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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
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sehe, der ist ein gräßlicher bernsteingelber Kater.« »Hol’s der Deibel — huck«, sagte Vater Schluckauf. »Das ist aber mal eine große Gesellschaft auf unserer Insel.«
    »Ich habe mir etwas Herrliches ausgedacht!« sagte Dok. »Heute nacht feiern wir ein großes Fest am Fuße des Leuchtturms, mit Lampions und Lagerfeuer...«
    »Und ’ner Menge selbstgebrauten Punsches«, bekräftigte Onkel Guckaus.
    »Hurra!« riefen Kim, Pips und Nenekiki.
    »Merkwürdig«, murmelte Wu, »ich hab so einen unangenehmen Vorgeruch in der Nase!«
    »Sollte mich nicht wundern, wenn du den Geruch dieses bernsteingelben Katers meinst, den ich hier leider vor mir sehe«, meckerte Zie.
    »Ph«, fauchte Schipp, machte einen Buckel und drehte der Ziege seinen hoch erhobenen Schwanz zu.

Verschiedene Begegnungen

    Nenemama und Nenepapa hatten sehr schlecht geschlafen; sie waren immer wieder aufgestanden und an den Strand gelaufen, um nachzusehen, ob es ein Lebenszeichen von Nenekiki und Ka gäbe. Deshalb waren sie überglücklich, als Möwe ihnen berichtete, daß Nenekiki und Ka auf der Leuchtturminsel waren.

    Möwe hielt sich nicht lange bei Nenepapa und Nenemama auf — gerade nur so lange, wie sie brauchte, um ein gutes, reichhaltiges, stärkendes Dankeschönfrühstück zu verspeisen. Dann schwang sie sich wieder in die Luft.
    Sie flog so dahin und war sehr erstaunt, als sie plötzlich neben sich ein leises brummendes Geräusch vernahm: Ein zigarrenförmiger Ballon schwebte, von einem Propeller angetrieben, durch die Luft. Unter dem Ballon hing ein Korb, der vorne und hinten aufgeschlitzt war. Durch den hinteren Schlitz steckte ein Krokodil seinen langen Schwanz und durch den vorderen seinen langen Kopf. Mit seinen Vorder- und Hinterfüßen krallte es sich in das Korbgeflecht. Auf seinem geschuppten Rücken saß ein graukarierter Herr, der einen Zylinder auf dem Kopf trug und neben sich zwei große schwarze Koffer stehen hatte.
    »T-t-t«, machte Möwe. »Da sehe ich euch ja endlich wieder! Ich hätte immer schon gern gewußt, was das für ein seltsames Luftfahrzeug ist, das ihr da benutzt.«
    »Aus dem Weg!« sagte Mister Knister und kickte das Krokodil in die Seite.
    »Pfühhh«, machte Krodi durch die Nasenlöcher und schielte aus den Augenwinkeln zu Möwe, die sich nicht um Mister Knisters unfreundliche Worte kümmerte, sondern sich auf Krodis Nase niederließ.
    »Es ist ein Krozeppon!« sagte Krodi.
    »Ein was?«
    »Ein Krozeppon! Hast du noch nie etwas von einem Krozeppon gehört?«
    »Noch niemals.«
    »Es gibt auch nur dieses eine«, sagte Krodi. »Es heißt: Krokodil-Zeppelin-Ballon. Kro-zepp-on.«
    »Du sollst nicht schwatzen!« schrie Mister Knister unwirsch gegen den Motorenlärm und den Wind an und kickte das Krokodil wieder.
    »Warum läßt du dir das gefallen?« fragte Möwe auf der Nase des Krokodils leise in dessen Ohr hinein.
    »Er ist mein Herr!« flüsterte das Krokodil. »Und ich bin so entsetzlich träge und gutmütig. Er ist das einzige Wesen, das sich um mich kümmert. Ich bin sonst ganz allein!«

    »Ach«, sagte Möwe, »kennst du außer dir keine Krokodile auf der Welt?«
    »Ich habe große Sehnsucht danach!« flüsterte das Krokodil. »Nach einer netten Krokodilfrau. Vielleicht weißt du eine? Ich bin nämlich schon als kleines Kind gefangen worden, und deshalb hatte ich keine Gelegenheit, Bekanntschaften zu machen!«
    »Ich werde mich für dich umsehen!« sagte Möwe. Sie gab sich einen Schubs und flog weiter zur Leuchtturminsel.
    »Du hast es gut! — Aua!« rief Krodi. Das »Aua« galt Mister Knister, der es wieder gekickt hatte.
    »Du sollst aufhören zu schwatzen!« sagte Mister Knister. »Dein Glück, daß diese törichte plappernde Möwe weggeflogen ist. Wer weiß denn, ob dieses unnütze Tier nicht zufällig den Doktor und seine Freunde auf der Leuchtturminsel kennt. Du bist wirklich unvorsichtig.«
    Mister Knister lüftete vorsichtig seinen Zylinder und zog unter ihm eine Landkarte hervor, die er vor seinem Bauch auf dem Rücken des Krokodils entfaltete. Es war die bekannte Meer-Land-und-Sterne-Reisekarte.
    »Ein wenig mehr links, nach Nordwesten!« befahl Mister Knister dem Krokodil. Es knirschte kaum hörbar mit den Zähnen und verschob die Schwanzspitze hinten ein wenig nach rechts, so daß das Krozeppon seine Ballonnase vorne ein wenig nach links wendete, der im Nachmittag stehenden Sonne zu.
    »Es wird nicht mehr lange dauern, und wir erreichen die Leuchtturminsel!« brummte Mister
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