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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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pflegte er zu verbergen. Auch das war ein Faktor, der zumindest den Priestern des Sehenden Calthur bekannt war. Wenn sie es aber wußten, wußten es auch unsere unbekannten »Freunde«.
    »Ziemlich viel Aufwand, was?« meldete sich der Kleine.
    Ich sah mich um. Die Fähre war jenseits der ersten Gebirgsausläufer in der Albara-Senkung gelandet. Hier herrschte grelles, in den Augen schmerzendes Licht.
    Weiter links begannen die von ehemaligen Atomexplosionen aufgeworfenen Klippen, an die sich übergangslos die Steilhänge der Shonian-Berge anschlossen. Sie ragten bis zu sechstausend Meter hoch in den Weltraum, der sofort über der luftleeren Mondoberfläche begann.
    Dort erblickte ich tintenschwarze Schluchten, in die kein Lichtstrahl hineinfiel. Wo es keine Gashülle gab, entstand auch keine Lichtverteilung. Absolute Schwärze und grellstes Licht waren direkt benachbart.
    Zwischen den Klippen lag unser Ziel. Davor aber standen flache Körper, die Hannibal soeben als aufwendig bezeichnet hatte.
    Es waren die modernen Panzer der Monddivision; jene Ungetüme, die sich nicht nur mit Hilfe ihrer Ketten voranbewegen konnten, sondern auch auf einem energetischen Plasma-Prallkissen, das durch die thermische Umwandlung angesaugter Staub- und Gesteinsmengen erzeugt wurde.
    Einige der Panzerkommandanten hatten bereits auf Prallfeldantrieb umgeschaltet. Unter den Stahlböden ihrer Wagen waberte das Lohen das Plasmadüsen. Die Panzer waren teilweise mit Energiegeschützen aus der marsianischen Hinterlassenschaft ausgerüstet. Ich verstand daher Hannibals Bemerkung folgerichtig.
    Der Kleine hakte auch sofort in meine Überlegungen ein.
    »Wenn sie sich zu einem Feuerstoß hinreißen lassen, egal ob der Alte oder sonstige GWA-Leute dicht neben uns stehen, sind wir erledigt.«
    »Das werden sie nicht«, beruhigte ich ihn. »Der Aufmarsch ist notwendig. Wir dringen in ein Gebiet vor, das der GWA angeblich noch unbekannt ist. Das riskiert General Reling nur, wenn er den Sektor vorher genau abgesucht hat. Das aber erfordert ein entsprechendes Truppenaufgebot.«
    »Meinetwegen. Aber eine Panzerbrigade und eine halbe Raumlandedivision braucht man dazu nicht. Das fällt auf.«
    »Im Gegenteil«, behauptete ich. »Noch mehr wäre besser. Ein Mann wie Reling muß mit dem Eingreifen marsianischer Kampfmittel rechnen. Uns zwei Banditen könnte er einem einzigen aktiven GWA-Schatten anvertrauen, der würde mit uns fertig werden. Wer aber garantiert dem Alten dafür, daß Toterlay nicht zu ungewöhnlichen Tricks greift? Was ist, wenn plötzlich marsianische Kampfroboter aufmarschieren?«
    »Okay, ich lasse mich widerwillig überzeugen. TS-19 soll seine zwanzig Mann nur weit genug entfernt postieren. Vorsicht, das ist Relings Auftritt.«
    Ich drehte mich nicht um, als seine Stimme hörbar wurde.
    »Captain TS-19, sorgen Sie dafür, daß Toterlays Knotenstock sofort zur Nachuntersuchung in die Fähre gebracht wird.«
    Ich sprang die letzten Meter der Rampe hinunter und stemmte die Füße in den Mondboden. Eine Staubwolke erhob sich kugelartig, verwehte aber nicht, sondern schlug sich langsam wieder nieder.
    Ich blickte in die Mündung einer typischen GWA-Waffe; einer Thermorak-Automatik. TS-19 hatte blitzartig gezogen.
    »Ihren Stock, Professor. Mit zwei Fingern umfassen, nirgends draufdrücken und dem Soldaten vorsichtig überreichen. Sofort!«
    Wer diese Stimme hörte, fragte nicht lange nach dem Warum. Marcus Owen Toterlay hätte es jedoch sicherlich getan.
    »Ihr seid wohl völlig wahnsinnig geworden?« tobte ich. »Was soll das? Der Stock ist von etwa hundert eurer wissenschaftlichen Narren begutachtet worden. Soll jetzt plötzlich eine Bombe drin sein?«
    »Das werden wir sehen«, erklang Relings Stimme erneut. »Wir wollten Ihnen Gelegenheit bieten, den seltsamen Stock jener Strahlung auszusetzen, die in diesem Sektor noch immer herrscht. Wissen Sie, Toterlay, so klug wie Sie sind wir schon lange! Die Kristallaugen des geschnitzten Grisly-Kopfes reagierten nämlich auf bestimmte Versuche. Liefern Sie den Stock ab. Sie werden ihn auf keinen Fall mit in die Klippen nehmen.«
    Als ich mich weigerte und den Stock zum Schlag ausschwang, fuhren Feuerlanzen aus der Waffe von TS-19. Toterlays Knotenstock – selbstverständlich eine Nachahmung, die uns viel Geld gekostet hatte – zerbarst einen halben Meter über meiner Rechten. Bruchstücke flogen davon.
    Nun ließ ich die Überreste fallen und blieb reglos stehen. Der erste Schachzug war getan

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