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Kontinuum des Todes

Kontinuum des Todes

Titel: Kontinuum des Todes
Autoren: E. C. Tubb
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er. »Ein Mann, geboren, um unter jenen zu stehen, die durch das Opfer ihres Lebens die Welt verändert haben. Die ihre Mitmenschen aus Schmutz und Schlamm und Unwissenheit befreit haben. Und doch, so frage ich mich manchmal: Wären wir nicht glücklicher, wenn es sie nicht gegeben hätte? Brauchen wir die Sterne so dringend? Müssen wir so weit und schnell reisen? So lange leben, so vieles verändern? Und was ist mit den Fremden auf fernen Welten? Den Chard, den Amphibien auf Hermapolis? Den Venegianern? Den Vogelwesen des Munchian-Nebels? Wären sie ohne das Erscheinen des Menschen glücklicher? Haben Sie einen Grund, Kreutzals Namen zu heiligen?«
    »So ist die Natur«, sagte Varl. »Die Starken überleben.«
    »Das Gesetz des Dschungels.«
    »Es setzt sich durch.«
    »Wer die Macht hat, soll sie ausüben«, zitierte der Kontroller. »Und wer es kann, soll sie behalten.« Er fügte noch hinzu: »Das rauhe Glaubensbekenntnis eines Barbaren, und Kreutzal war tief im Herzen einer. Was sonst ist ein Eroberer? Er hat das strahlende Schwert seiner Erfindung als Herausforderung an jedes empfindsame Wesen im Universum gedacht. Wir sind Menschen! Wir nehmen uns, was wir wollen! Und wenn irgendwo eine Rasse unsere Herausforderung annimmt, was tun wir dann?«
    »Wir kämpfen.«
    »Und unterliegen vielleicht.« Kalif schüttelte den Kopf. »Warum sollten wir eine Ausnahme sein. Vor uns beherrschten große Reptilien die Erde, und wer weiß schon, was oder wer es vor ihnen war? Wie viele Rassen sind schon aufgeblüht und vergangen und haben nichts weiter als unleserliche Kratzer auf ein paar Steinen hinterlassen?«
    Eine Frage, die Varl nicht beantwortete. Statt dessen sagte er: »Ich bin aus einem bestimmten Grund hergebracht worden, und ich denke, es ist Zeit, daß man mir sagt, aus welchem.«
    »Ungeduldig?«
    »Neugierig.«
    »Wie Kreutzal neugierig war. Aber gut – die Maschinen haben Sie ausgewählt«, fuhr Kalif fort. »Unter Millionen von möglichen Kandidaten wurden Sie als der mit den größten Erfolgsaussichten ausgewählt. Deshalb habe ich Sie aus Voltan herausgeholt. Auf Bewährung, könnte man sagen, das ist ein kleiner Unterschied. Muß ich den erklären?«
    »Sie haben mich hereingelegt! Sie …«
    »… haben gelogen?« Kalifs Lächeln verzerrte sein starres Gesicht. »Nein, ich habe nicht gelogen. Und ich biete Ihnen die Wahl an: Arbeiten Sie für uns, oder gehen Sie in Ihre Zelle zurück.«
    Um seine Strafe weiter zu ertragen, um wieder und immer wieder seinen Körper martern zu lassen. Die Alternative war: einen Mann zu finden, der bereits dreihundert Jahre tot war.
     

 
4.
     
    Polar North war mehr als ein Garten. Tief eingegraben in das Eis, war es ein abgeschlossenes Gebilde von der Größe einer Stadt, in der sich das Hauptquartier der Erd-Konföderation befand. Dieses Gebilde verschluckte Varl wie eine Amöbe, die einen Bissen Nahrung umhüllte.
    Hier hatte Varl einen festumrissenen Plan zu erfüllen, der die Essenszeiten in der Kantine genauso enthielt wie seine sportliche Trainingszeit oder die endlosen Stunden vor den Konsolen der Computer, die Unmengen von Daten, die in ihnen gespeichert waren, ausspuckten.
    Ludwig Kreutzal – sein Leben, seine Zeit, die gesamte Umgebung, in der dieser Mensch gelebt hatte.
    Einen Helden hatte der Kontroller ihn genannt. Die Antwort auf Fragen, die seine Zeit bedrängt hatten. Ein Genie.
    Ein Mann, der dreihundert Jahre tot war.
    Einen, den er finden sollte.
    Varl berührte einige Knöpfe und starrte auf die Datenschirme vor sich. Nasir Kalif war kein Narr – und er hatte nicht verlangt, Kreutzal lebendig zu finden. Und doch …
    Worte wanderten über den Bildschirm vor ihm. LUDWIG KREUTZAL. GEBOREN 2197. GESTORBEN VERMUTLICH 2252.
    Vermutlich!
    Die Computer nahmen nichts als gegeben hin – man hatte schließlich niemals seine Leiche gefunden.
    Varl schaltete ab und lehnte sich zurück. Diese Geschichte war etwas, das jeder Schuljunge kannte. Ein Mensch wurde vermißt, wurde Jahrhunderte lang nicht aufgefunden, und nach menschlichem Ermessen mußte er daher tot sein. Was nützte einem aber ein totes Genie?
    Hatte Nasir Kalif Grund zu glauben, daß der Mann noch lebte?
    Der Bildschirm leuchtete wieder auf, Worte und Bilder erschienen, Grafiken beschrieben eine Ära, die den Mann hervorgebracht hatte, der den Schlüssel zu den Sternen gefunden hatte. Es war der Zusammenbruch gewesen, als der Wahnsinn regiert hatte und alte Formen zerstört worden waren.
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