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Kontinuum des Todes

Kontinuum des Todes

Titel: Kontinuum des Todes
Autoren: E. C. Tubb
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werdend, immer wieder herumgeschickt, bis sie wie ein gespensterhaftes Wispern in der Luft hingen. Varl hörte das Kratzen von Schuhen auf Metall, das dumpfe Stampfen nackter Füße, das Rauschen von Wasserhähnen, das Klicken von Schaltern und Hebeln; manchmal bildete er sich sogar ein, das Knistern und Rauschen von Elektronen in einem Kabel zu hören oder das leise Knistern eines Kammes, der durch seidenes Haar fuhr.
    Oder er hörte die Schreie seiner letzten Bestrafung.
     
    Die Geschichte der Menschheit war voll mit teuflischen Erfindungen, die man sich zur Qual von Menschen ausgedacht hatte. In früheren Zeiten hatten Könige und Kaiser ihre Opfer mehrmals sterben lassen – durch Strecken, Hängen, Vierteilen, Foltern aller Art.
    Jetzt hatte man die ultimate Möglichkeit gefunden, einen Menschen zu martern. Das Opfer konnte wieder und wieder den Schrecken der Hölle ausgesetzt werden – die Strafe konnte dem Verbrechen so optimal angepaßt werden, wie es sich die Vertreter alter Gerechtigkeitswerte gar nicht erträumt hatten.
    Varl zuckte fast unmerklich zusammen, konzentrierte sich auf einen Krampf in seinem rechten Oberschenkel, dann auf einen zunehmenden Schmerz in seinem linken Gesäßteil. Dabei veränderte er seine Haltung so geringfügig, daß sie jeder mögliche Bewacher eigentlich nicht hätte wahrnehmen dürfen. Und man bewachte ihn, da war er sicher. Irgendwo saß jemand vor einem Monitor, registrierte seine Reaktionen, machte sich Aufzeichnungen, sammelte Daten, die zur Grundlage einer Einschätzung gemacht wurden.
    An seiner Schulter spürte er eine neue Vibration – es schien, als nähere sich jemand seinem Quartier. Vielleicht galten die Schritte aber einer anderen Zelle, vielleicht war es der Routinebesuch eines Arztes oder Beamten bei einem der Unglücklichen, die, wie meist, vergeblich versucht hatten, sich umzubringen. Die Kleidung, die die Gefangenen trugen, war zu dünn, um einer schweren Belastung standzuhalten, und nur wenige hatten das Wissen oder die Entschlossenheit, sich mit ihrer eigenen Zunge zu ersticken.
    Varl strengte alle Sinne an, als die Geräusche näher kamen; Hoffnung keimte in ihm auf, als seine Überzeugung wuchs, daß sie seiner Zelle galten. Da kam nicht nur einer, nicht einmal nur zwei – er zwang sich zur Ruhe, als er die Schritte von drei Leuten ausmachte. Einer würde in die Zelle hereinkommen, einer direkt davor draußen stehenbleiben, der dritte sich irgendwo in größerer Entfernung aufhalten, um die Situation beobachten zu können. Varl würde einen, vielleicht zwei Wachen töten können, aber der dritte würde ihn niederschießen, bevor er ihn erreicht hatte. Es sei denn, der Mann konnte in die Zelle gelockt werden, konnte veranlaßt werden, seine Aufmerksamkeit für kurze Zeit aufzugeben – wenn die Gelegenheit kam, würde Varl sie nutzen!
    Mit geschmeidigen Bewegungen glitt er von seinem Bett, gerade als die Schritte draußen verstummten. Langsam ging er dann zu Boden, wälzte sich herum, griff sich an die verletzte Stelle an seinem Kopf und blieb dann ausgestreckt am Boden liegen.
    »Vorsicht!« Der ältere der beiden Männer in der Tür stieß diese Warnung aus. »Er ist ein Killer, denk immer daran. Auf kein Risiko einlassen.«
    »Gib mir Deckung.« Der Angesprochene betrat die Zelle und beugte sich über die leblose Gestalt am Boden. »Er ist bewußtlos. Ein spätwirkender Schock, denke ich, und die Wunde am Kopf dürfte auch dazu beigetragen haben.«
    »Vielleicht blufft er.« Der ältere Soldat schaute zu der Leuchtplatte in der Decke hinauf. »Überprüfung der Aktivitäten der letzten Minuten durchgeben!«
    »Der Gefangene verhielt sich still, nachdem er das Bewußtsein wiedererlangt hatte«, antwortete der unsichtbare Wächter über einen Lautsprecher in der Decke. »Er schien ein wenig benommen zu sein und saß da, als meditiere er. Hat etwas geschlafen, nehme ich an. Zumindest habe ich keine Bewegung an ihm bemerkt.«
    »Absolut keine?«
    »Nicht, während ich ihn beobachtet habe. Ich muß mich noch um fünfzig andere auf meinem Bildschirm kümmern.«
    »Was geschah, während wir uns näherten?«
    »Er erhob sich von seinem Bett und wollte zur Schüssel hinübergehen. Ich vermute, er war durstig. Dann hielt er inne, schaute zur Tür und fiel zu Boden. Es könnte ihm plötzlich schlecht geworden sein – schließlich hat er es in letzter Zeit nicht leicht gehabt.«
    »Der Bastard hat es ja herausgefordert!« Der Soldat schaute zu seinem
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