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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
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meine Floßfahrten — hüpf — wie ich Löwe begegnet bin — hupf — und in Seenot geriet — hupf — und endlich gerettet wurde — hupf — und wie froh ich war, als ich wieder — hupf — festes Land unter den Füßen hatte, weil es — hupf — gar nicht angenehm ist zu ertrinken — hupf — und ich sollte vielleicht doch hier bleiben — hupf — um Nenepapa und Nenemama zu sagen — hupf — daß du weggesegelt bist, aber bis zum Abendbrot — hupf — wieder zu Hause sein wolltest — hupf.«
    Nenekiki war inzwischen am Zaun hinter den Hütten angelangt, und Ka hatte den letzten großen Hupfer auf eine Latte getan.
    Nun rollte Nenekiki drei gute, feste, nicht zu lange und nicht zu dicke Baumstämme nacheinander den Strand hinab ins Wasser.
    »Ein Floß ist eine sehr nützliche Sache«, redete sie emsig weiter. »So ungefähr die sicherste Art, zur See zu fahren, die es gibt. In einem Floß kann es keine Löcher geben, ein Floß kann nicht untergehen.«
    Nenekiki stieg ins Wasser, um starke Schnur um die Stämme zu flechten und sie miteinander zu verbinden. Bald lag ein seetüchtig aussehendes Floß im Wasser.
    »Du brauchst noch ein Segel!« sagte Ka. »Und ein Ruder zum Steuern!«
    »Schon dran gedacht!« antwortete Nenekiki. »Hier ist ein schöner verzweigter Ast, den stecke ich in die breite Ritze in der Mitte des Floßes, und dann hole ich mir das neue Bettlaken von Nenemama — und als Ruder nehme ich den Deckel von der Kiste, in dem die Schnur lag.«
    Sie machte alles, was sie sagte — und bald blähte sich ein weißes, großes Segel über den verzweigten Seitentrieben des Astes in der Mitte des Floßes, an den zwei oberen Ecken mit großen Sicherheitsnadeln befestigt. Nenekiki bestieg ihr Floß, indem sie sich mit dem Brett, das einmal ein Truhendeckel gewesen war, vom Land abstieß.
    Ka saß in der Astgabel hinter dem Segel, das sich mit Wind füllte und das Floß langsam aufs offene Meer hinaustrieb.

    Nenemama und Nenepapa konnten die Ausreißer nicht sehen. Zwischen ihnen erhob sich die Insel. Sie waren aber auch viel zu beschäftigt damit, Fische zu fangen. So segelte Nenekiki mit Ka unbemerkt davon.

Ein Floß ist nur so gut wie seine Taue

    Nenekiki war einen ganzen Nachmittag lang gesegelt und hatte die Sonne untergehen sehen. Das sah zwar sehr malerisch aus, aber Ka hatte nur sachlich gesagt: »Es wird Nacht, und da ist es besonders unangenehm auf See.«
    »Schlaf!« hatte Nenekiki gemeint und sich unter dem Segelmast zusammengerollt.
    Es war bald sehr dunkel, wie es in ganz finsteren Nächten zu sein pflegt, in denen kein Mond scheint.
    Ka hatte es sich in der Astgabel des Mastes gemütlich gemacht, soweit es das Laken zuließ, das als Segel benützt wurde, denn es schlug ihm, immer wenn der Wind etwas nachließ, auf die Schwanzfeder, und dann kippte er beinahe vornüber.
    Da er sich ein wenig fürchtete, krächzte er laut in die Nacht ein selbstgedichtetes Lied:

    » Ich bin ein bunter Kakadu
    und segle ohne Rast und Ruh
    des Tags und Nachts und immerzu ...«

    »Sei still!« brummte Nenekiki. »Ich will schlafen!«
    »Das möchte ich auch«, sagte Ka, war aber nicht still, sondern erinnerte sich an das Lied »Weißt du, wieviel Sternlein stehen?«, und weil ihm die Erinnerung tröstlich war, sang er alle Strophen, die er noch konnte.
    Nenekiki dachte erst, sie würde so — mit dem nassen, harten Bett unter sich und dem brabbelnden Kakadu über sich — bestimmt kein Auge zutun, aber da sie sehr müde war, schlief sie endlich doch ein.
    Es war eine milde Nacht, wolkenlos, und kein Sturm war zu befürchten. Das Floß, das sich Nenekiki gebaut hatte, bestand aus sehr dicken Baumstämmen, die sie mit sehr guter Schnur zusammengebunden hatte. Leider war die Schnur noch niemals im Wasser gewesen und wußte nicht, wie sie sich darin benehmen sollte. Sie saugte begierig alles Wasser auf und wurde davon ziemlich dick. Zuerst ging alles ganz gut. Aber als es viele Stunden ganz gut gegangen war, fanden die einzelnen Fasern nicht mehr genug Halt aneinander, weil überall zwischen ihnen Wasser war. Und so kam es, daß die Schnur immer weicher und weicher und lockerer und lockerer wurde — schließlich begannen sich die Baumstämme voneinander zu trennen und einzeln davonzutreiben. Das war am frühen Morgen, als es schon wieder dämmerte, und als Nenekiki aufwachte, weil sie nicht mehr nur einen nassen Po hatte, sondern bis über beide Ohren im Wasser lag — und zu der Sekunde, als sich der
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