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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: Hans J. Alpers
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Max!“ Und sie brüll­ten mich an:
    „Auf­hö­ren, so­fort! Sid, Jee­e­sus, packt sei­ne Hän­de, was zum Sa­tan!“
    Mor­rie Bloom wur­de ge­zeigt, wie er her­um­starr­te, ein wab­be­li­ger Clown, sei­ne her­ab­hän­gen­de Zi­gar­re ver­sprüh­te Fun­ken über den qual­men­den Tep­pich. In der Zug­ei­sen­ka­bi­ne war Max’ Ge­sicht, ro­sa, ein Ba­by­ge­sicht oh­ne Ver­ste­hen, blind für den Vor­sa­ger, das sag­te: „Das En­de, wollt ihr es? Ja, das En­de, so­fort. Hier …“

9

    Gott! Ich lieb­te Max­well Todd. Ich hat­te das Gen­splei­ßen ab­ge­lehnt und be­saß kei­ne Kin­der. Ir­gend­wie hat­te ich Max zu mei­nem Sohn ge­macht. Man sag­te, daß mei­ne Hand ge­zit­tert hät­te. Wä­re euch das nicht pas­siert? Durch das la­mel­lier­te Kunst­stoff­fens­ter der Zug­ei­sen­ka­bi­ne wur­de sein Ge­sicht in Mil­li­ar­den Tei­le zer­split­tert. Un­se­re Niel­sen-Quo­te be­trug 91,18. Die Hys­te­rie bau­te sich auf wie ei­ne Ge­wit­ter­wol­ke. Die Mo­ni­to­ren zuck­ten von Punkt zu Punkt, wäh­rend die Schwe­bel­in­sen in die Hoch­ofen­hit­ze hin­ein­zoom­ten und Max bab­bel­te … das En­de, das En­de!
    Mein Gott! Habt ihr ge­dacht, daß ihr nach dem Wer­be­spot, nach dem Ge­la­ber ei­ne Atem­pau­se be­kom­men wür­det? Neun­hun­dert Mil­lio­nen fuh­ren un­se­re Röh­re in ei­nem syn­chro­ni­sier­ten De­li­ri­um, von dem ihr doch wuß­tet, daß es sich am Schluß ins Schwar­ze auf­lö­sen muß­te, nicht wahr, gleich, gleich … mein Gott! Ich rich­te­te den Flam­mer auf die Ka­bi­ne.
    „Ah …“ kreisch­te Mor­rie Bloom und wag­te sich einen Schritt vor, zu­sam­men mit ei­nem klo­bi­gen Ka­me­ra­mann.
    „Macht die Flie­ge“, sag­te ich zu Mor­rie, „haut ab, al­le, jetzt!“
    „Jee­e­sus, Sid, die Wer­be­ein­nah­men!“
    „Mor­rie, willst du fa­ckeln? Ex­tra­kroß, wie das Grill­huhn des Wer­be­kun­den bei dei­nen Por­ni­forn-Nach­rich­ten? Der Flam­mer hier hat noch ge­nug Hit­ze in sich. Ver­schwin­det!“
    Sie wi­chen an die Tür zu­rück, Mor­rie und Ali­cia und der Ka­me­ra­mann und die trau­ri­ge Ma­che­rin Re­gi­ne, de­ren Platz am Ge­fühls­feld­pult ich ein­nahm, und die T&A-Mie­ze, die ih­ren Max in ei­ner Tran­ce er­blick­te, sab­bernd, ob­wohl ihr das we­gen des ma­gi­schen kos­me­ti­schen Fi­xie­rers nicht se­hen konn­tet. Sie wi­chen zu­rück.
    Ich senk­te den Flam­mer. Es gibt einen so­ge­nann­ten Krit-Punkt auf der Ge­fühls­felds­ka­la. In ver­nünf­ti­ge­ren Zei­ten ha­ben wir es dort ge­dämpft. Wenn man das nicht tut, wächst es an, wie ei­ne er­höh­te Be­schleu­ni­gung, wie der Schleim, von dem man sich auf dem Hard­Co­re-Sa­tel­li­ten-Netz nicht be­frei­en kann, bis man in den ei­ge­nen Er­güs­sen er­stickt. Ich kit­zel­te euch dort­hin. Bei 94,60 saht ihr, wie Max sich wand. Bei 95,22 habt ihr euch in sei­nen An­fall ein­ge­paßt. Bei 97,90 habt ihr eu­re See­le ver­lo­ren, sie wur­de frei­ge­schnit­ten, und eu­re Be­gier­den ver­schmol­zen mit sei­nen.
    Jetzt platz­ten Städ­te aus­ein­an­der, wie ei­ne über­la­de­ne Hoch­span­nungs­lei­tung, zer­sto­ben und glüh­ten auf der gan­zen Kar­te. Ei­ne Mil­li­ar­de von euch be­gan­nen zu grin­sen, und ich füt­ter­te euch noch mehr, zeich­ne­te es noch viel schlim­mer, als es der Tod je hät­te sein kön­nen, zeich­ne­te ei­ne ster­ben­de Welt mit mei­nem Licht­schrei­ber auf den ver­än­der­li­chen Fern­seh­schirm, ver­füt­ter­te es an euch und an Max.
    Bei 98,99 wart ihr dort fest­ge­na­gelt. Bei 99,22 gab es kaum noch je­man­den, der nicht mit­fuhr. Ich zeig­te Max eu­er Lä­cheln. Ich zog das Ge­fühls­feld in schwin­deln­de Hö­hen, haß­te es je­de Se­kun­de mehr, sah die wahn­sin­ni­gen Zu­ckun­gen, die Max durch­fuh­ren, und spür­te sie wie Dol­che in mei­nen Ein­ge­wei­den.
    Ich wein­te. Ich füt­ter­te Max eu­re schreck­li­chen Ge­sich­ter in Groß­auf­nah­me. Bei 99,91 bau­te sich die Ex­plo­si­on auf. Bei 99,93 war ich kurz da­vor aus­ein­an­der­zu­flie­gen, bra­chen mei­ne Mo­le­kü­le von mir ab, san­gen mei­ne Ner­ven­strän­ge. 99,96: Die Welt wür­de plat­zen. Max rief, im Sings­ang … das En­de, das En­de, das
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