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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd
Autoren: Jack Higgins
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aller
möglichen Welten.

    2

    Als wir ins Hotel zurückkamen, führte
mich Janos zu den Ställen im Hinterhof. Dort waren einige Boxen
abgerissen worden, und dort stand auch sein Lastwagen.
      Es war ein Ford. Er sah aus, als habe
er im großen Krieg an der Westfront ziemlich harte Zeiten
durchgemacht. Der Laderaum hatte ein Planenverdeck. Er war bis obenhin
mit mittelgroßen Kartons beladen. Ich besah mir die Reifen und
entdeckte, daß sie völlig neu waren – das
überraschte mich. Dann machte ich die Motorhaube auf und
prüfte das Innere. Es sah sehr viel besser aus, als eigentlich zu
erwarten gewesen wäre.
    »Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?« fragte er.
      »Sie haben heute morgen wirklich einen guten Mechaniker verloren.«
      »Ich weiß. Sehr unangenehm. Aber so geht es nun mal im Leben.«
    »Wann soll ich losfahren?«
      »Wenn Sie jetzt gleich
losführen, könnten Sie bis zum Einbruch der Dunkelheit
bereits die halbe Strecke geschafft haben. In Huerta gibt es eine
Herberge – nicht gerade ein Luxushotel, aber ordentlich. In den
alten Postkutschentagen war sie eine Raststation. Da könnten Sie
übernachten. Und dann wären Sie morgen gegen Mittag in Huila.
Würde Ihnen das passen?«
    Es war erstaunlich, wie höflich und
zuvorkommend er mit mir umging. »Ganz hervorragend«, sagte
ich, aber die Ironie in meiner Stimme schien ihm völlig zu
entgehen.
      »Gut«, sagte er und
nickte zufrieden. »Gehen wir hinein, damit wir die letzten
Einzelheiten besprechen können.«
      Sein Büro lag direkt vor dem
Innenhof an der Frontseite des Hauses. Es war ein kleiner
unordentlicher Raum mit einem polierten Eichenschreibtisch und einer
überraschend großen Anzahl Bücher. Mein Schulterhalfter
und der Revolver lagen auf dem Schreibtisch. Er berührte ihn mit
dem Ende seines Stocks.
      »Den werden Sie wohl
wiederhaben wollen, nicht wahr? Es ist ja auch eine ziemlich rauhe
Gegend da draußen, heutzutage.«
      Ich zog meine Jacke aus und schnallte mir den Halfter wieder um.
      Er sagte: »Sie scheinen ganz
ungewöhnlich gut vertraut im Umgang mit dieser Art Gerät zu
sein, Sir. Für einen Mann Ihrer offensichtlichen Bildung und
Herkunft, meine ich.«
      »Das ist richtig«, sagte
ich kurz angebunden und zog mir die Jacke wieder an. »Ist sonst
noch was?«
      Er zog eine Schublade auf, nahm zwei
Umschläge heraus und schob sie mir herüber. »Das eine
ist ein Brief an Gomez, den Mann, dem Sie Ihre Fracht in Huila
übergeben. Er hat übrigens Kraftstoffvorräte, so
daß Sie vor der Rückfahrt auftanken können. Im anderen
Umschlag ist eine Fahrtgenehmigung, ausgestellt von Capitan Ortiz. Für den Fall, daß die rurales Sie anhalten.«
      Ich steckte beide Umschläge in
meine Brusttasche und knöpfte meine Jacke zu. Er wählte
sorgfältig eine lange schwarze Zigarre aus einer Sandelholzkiste
aus, zündete sie an und schob mir die Kiste über den Tisch
zu. »Wollen wir noch ein Glas miteinander trinken, Sir? Zum
Abschied?«
      »Wir werden ein Wort
miteinander sprechen, wenn ich zurückkomme«, antwortete ich
ihm. »Trinken Sie inzwischen mit dem Teufel.«
    Er lachte so herzlich, daß ihm die
Tränen aus den Augen quollen, und der ganze Fleischberg von Mann
zitterte wie ein Wackelpudding. »Nein, wirklich, Sir, Sie sind
ein Mann ganz nach meinem Herzen, das sehe ich schon.«
      Er begab sich zu einem Büffet an
der Wand, öffnete es und brachte eine Flasche und einige Becher
zum Vorschein. Es war Brandy, und nicht gerade der schlechteste.
      Er stützte sich mit einem
Ellbogen auf das Büffet und betrachtete mich mit ernster Miene.
»Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben wollen, Sir, Sie scheinen
sich aus nichts etwas zu machen. Aus überhaupt nichts. Da irre ich
mich doch nicht?«
      Diese seltsame, ziemlich pedantische
Art zu reden hatte einen ganz eigenartigen Effekt. Sie löste in
einem den Wunsch aus, freundlich zu ihm zu sein.
      Ich sagte: »Sehen Sie, meiner
Erfahrung nach lohnt es sich eben nicht, irgend etwas im Leben wichtig
zu nehmen, Sir.«
      Ich hätte schwören
können, daß bei diesen Worten eine echte Besorgnis in seinen
Augen zu erkennen war. Obwohl mir andererseits durchaus klar war,
daß das höchst unwahrscheinlich war, denn das wäre ein
für Janos ganz ungewöhnlicher Gefühlsaufwand gewesen.
      »Nehmen Sie es mir nicht
übel«, sagte er, »aber ich finde es beunruhigend, wenn
so junge Leute wie Sie schon derartige Ansichten
äußern.«
      Irgendwie hatte ich
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