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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: H. J. Alpers
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und ich fütterte euch noch mehr, zeichnete es noch viel schlimmer, als es der Tod je hätte sein können, zeichnete eine sterbende Welt mit meinem Lichtschreiber auf den veränderlichen Fernsehschirm, verfütterte es an euch und an Max.
    Bei 98,99 wart ihr dort festgenagelt. Bei 99,22 gab es kaum noch jemanden, der nicht mitfuhr. Ich zeigte Max euer Lächeln. Ich zog das Gefühlsfeld in schwindelnde Höhen, haßte es jede Sekunde mehr, sah die wahnsinnigen Zuckungen, die Max durchfuhren, und spürte sie wie Dolche in meinen Eingeweiden.
    Ich weinte. Ich fütterte Max eure schrecklichen Gesichter in Großaufnahme. Bei 99,91 baute sich die Explosion auf. Bei 99,93 war ich kurz davor auseinanderzufliegen, brachen meine Moleküle von mir ab, sangen meine Nervenstränge. 99,96: Die Welt würde platzen. Max rief, im Singsang … das Ende, das Ende, das Ende, gleich …
    99,99: Ich zeigte euch Max. Eine Milliarde von euch saßen in einem einzigen Sessel, eure Menschenhaut abgezogen, einen Punkt, ein Ticken, einen Schlag entfernt vom … Ende …
    Ich löschte den Fixierer und zeigte euch Max, die purpurne, geschwollene, lallende Zunge, die verschwommenen, glitzernden Augen, Wahnsinnsaugen, der Körper, wie ein spastischer Clown, der im Aggregat eures Hasses eine Milliarde Mal zuckte …
    … und dann jagte ich das Gefühlsfeld auf Null herunter. Ich zeigte euch – euch!
    Einen Herzschlag, einen Augenblick lang dachte ich, daß ihr fort wärt, der Nielsen flackerte auf 100,00 zu, flackerte und zuckte und fiel ab: 99 89 49 9 8 6 4 2 0,02 0,01 0,00. Und ihr Fahrer wart alle weg.
    In der Zugeisenkabine begann Maxwell Todd zu schreien.

 
10
     
    Es ist schrecklich, sich selbst zu sehen, Senator, durch die Augen von anderen, völlig entblößt, ohne Maske, ohne Schutz. Ich kann mir kaum klarmachen, was es Max angetan hat.

 
11
     
    Ich habe Max Todd getötet. Er hat mir seitdem dafür gedankt. Jetzt träumt er seine eigenen Träume. Könnt ihr das von euch behaupten?

 
Nachwort
     
    Diese Sammlung von Science Fiction-Kurzgeschichten vereint acht amerikanische, einen englischen und fünf deutsche Autoren. Bei uns noch weitgehend unbekannt, in Amerika aber schon durchaus gewichtige Namen unter den jüngeren SF-Autoren sind Lee Killough und Kevin O’Donnell, Jr. Die Autorin von Achronos, Karen Lee Killough, wurde 1957 geboren und wuchs in Kansas auf. Sie veröffentlichte 1979 ihre beiden ersten Romane, Voice of the Ramah und The Doppelgänger Gambit und konnte diesen Titeln inzwischen weitere Romane (etwa Deadly Silents ) nachfolgen lassen. Daß sie auch eine gute Kurzgeschichtenautorin ist, wird u.a. gewiß auch durch die hier abgedruckte Erzählung belegt. Ebenfalls schon ein erfolgreicher Roman- und Kurzgeschichtenautor ist Kevin O’Donnell Jr. Von ihm stammt u.a. der Roman Mayflies (1979), und seine Stories werden u.a. in Omni veröffentlicht (auch Marchianna wurde diesem Magazin entnommen).
    Greg Bear wurde 1951 in San Diego geboren und veröffentlichte 1967 seine erste SF-Story. Inzwischen hat er eine erkleckliche Anzahl von Stories und drei Romane veröffentlicht. Der beste dieser Romane, Bears Erstling Hegira, erschien unter dem Titel Die Obelisken von Hegira als Band 3554 in der Moewig-SF-Taschenbuchreihe und ist ein eindrucksvolles Stück Ideen-SF.
    Der 1947 geborene Gardner Dozois gehört ohne Frage zu den literarisch ambitioniertesten Autoren unter den in den siebziger Jahren populär gewordenen Autoren. Er verfaßte u.a. den Roman Strangers ( Fremde, Moewig-SF 3512), ein herausragendes Buch über Beziehungen zwischen Menschen und Außerirdischen. Die hier abgedruckte Erzählung zählt zu Dozois’ besten kürzeren Arbeiten und wurde sowohl für den Hugo wie für den Nebula nominiert. Dozois ist auch ein bekannter amerikanischer Anthologist.
    Noch relativ unbekannt sind hingegen Jeff Duntemann und George Guthridge, die aber beide in letzter Zeit mit bemerkenswerten Kurzgeschichten an die Öffentlichkeit getreten sind. Ähnliches gilt für den englischen Autor Andrew Darlington. Relativ unbekannt ist bislang auch noch Drew Mendelson, der aber mit Pilgrimage einen bemerkenswerten Einstieg als SF-Romanautor hatte. Dieser Roman – ein pralles Stück Ideen-SF – wird für die Reihe Moewig Science Fiction vorbereitet. Der Röhrenfahrer, eine ebenfalls sehr ungewöhnliche Erzählung, wurde übrigens aus dem Manuskript in die deutsche Sprache übersetzt und erscheint bei uns früher als in Amerika.
    Howard Waldrop
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