Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
nicht genau das. Er konnte immer noch nicht viel von dem verstehen, was sie sagte, aber das war im großen und ganzen der Sinn. Er füllte die Lücken mit Worten, von denen er hoffte, daß sie zutrafen.
    „Wie bleibt ihr dann so schlank?“
    Das erstaunte sie noch mehr. „Es ist doch bloß eine Frage, wie man seinen Stoffwechsel anpaßt.“
    Sie mußte wohl zu einem Diätarzt gehen, den Connie noch nie ausprobiert hatte.
    „Kommt ihr hier aus der Gegend?“
    Electra nahm sich ein paar Früchte von einem Tablett. „Ich nehme an, daß wir das jetzt tun.“
    „Du meinst, ihr seid erst vor kurzem hier angekommen?“
    Einige der Ausflügler blickten sich um. Electra dachte nach. Sie lächelte. „Ja … und nein.“
    Ihr amüsierter Unterton beunruhigte ihn. Irgend etwas hier war mehr als merkwürdig, irgend etwas war verkehrt. Sie konnten nicht lediglich zu irgendeiner Volksgruppe mit seltsamen Akzent gehören.
    Als er über sie nachdachte, begann er, Furcht zu empfinden. Das Essen wurde zu einem schweren Klumpen in seinem Magen, sein Nackenhaar begann sich zu sträuben. Er mußte fort.
    Er stand auf. „Ich brauche etwas aus meinem Wagen.“
    Sie versuchten nicht, ihn am Fortgehen zu hindern, aber Electra folgte ihm. Es war nur ein Mädchen, beruhigte er sich und zwang sich, nicht loszurennen. Wenn es sein mußte, konnte er sich leicht von ihr losreißen. Jedenfalls hatte keiner der Ausflügler Anzeichen von Feindseligkeit von sich gegeben – bis jetzt.
    „Was ist los, Neil?“
    Er durchwühlte seine Ausrüstung, hoffte, daß sie fortgehen würde. „Nichts.“
    Sie lächelte. „Du bist kein guter Lügner. Hast du Angst vor uns?“
    „Ganz bestimmt nicht.“
    Sie lächelte noch mehr. „Ein ganz schlechter Lügner. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Wir werden dir nichts tun. Du faszinierst uns. Wir haben noch nie jemanden wie dich gesehen. Leute aus dem zwanzigsten Jahrhundert und Fahrzeuge wie dieses sind für uns nur Museumsbilder.“
    Er fauchte sie an: „Museumsbilder!“
    Sie hob seinen Skizzenblock auf. „Was ist das?“ Sie öffne te ihn. Ihre Pupillen weiteten sich. „Zeichnungen.“ Sie blickteauf. „Zeichnest du wirklich? Mit der Hand? Du selbst?“
    Er widerstand dem Verlangen, ihr den Block aus der Hand zu reißen. „Ich bin Maler, ja.“
    Ihr Gesicht begann vor Entzücken zu leuchten. „Oh, nimm das doch mit und male mich! Ich habe noch nie jemanden gesehen, der mit der Hand malt.“
    „Aber das Licht wird bald weg sein. Morgen vielleicht.“
    Sie lachte ihn wieder aus. „Das Licht wird sich nicht verändern.“
    Erst jetzt bemerkte er, daß sich das Licht schon die ganze Zeit nicht verändert hatte, seit er am Strand angekommen war. Er war schon Stunden hier, doch das Zwielicht war immer noch genauso wie zuvor.
    Plötzlich hatte er wirklich starke Angst. Es gab hier noch andere seltsame Dinge außer den Ausflüglern. Er dachte an die Legenden über die Feenhügel. Natürlich waren es nur Geschichten, aber alles um ihn herum war unwirklich. Was war denn um ihn herum los?
    Er spürte kaum, wie er zur Gruppe zurückgezogen wurde, wie sie ihm seinen Kohlestift und den Zeichenblock in die Hand drückte, eine ungeduldige, fordernde Electra. „Male mich, Neil!“
    Er saß mit der Kohle in der Hand, machte aber keine Anstalten, sie über das Papier zu führen.
    „Er malt mit der Hand“, sagte Electra ihnen. „Neil, zeig es ihnen!“
    Er sah die schönen, seltsamen Menschen an, die um ihn herumstanden. „Warum verändert sich das Licht nicht? Wer seid ihr? Was geht hier vor?“
    Ein amüsiertes Lachen durchzog die Gruppe wie eine Welle.
    Nur Hero lächelte nicht. Sie blickte ihre Gefährten mißbilligend an. „Woher sollte er es wissen?“ Sie hockte sich vor ihm nieder. „Dies hier ist ein Achronos-Punkt, ein Ort, wo die Zeit eingefroren ist.“
    Neil zuckte mit den Augen. „Was?“
    Ein dunkelhäutiger Junge in einem leuchtenden goldgrünen Sarong – Neil glaubte, daß er Clell hieß – sagte:
    „Die Zeit ist wie ein Strom, aber während sie durch das Universum und die Ewigkeit fließt, stößt sie manchmal auf vereinzelte Hindernisse. Das erzeugt Strömungen und Strudel und manchmal auch stille Lachen, wo die Zeit überhaupt nicht fließt. Dieser Strand ist eine solche Lache. Wir glauben, daß es vielleicht an der Zeitlosigkeit von Sand und Meer liegen könnte.“
    Hero sagte: „Deshalb gibt es hier also immer Zwielicht und keine Gezeiten. Nichts verändert sich hier.“
    Neils
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher