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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: Hans J. Alpers
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Vier­hun­dert Mil­lio­nen Zu­schau­er fuh­ren.
    „Aus N EW Y ORK D IE CBA-S ATEL­LI­TE -W ELT­NACH­RICH­TEN ; S OFORT U ND W IRK­LICH M IT M AX­WELL T ODD …“
    Sein Ge­sicht wuchs aus dem bren­nen­den Glo­bus her­vor, die Kri­sen­her­de des Fu­sel­treib­stoff­kriegs in sei­nen Au­gen und das CBA-Lo­go leuch­tend auf sei­nen Wan­gen.
    „Will­kom­men Ame­ri­ka, ich bin Max­well Todd. Fahrt mich heu­te abend und ver­paßt bloß nichts! Die Schlacht um den Fu­sel­treib­stoff steht kurz vor dem Ex­plo­die­ren. Viel­leicht pas­siert es hier, viel­leicht er­lebt ihr es li­ve, wenn ihr bis zum En­de fahrt. Wenn die Bla­se platzt, dann ha­ben wir es hier zu­erst, welt­weit, und so­fort be­kommt ihr dann gleich das Schlimms­te mit …“ Im eis­blau­en Licht des Niel­sen-Mes­sers las ich die So­fort-Ein­schalt­quo­te. 39,70 fuh­ren die Röh­re in den Welt­un­ter­gang, li­ve mit Max­well Todd.
    „Hey Sid!“ sag­te Se­le­ne, Mor­rie Blooms Schnal­le. „Hat ge­hei­ßen, daß du das Hand­tuch ge­schmis­sen und für im­mer ab­ge­klinkt bist. Schön, dich mal wie­der an Bord zu sich­ten!“ Sie stieß mir mit dem El­len­bo­gen in die Rip­pen, daß der Flam­mer durch­ge­schüt­telt wur­de.
    Ich dach­te, daß ich ihr er­zäh­len soll­te, was ich vor­hat­te. Und dann sag­te ich es ihr. „Se­le­ne“, flüs­ter­te ich, „ich ha­be einen Plan.“ Viel­leicht hielt sie es für einen Witz, weil ich das däm­li­che Grin­sen nicht mehr un­ter­drücken konn­te, das sich auf mei­nem Ge­sicht ein­ge­fah­ren hat­te. „Das hier ist ob­szön. Sie hei­zen den Krieg an, weil un­se­re Niel­sen-Quo­te da­durch steigt.“
    „Stimmt“, sag­te sie. „Jetzt sind es 41,20.“ Ei­ne Kat­ze hät­te sich das Maul ge­leckt.
    „Und sie klin­ken einen Welt­un­ter­gang für die Zu­schau­er-Charts“, sag­te ich.
    „Sieht ganz so aus“, sag­te Se­le­ne.
    „Ich wer­de es stop­pen“, sag­te ich zu Se­le­ne. „Ich wer­de Max um­brin­gen.“
    Dies­mal fuhr sie sich tat­säch­lich mit der Zun­ge über die Lip­pen. „Wie das den Niel­sen an­hei­zen wür­de! Was für ei­ne Bom­be! Was für ei­ne Ge­hirn­fet­zer­fahrt!“ Auf dem Schirm in der Hal­le nahm uns Max mit sei­ner Stim­me li­ve mit zur Flä­chen­bom­bar­die­rung Zen­tral­bra­si­li­ens.
    „Huiii!“ pfiff Se­le­ne und wink­te mir ab. „Komm und ver­teil mir das nach der Sen­dung. Siehst du das? Ei­ne Quo­te von 55,92!“
    „Hier bli­cken wir jetzt von ganz ganz oben her­un­ter“, sag­te Max ge­ra­de in die Röh­re. „Der Golf wird von ei­nem Feu­er­ring er­drückt: Ku­ba brennt, Ja­mai­ka brennt, Hai­ti brennt und Pa­na­ma … kein an­de­res Netz hat die­sen Über­blick, nie­mand hat den Hoch­sa­tel­li­ten … Gott, die Atom­bom­ben jetzt, da geht der Ha­fen von Tam­pi­co hoch … dort drü­ben, Ha­van­na … Gott­gott, fahrt ihr … ver­paßt es nicht! Denkt dran, wenn die Welt Krieg führt, hat CBA die um­fas­sends­te Be­richt­er­stat­tung … und jetzt …“
    Ich fror. Mor­ry Blooms Pri­vat­fahr­stuhl stank nach sei­ner Zi­gar­re. Jetzt, wo ich mich ent­schlos­sen hat­te, fühl­te ich mich sehr ru­hig, wie ein Schiff, das auf ru­hi­ger See treibt. Ich be­ob­ach­te­te, wie die Stock­werk­zah­len im­mer grö­ßer wur­den, und ver­ließ den Fahr­stuhl im neun­und­zwan­zigs­ten Stock­werk, die Wut des Son­nen­flam­mers vor mich ge­r­eckt, ein­ge­schal­tet, ein­satz­be­reit. Auf dem Ka­chel­bo­den des Kor­ri­dors er­blick­te ich Asche. Ich roch Rauch und stell­te mir einen Au­gen­blick lang vor, daß ein an­de­rer Flam­mer schon vor mir hier­ge­we­sen wä­re, daß er schnel­ler ge­we­sen wä­re und mich aus­ge­sto­chen hät­te, wie wir Vi­deo­mäcks eben so kämp­fen.
    Aber ich hör­te Max und sah ihn auf dem Wie­der­ho­lungs­schirm. Die Asche stamm­te le­dig­lich von Mor­rie Blooms Zi­gar­re, sie war fal­len­ge­las­sen wor­den, als soll­te sie ei­ne Spur er­zeu­gen. Ihr wart mit Max im Jagd­flug­zeug, das so­eben das Herz von Maui in ei­ne ko­chen­de La­gu­ne ver­wan­delt hat­te, ei­ne zwei­te Plas­ma­gra­na­te war noch nicht am Bo­den an­ge­kom­men, die Mi­ni­ka­me­ra an ih­rer Spit­ze führ­te euch in die Hit­ze und den Schaum
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