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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: Hans J. Alpers
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ha­ben, je­de Mi­nu­te ver­schwin­den kann. Kei­ner­lei Fein­ge­fühl. Kei­ne Fi­nes­se. Wir könn­ten dein Händ­chen ge­brau­chen, Sid.“
    „Ihr könn­tet die Quo­ten ge­brau­chen, Mor­rie. Seit ich weg bin, seid ihr vier Kom­ma zwei Punk­te run­ter.“
    Es war der Fu­sel­treib­stoff krieg. Wäh­rend ich euch Por­nos ge­füt­tert ha­be, hat­te er sich auf­ge­heizt. Fu­sel­treib­stoff wur­de aus Zucker­rohr ge­go­ren, um das Öl zu er­set­zen, das am Tag, als das zwan­zigs­te Jahr­hun­dert en­de­te, so gut wie ver­qualmt war, bis auf die­se Öl­quel­len im Per­si­schen Golf, in de­nen die ato­ma­re Hit­ze un­se­ren Öl­be­darf wohl noch lan­ge über­dau­ern wird. Wir ha­ben die­se Quel­le mit Atom­bom­ben be­pflas­tert und sie ver­lo­ren, und nach­dem wir dar­aus auch nichts ge­lernt ha­ben, ha­ben wir an­ge­fan­gen, um die Län­der zu kämp­fen, in de­nen Zucker­rohr am bes­ten ge­deiht.
    Ich ging nach Hau­se, nach Ot­tum­wa, im hü­ge­li­gen Sü­den von Zen­tra­lio­wa. Der Ge­fühls­fel­d­emp­fän­ger an mei­nem Ge­rät hat­te einen Dämp­fer, den ich hat­te ein­bau­en las­sen, um die Nach­rich­ten auch se­hen zu kön­nen, oh­ne sie zu fah­ren, so daß ich sie be­ur­tei­len konn­te, oh­ne von der ge­fil­ter­ten und ver­stärk­ten Be­ur­tei­lung ei­ner Mil­li­ar­de an­de­rer Fah­rer be­ein­flußt zu wer­den. Zum ers­ten Mal, seit ich ihn da­mals in Ar­nes auf Sen­dung ge­se­hen hat­te (mein Gott, war das tat­säch­lich schon sie­ben Jah­re her?), sah ich mir Max ob­jek­tiv an.
    Ich sah zu, wie Max von dem Krieg be­rich­te­te, wie die Schmerz­bom­ben hin­ein­qualm­ten und die fei­nen Sma­ragd­la­ser ein Git­ter­netz auf die Ebe­ne leg­ten, wo Sol­da­ten per Sa­tel­li­ten­f­ern­steue­rung tö­te­ten. Ich sah zu, oh­ne mich ein­zu­klin­ken, wäh­rend Max mich mit ei­ner Ma­lai­en­trup­pe auf einen Pa­trouil­len­gang durch einen Zucker­rohr­wald mit­nahm. Ich sah zu, wie ein Schwärm Flie­ger­pfei­le einen Mann zer­fetz­te. Ich sah zu, wie ei­ne Schall­ka­no­ne ein Dorf taub mach­te und den Dorf­be­woh­nern das Fleisch von den Kno­chen schüt­tel­te. Ich sah zu. Ich ließ das Ge­fühls­feld ab­ge­schal­tet und wun­der­te mich, daß ich, wie Ter­ry Nor­ge, nichts emp­fand an­ge­sichts die­ser ent­setz­li­chen To­de.
    Dann klink­te ich das Ge­fühls­feld ein und fuhr es wie ihr, oh­ne Stop­per im Ge­hirn, mein Be­wußt­sein ein Ab­guß für all die Wut und den Schmerz aus der Röh­re.
    „Will­kom­men, Ame­ri­ka“, fühl­te ich ihn sa­gen, „ich bin Max­well Todd. Wenn ihr heu­te fahrt, dann fahrt ihr im Sturm. Wir wer­den uns die Step­pen­feu­er an­schau­en, die jetzt über­all auf­flam­men, und da­bei­sein, wie die ÄQUAT-Na­tio­nen ei­ne nach der an­de­ren ab­bren­nen. Wer­den sie mit dem Fu­sel­treib­stoff ma­chen, was sie auch mit dem Öl ge­macht ha­ben?“
    Die Ener­gie des Ge­fühls­felds pump­te mich hoch. Ich wur­de von ei­nem üb­len Haß durch­flu­tet, der we­nig mit dem zu tun hat­te, was Max Todd sag­te. Wenn ihr in die­sem Au­gen­blick vor mich ge­tre­ten wärt, ich hät­te euch das Ge­hirn aus dem Kopf ge­pus­tet. Ich hät­te nicht ge­dacht, ich hät­te ein­fach nur ge­han­delt!
    Fahrt die Röh­re! Fahrt sie wie ge­schmiert. Fahrt sie nack­tär­schig. Fahrt sie heiß. Fahrt die Schan­de, das Mit­leid, die Lust, die Freu­de.
    Fahrt die Furcht.
    Ver­traut uns. Wir sa­gen euch Be­scheid, wenn ihr ge­nug habt.

7

    Ihr hat­tet nie ge­nug. Je­den Abend wur­de der Krieg schlim­mer, im­mer zur Top­zeit. Je­den Abend fuhr ich mit Max. Ich ent­dämpf­te das Ge­fühls­feld und nahm den vol­len Schub auf. Max, der Vi­deo­mäck; Max, der An­ma­cher; Max, der Crack der TV-Röh­re, der Ein­fah­rer. Die Quo­te war un­glaub­lich. Ich sah die Charts im Pro­gramm der Fi­nance Sat Net Inc. Max’ Zug­kraft, Wer­be­auf­trä­ge zu zie­hen, wur­de in Gi­ga­dol­lar-Stun­den ge­mes­sen. Je­de Nacht zur Nach­rich­ten-Top­zeit brach­te Max der CBA ei­ne Mil­li­ar­de Dol­lar ein.
    Mein Gott, ei­gent­lich soll­te ich heu­len. In zwei Wo­chen hat Max ge­nug Leu­te um­ge­bracht, um Sioux Ci­ty zu be­völ­kern. Mein Gott, ich wuß­te, was sie al­les tun
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