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Kontinuum des Todes

Kontinuum des Todes

Titel: Kontinuum des Todes
Autoren: E. C. Tubb
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»Ich habe genug.«
    »Bedienen Sie sich. Ich kümmere mich schon um Sie.«
    »Befehl?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Ich unterhalte mich aber lieber.«
    »Und ich weiß, worüber. Aber vergessen Sie es. Der Kontroller wird Ihnen alles Nähere erläutern, und er wäre nicht sehr erbaut, wenn ich ihm dazwischenfunken würde. Oder wenn ich Ihnen von Polar North erzählte. Bis dahin entspannen Sie sich, Sie sind viel zu verkrampft. Können Sie schwimmen?«
    Sie tobten sich in warmem Wasser aus, schwammen durch einen künstlichen Sprühnebel in eine Abteilung mit eisiger Kälte hinein, wurden von elektronischen Strahlen erfaßt, die sie massierten und in ein beleuchtetes Becken schleuderten, in dem glitzernde Fische und feines Seegras herumschwammen. Später dann spazierten sie auf der oberen Promenade entlang, um den Blick auf durch riesige Scheiben vergrößerte Sterne zu werfen. Schließlich setzten sie sich in einen Garten, in dem es schwer nach nächtlich erblühenden Blumen duftete.
    »Die gesamte Ladung war vergiftet«, sagte Varl unvermittelt. »Wissen Sie, was ein Tenge ist?«
    »Ein Parasit, nicht wahr?«
    »Einer, der einen seltenen und teuren Duft hervorruft. Nicht einfach ein Parfüm, sondern einen Geruch wie ein Lockstoff, den bestimmte Tiere absondern. Strömt eine Frau diesen Geruch aus, ist sie für jeden Partner unwiderstehlich, den sie sich wünscht. Und keine Frau könnte umgekehrt einem Mann widerstehen. Die Pui-Chi haben eine Ladung davon an Bord versteckt gehabt und irgend etwas ging schief – man hatte sich verrechnet, die Dinger schlüpften vor ihrer Zeit aus.«
    »Parasiten«, sagte die Frau. »Ich fange an, zu verstehen.«
    »Sie benutzen lebende Wesen als Gastkörper. Wenn sie schwanger werden, geben sie ihre Eier in den Blutkreislauf ab. Einmal im ganzen Körper verteilt, ist der Tod des Gastkörpers unausweichlich.«
    »Aber frisch geschlüpfte Eier?«
    »Man benutzte einen Hund, um sie zu transportieren. Er wäre am Leben geblieben, während man ihn langsam von innen zerfressen hätte. Die Leute, die ich umgebracht habe, sollten die Ladung bewachen. Was hätten Sie an meiner Stelle getan?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht dasselbe – nein, mir fehlt Ihr Mut dazu. Bin ich deshalb ein Feigling?«
    »Nein. Sie hätten genauso gehandelt, hätte sich Ihnen das Problem gestellt!«
    »Ich wünschte, ich wäre da so sicher wie Sie.« Ihre Hand fand die seine, ihre Finger schlossen sich, fühlten sich angenehm warm an.
    »Sie haben also die Ladung vernichtet – aber warum haben Sie nicht erzählt, was vorgefallen war?«
    »Das habe ich, aber ich hatte zu gut aufgeräumt – es waren keine Beweise mehr da«, erklärte er. »Mein Wort stand gegen das der Pui-Chi, und den Lügendetektortest lehnte man wegen meiner speziellen Weltraum-Konditionierung ab.«
    »Jetzt ist aber alles vorüber«, sagte sie.
    »Wirklich?« fragte Varl bitter.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich bin aus dem Gefängnis heraus, aber ich muß den Preis dafür noch zahlen. Wie lange muß ich zahlen?«
    »Vielleicht Ihr ganzes Leben lang«, antwortete sie. »Aber Sie erhalten einen Ausgleich dafür.«
    Später, in der kuscheligen Wärme ihres Bettes, berührte sie sanft seinen Körper und merkte, daß er wie ein Kind schlief. Bevor es aber noch hell wurde, weckte er sie durch seine verzweifelten Schreie.
     

 
3.
     
    Nasir Kalif war einhundertzweiunddreißig Jahre alt, aber dank einiger Kunstgriffe hatte er eine Barriere gegen die Last der Jahre errichtet: das mechanische Herz, das in seiner Brust schlug, die Chemikalien, die sein Blut reinigten, die frischen Organe, die die alten ersetzt hatten … Nur sein Gehirn war bisher unberührt geblieben. In diesem einzigartigen Organ befand sich der Verstand, der ihm die Macht verliehen hatte, Kontroller der Erd-Konföderation zu werden.
    Jetzt sagte er zu Varl: »Man wird Sie später noch vollständig geistig und körperlich untersuchen, aber jetzt sagen Sie mir nur, wie Sie sich fühlen.«
    »Erleichtert.«
    »Weil Sie Voltan verlassen durften? Ich verstehe Ihre Empfindungen. Eine sanfte, geistesverwandte Welt, die allerdings mit seltsamen Gewohnheiten behaftet ist.«
    »Die man von der Erde importiert hat.«
    »Richtig.« Kalif machte eine Geste mit seiner kleinen, einer Vogelkralle ähnlichen Hand. »Die Konföderation umschließt viele Welten, und auf jeder haben wir sozusagen unseren Stempel hinterlassen. Subjektive Bestrafung hat einiges Wünschenswerte für sich, wie die
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