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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: H. J. Alpers
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Kopf wirbelte, er hatte das Gefühl, kurz vor einer Ohnmacht zu stehen. „Aber ich bin doch einfach hierhergelaufen wie auf jeden anderen x-beliebigen Strand auch.“
    „Das haben wir auch getan“, sagte Clell. „Wir wissen nicht genau, warum, aber weil ein Achron zeitlos ist, berührt es alle Zeiten. Es ist gleichzeitig von allen Zeiten aus für jeden zugänglich.“
    Neil erinnerte sich an den Trilobiten in seiner Tasche. Er zog ihn hervor und starrte ihn an. „Ihr meint, daß der hier tatsächlich aus dem Paläozoikum angespült wurde?“
    Sie nickten.
    „Und ich komme aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Und …“ Er blickte in die Runde. Von wann kommst du? hatte Electra gefragt, als sie einander begegnet waren. „Ihr seid aus der Zukunft.“ Er sagte es voller Ehrfurcht.
    Sie nickten.
    Es verschlug ihm den Atem. „Wann?“
    Hero zuckte mit den Schultern. „Wir haben eine andere Zeitrechnung. Es würde dir nichts sagen. Aber von deinem Jahrhundert bis zu unserem ist es eine sehr lange Zeit.“
    „Sind die Menschen zu den Sternen geflogen? Haben sie intelligente Lebewesen entdeckt?“
    Sie scharrten unruhig umher und wandten sich ab. Hero biß sich auf die Lippe.
    Neil kam der Gedanke, daß sie vielleicht Gesetze darüber hatten, die regelten, was sie Menschen aus der Vergangenheit sagen durften. „Entschuldigung“, sagte er. Er wechselte das Thema. „Was passiert, wenn ich fortgehen will?“
    „Du gehst einfach fort.“ Hero lächelte wieder. „Du kehrst in deine Zeit zurück, im gleichen Augenblick, in dem du sie verlassen hast. Du wirst wieder anfangen zu altern, und die Zeit wird für dich verlaufen wie früher.“
    „Anfangen zu altern? Du meinst, daß ich im Augenblick nicht …“
    „Nichts verändert sich hier.“
    Er atmete tief durch. „Wie habt ihr diesen Ort genannt?“
    „Einen Achronos-Punkt, ein Achron.“
    „Und die Menschen in eurer Zeit wissen davon? Es sind wahrscheinlich Urlaubsziele, wie?“ Man mußte sich das einmal vorstellen – ein Jahr Urlaub zu verbringen und in seine Zeit zurückzukehren, ohne einen einzigen Arbeitstag oder einen Gehaltsscheck einzubüßen.
    „Also seid ihr hier alle auf Urlaub?“
    Wieder wurden sie unruhig und beinahe verlegen. Electra blickte ihn mißmutig an. „Genug geredet, Neil, male mich! Ich möchte sehen, wie jemand mit der Hand malt.“
    Es war wie ein Signal. Im nächsten Augenblick kamen sie alle näher, umringten ihn lachend und lebhaft und wollten alle gemalt werden. So schnell er auch arbeitete, mit fliegendem Kohlestift über die Seiten strich und einen nach dem anderen zeichnete, wünschten sie doch, daß er noch schneller wäre. Jede Skizze wurde mit einem Chor von Ausrufen quittiert.
    Ihre Bewunderung beflügelte ihn und führte ihn in einen Zustand der Entzückung, wie er sie schon lange nicht mehr empfunden hatte. Er fertigte Skizze um Skizze an, von Electra, von Ivrian, Hero, von Clell, Aries, Capricorn, Vesta … von allen. Die herausgerissenen Blätter flatterten um ihn herum auf den Sand herab, von ihren fröhlichen Gesichtern angefüllt. Erst als sein Zeichenblock leer war, ließen sie von ihm ab.
    Er sackte auf dem Hocker zusammen, sein Geist war aufgewühlt, doch sein Körper war erschöpft. „Schlafen Leute auch im Achron?“ fragte er müde.
    „Natürlich.“ Electra nahm ihn bei der Hand. „Hier entlang.“ Sie führte ihn zu einem schwarzgoldenen Zelt.
    Er blickte zurück. „Meine Skizzen.“
    „Ich kümmere mich darum.“ Hero war dabei, sie aufzusammeln, und legte eine auf die andere und formte sie zu einem säuberlichen Stapel.
    Electra zog ihn ins Zelt und ließ die Vorderplane hinunter.
    Neil entdeckte bald, daß er doch nicht so müde war. Electra hatte eine ganze Enzyklopädie sexueller Kniffe parat und setz te ihren Stolz daran, sie ihm alle vorzuführen. Seine schließlich geäußerten Einwände, daß er nun wirklich ausgelaugt sei, spornten sie nur zu noch größeren Anstrengungen an.
    „Bitte. Genug!“ bettelte er. „Geh und spiel mit einem deiner Gefährten. Sie sind jünger und kräftiger als ich.“
    Sie blickte ihn mißbilligend an. „Aber ich habe es doch schon mit allen gemacht. Es ist nichts Neues dabei, sie anzumachen. Du bist neu. Komm, versuchen wir das mal, vielleicht schaffen wir es noch mal.“
    Schließlich konnten selbst ihre Leidenschaft und ihre Ausdauer ihn nicht mehr reizen. Während er einschlief, fiel ihm ein, daß man, wenn man in einem Achron nicht alterte, einen Schatz an
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