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Kontinuum des Todes

Kontinuum des Todes

Titel: Kontinuum des Todes
Autoren: E. C. Tubb
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meisten Dinge kann sie aber auch übertrieben werden.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Man sagte mir, Sie schlafen nachts nicht gut?«
    »Ich habe Alpträume.«
    »Natürlich. Man wird sich darum kümmern.«
    »Wer, Major Borken?« Varl sah dem alten Mann in die trüben braunen Augen. »Ich muß Ihnen zu diesem Abgesandten gratulieren.«
    »Sie arbeitet wirkungsvoll.«
    »Handverlesen für diese Aufgabe«, stellte Varl fest. »Sie wußten von meiner Vorliebe für Blondinen, für große, schlanke Frauen. Wozu dieser ganze Aufwand?«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Sie lehnte es ab, mir das zu sagen, meinte, daß Sie mir alles zur rechten Zeit erklären würden.« Varl schaute sich im Zimmer um. »Hier?«
    »Später, jetzt möchte ich Ihnen erst mal meinen Garten zeigen.«
    Der Garten war ein Traum in Eis, in dem mutierte Pflanzen sich an blau-weißen Flächen festkrallten, ihre flammenförmigen Blätter breiteten sich über Eishügeln aus, erhoben sich strahlenförmig aus Unmengen gefrorenen Wassers – Verzierungen, die verschlungene Pfade umschlossen, die sich durch Polar North wie ein Irrgarten hindurchschlängelten.
    »Dies ist ein Ort, an dem man denken kann«, sann Kalif. »Einer, an dem man träumen kann. Fühlen Sie sich wohl?«
    Varl nickte; punktgenaue Wärmestrahlen folgten jedem ihrer Schritte und wärmten sie.
    »Es gab Probleme«, fuhr der Kontroller fort. »Einstmals bedrohten sie sogar die Grundlage unserer Gesellschaft. Die Zivilisation war zu komplex geworden, Fähigkeiten hatten sich zu sehr spezialisiert. Örtliche Schwierigkeiten gingen in einem allgemeinen Muster unter, und in einem Teilgebiet konnten die Leute verhungern, während ein anderes im Überfluß lebte. Kommunikation und Kooperation waren Grundlage einer Lösungsmöglichkeit, aber insgesamt bedurfte es mehr, einer Möglichkeit, die Vielfalt der Kulturen ineinander zu verschmelzen, einer Möglichkeit, den Schock einer neu entdeckten zu verkraften. Die Entdeckung des Hyperantriebs war ein zweischneidiges Schwert.«
    Varl schwieg, als der alte Mann verstummte. Unter ihren Füßen knirschten Eiskristalle, vor ihnen tauchte eine Art Dampfvorhang auf, der etwas im Zentrum dieses Irrgartens zu verhüllen schien.
    »Ein zweischneidiges Schwert«, wiederholte Kalif. »Wir konnten uns auf neuen Welten ausbreiten, aber mit jeder kamen auch neue Probleme auf uns zu. Die Schwierigkeiten im Venegianischen Sektor waren nur einige davon. Davor hatten wir schon ein Dutzend Konflikte, die alle zu unserer Vernichtung hätten führen können. Glück hat uns immer gerettet, aber wir brauchten mehr als das. Die Computer lieferten es uns.«
    »Daten«, sagte Varl. »Vollständige Details über alles überall. Über alle Menschen – jeder wurde registriert. Die Gesetzlosen waren schnell gefunden, die Unangepaßten wurden herausgepickt und unschädlich gemacht. Alle wurden unter ein großes Muster gepreßt.«
    »Kommunikation und Kooperation.«
    Varl zuckte die Schultern. »Es gibt noch ein Wort dafür.«
    »Verweichlichung, Schwächung? Aber was war unsere Alternative? Krieg, Streit, das Risiko, von exotischen Krankheitserregern ausgerottet zu werden. Konformität ist ein Zeichen für jede Zivilisation. Diese Lektion findet man in der gesamten Geschichte wieder.«
    »Und diese Gefahr. Wie viele Zivilisationen sind denn den unzivilisierten Barbaren zum Opfer gefallen? Wie …?« Varl verstummte kurz, brach vor sich einen Eiszapfen ab, der in Kopfhöhe auftauchte. »Drückt man alles unter ein Muster, baut man die Zerstörung desselben gleich mit ein. Was man nicht mehr biegen kann, bricht.«
    »Und?«
    »Fragen Sie Ihre Maschinen, die wissen ja alles. Aber wenn die alles wissen, wozu brauchen wir eigentlich Sie?«
    »Weil eine Maschine niemals mehr kann, als man ihr aufträgt. Wächst sie über ihren vorgesehenen Zweck hinaus, hat man keine Maschine mehr vor sich, sondern Leben. Aber das ist nicht unser Problem. Um Ihre Frage zu beantworten: ich werde gebraucht, weil jemand da sein muß, der den Gesamtüberblick behält. Ich möchte es illustrieren: Auf Hadjo mutierte eine Pflanze und produzierte eine Substanz, die die Schleimhäute im Innern der Nase veränderte. Das war harmlos, aber der Geruchssinn veränderte sich. Als Ergebnis davon ging der Kaffeeverbrauch in diesem Gebiet auf ein Minimum der vorherigen Menge zurück. Keiner wußte, woher das kam, es gab keine handfesten Beweise, man merkte nur, daß immer mehr Pflanzer und Händler in dieser Region
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