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Kontinuum des Todes

Kontinuum des Todes

Titel: Kontinuum des Todes
Autoren: E. C. Tubb
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Grundtorheiten wie Überbevölkerung, Blindheit der regierenden Politiker, Enttäuschungen der Masse der Menschen hatten dazu geführt, daß sich die Schwachen und Unterdrückten schließlich erhoben hatten.
    Die Bilder von Exekutionen und blutigen Massakern waren nur unscharf zu erkennen – sie waren Kennzeichen einer Epoche, in der die Zivilisation auf der Kippe gestanden hatte. Langsam nur erholte man sich davon, gewann Stabilität zurück, und wieder schaute der Mensch zu den Sternen auf und dem Versprechen, das sie ihm machten: Neue Welten, auf denen man die alten Fehler vermeiden konnte, die Chance, einen neuen Anfang zu wagen. Dies war der große Wunsch damals gewesen.
    Kreutzal hatte die Mittel dazu geliefert.
    Alte Bilder zeigten ihn als hageren Studenten mit tiefliegenden Augen, hervorspringenden Schläfen und flachem Kinn. In allen körperlichen Wettkämpfen hoffnungslos unterlegen, besaß er kaum Freunde, fand er Geborgenheit nur in seinen Büchern. Er paßte sich nicht an. Unerkannt lebte dieser Prometheus inmitten der Menschheit, der er die Sterne zu schenken gekommen war.
    Jetzt huschten die Bilder und Daten im Zeitraffer dahin – viele Jahre lang veränderte sich der Mann nicht, blieb der Eigenbrötler, der er als Schüler und Student gewesen war.
    Dann das Jahr 2229. Der Ort war das Wissenschaftliche Institut in Stuttgart. Mit zweiunddreißig erstellte Kreutzal ein Papier, in dem sich grundlegende Formeln für den Überlichtantrieb fanden.
    Drei Jahre später war der Hypan ein Faktum.
    Varl schaltete das Gerät endgültig aus, ging zu einem Kaffeeautomaten, füllte einen Becher mit dem heißen Getränk und wanderte dann durch die Räume, die hinter denen lagen, in denen er studierte. Um sich herum spürte er geschäftiges Treiben, genoß er die Freiräume, die man ihm gewährte, ließ sich aber durch die freundliche Oberfläche nicht täuschen. Er konnte sich gut kleiden und essen, was er wollte, mußte nicht allein schlafen – trotzdem war diese Riesenstadt ebenso ein Gefängnis, wie er es auf Voltan verlassen hatte.
    »Kurt!«
    Jarl Asner lächelte und blieb stehen, eine Hand zum Gruß erhoben. Schlank und groß war er, seine Haut schimmerte in der Farbe goldgelber Blätter. Varl hatte ihn beim Schwimmen kennengelernt, und er war ein problemloser Kamerad. »Immer noch viel zu tun?«
    Varl nickte.
    »Du schaust müde aus, Mann. Nimm dir Zeit, dich zu entspannen. Wie wär’s mit einer Runde Kartenspiel heute abend? Einige der Jungs finden sich zum Pokern zusammen. Der Einsatz ist hoch genug, um nicht leichtsinnig zu spielen.«
    »Vielleicht.«
    »Ruf mich an, ja?«
    »Wenn ich hinkomme.«
    »Gut, tu das. Ein paar Flaschen sind auch da, so daß es bestimmt lustig wird. Hoffentlich kannst du kommen.« Diesmal erhob er seinen Arm zum Abschied. »Na, dann will ich mal wieder was tun.«
    Ein dezenter Hinweis? Varl sah dem Mann nach, als er sich entfernte. War er wirklich nur ein netter Freund oder ein wachsamer Aufpasser?
     
    Wieder in seinem Sessel angelangt, musterte er einige Minuten das Gesicht Kreutzals auf dem Bildschirm, dann erschienen wieder Worte.
    27. SEPTEMBER 2232. 11.16 WELT-STANDARDZEIT. KREUTZAL FÜHRT DEN ERSTEN HYPAN-TEST DURCH.
    Hinter dem Mann war das schmale, zerbrechlich wirkende Raumschiff zu sehen, unter dessen dünner Haut sich alle Geräte und der Antrieb befanden. Das Herz dieses Antriebs bestand aus Metallen und Kristallen und war dem Gehirn eines Genies entsprungen. Es war das konkret gewordene Ergebnis eines mathematischen Konzepts, das auf einem Paradoxon basierte, das wiederum in der einzigartigen Logik Kreutzals ruhte. Dies war der Schlüssel, der den Käfig aufschließen sollte, den Einstein aufgezeigt hatte, als er die Beschränkungen der Geschwindigkeit des Lichts formuliert hatte. Nichts konnte schneller als das Licht sein. »Bis hierher und nicht weiter«, hatte das orthodoxe Universum laut gesagt.
    Kreutzals Erfindung widersprach dem lautstark.
    Der Wissenschaftler wandte sich um und betrat sein Schiff, und Varl konnte einiges von der Spannung verspüren, die damals geherrscht hatte, auch wenn das dreihundert Jahre her war und er den Ausgang des Unternehmens schon kannte. Unbewußt beugte er sich nach vorn, als sich das Schiff erhob, beinahe in der Luft stehenblieb und dann in einem kurzen Aufleuchten verschwand.
    27. SEPTEMBER 2232. 13.23 WELT-STANDARDZEIT. KREUTZALS ERFOLGREICHE RÜCKKEHR VON SEINEM ERSTEN HYPAN-TEST.
    Einhundertundzwanzig Minuten waren in
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