vorn rannte und die Handbremse zog, bevor uns der Mercedes
davonrollte. Als ich mich wieder umwandte, rappelte er sich gerade
hoch, wischte sich den Staub aus dem Bart und grinste wie ein
Schuljunge.
      »Ich könnte mir, zum Teufel, eine bessere Art vorstellen, den Nachmittag zu verbringen.«
      »Auch ich könnte mir
angenehmere Dinge denken«, pflichtete ich bei. »An
erheblich angenehmeren Orten.« Ich streckte mich, weil mein
Rücken schmerzte, und blickte in die Wildnis. »Das ist der
letzte Ort, den der liebe Gott gemacht hat.«
      Er war schon wieder dabei, sich ein
neues Zigarillo anzustecken. Er hielt mit dem noch brennenden
Streichholz in seiner Hand inne. Sein Gesicht war ernst und irgendwie
erwartungsvoll. »Immerhin erweisen Sie ihm einigen Respekt, sogar
hier.«
      »An einem Ort wie dem, Pater,
ist es ziemlich schwierig zu behaupten, daß Gott nicht
existiert.« Ich zuckte mit den Schultern. »Man kann's ja
versuchen, aber dann wird er einen vermutlich mit noch mehr Nachdruck
an seine Anwesenheit erinnern.«
      »Das ist eine ziemlich
alttestamentarische Art, die Dinge zu sehen, würde ich
sagen«, sagte er. »Ein Gott des Zorns, statt der
Liebe.«
      »Eine Ansicht über den
Allmächtigen, die meinen Erfahrungen eher entgegenkommt«,
sagte ich ohne Umschweife.
    Er nickte, sein Gesicht war nach wie vor ernst.
»Ja, das Leben kann wohl sehr hart sein. Es ist schon nicht
leicht, jeden Tag wie einen Akt des Glaubens zu leben, das weiß
ich gut. Ich habe es neunundvierzig Jahre lang praktiziert, dennoch
– es gibt keinen anderen Weg.«
      Ich hob den Wagenheber auf, ging zum
Vorderteil des Mercedes und begann wieder zu arbeiten. Er hatte zwei
Reservereifen dabei, was von vernünftiger Vorsorge zeugte. Ich
brauchte nicht länger als fünf Minuten, um die Reifen zu
wechseln. Der Priester machte keine Anstalten, mir zu helfen, und auch
nicht, die Unterhaltung fortzuführen. Statt dessen ging er zu
einer kleinen Anhöhe, die nicht weit entfernt war, und sah sich
von dort oben aus um.
      Als ich ihn rief, schien er mich gar
nicht zu hören. Ich ging ihm deshalb entgegen, wobei ich mir die
Hände an einem alten Lumpen sauberwischte. Als ich ihm schon nahe
war, wandte er sich abrupt um und sagte rauh: »Ja, mein Freund,
Sie haben recht. An einem Ort wie dem hier muß es schwer sein, an
irgend etwas zu glauben.«
      Ich war allerdings inzwischen an
dieser Art Konversation nicht mehr interessiert. »Ich
glaube«, sagte ich, »es ist jetzt wieder alles in Ordnung.
Fahren Sie den Wagen auf die Straße zurück, dann sehen
wir's.«
      Der Mercedes hatte Startautomatik. Er
sprang ohne Schwierigkeiten an, im Unterschied zu den meisten Autos,
mit denen ich bisher umgegangen war. Ich sprang auf das Trittbrett, und
er fuhr einen weiten Bogen, bis er ein paar Meter hinter meinem LKW auf
die Straße kam.
      Ich holte meinen Halfter und die
Enfield vom Rücksitz und schnallte sie mir wieder um. »Sehen
Sie, Pater, alles regelt sich. Man muß es nur richtig
machen.«
      Er lachte rauh, stellte den Motor ab
und streckte mir die Hand entgegen: »Junger Mann, Sie gefallen
mir, und ich soll verdammt sein, wenn das nicht stimmt. Ich heiße
van Horne. Pater Oliver van Horne aus Altoona, Vermont.«
    »Keogh«, sagte ich. »Emmet Keogh. Ich schätze, in Vermont
    gibt es nicht viele Priester, die einen Kopfschuß abbekommen haben.«
      Seine Hand fuhr instinktiv zu der
Narbe an seiner Schläfe. »Da mögen Sie wohl recht
haben. Aber schließlich war ich meines Wissens auch der einzige
Kaplan bei der Infanteriebrigade an der Westfront.«
    »Sind Sie nicht ein bißchen weit weg von zu Hause?«
      »Ich bin auf einer Art
Informationsreise für meine DiözesanOberen. Wir haben davon
gehört,
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