Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Segelmast, auf dem Ka hockte und »Willkommen, goldner Morgenstern« sang, bedenklich nach vorne neigte und das Segel und Ka ins Wasser tunkte.
    »Hilfe!« schrien Nenekiki und Ka wie aus einem Mund, soweit sie vor lauter Wasser überhaupt schreien konnten. Ka krabbelte auf einen Stamm und sah von dort Nenekiki heftig um sich schlagen. Er schrie ihr zu: »Versuch heraufzuklettern!«

    Nenekiki versuchte, sich hinaufzuziehen, aber als sie fast oben war, war der Teil des Stammes, der bisher in den Himmel geschaut hatte, plötzlich im Wasser und Nenekiki und Ka mit ihm. Zwar versuchten Nenekiki und Ka sofort wieder hinaufzukrabbeln, aber viele Male drehte sich der Stamm unter ihnen — und als sie es endlich
    geschafft hatten und oben saßen, waren sie beide so erschöpft, daß Nenekiki sich vornüber auf den Stamm legte und einschlief und Ka auf ihrer Schulter dasselbe tat.
    So trieben sie schlafend auf einem Baumstamm in den Morgen.

Seltsamer Fang im Netz

    Vater Schluckauf, der — wie man weiß — gar niemandes Vater war, sondern nur so genannt wurde, war am Abend zuvor mit seinem Segelboot von der Leuchtturminsel aus in See gestochen. Er hatte sein Netz mit der richtigen Art von Löchern, in denen sich die großen Fische fingen und die kleinen durchschlüpfen konnten, an das Boot gebunden und hinter sich hergeschleppt. So war er — »huck« — fröhlich und vergnügt durch die Nacht gesegelt und war eingeschlafen in der angenehmen Erwartung, am nächsten Morgen mit einem Netz voller dicker Fische aufzuwachen.
    Er war am nächsten Morgen auch aufgewacht, aber nicht mit einem Netz voller dicker Fische, sondern mit einem Netz voll eines Baumstammes, auf dem ein schwarzes Mädchen schlief, zwischen dessen Schulterblättern ein Kakadu hockte.

    Kein Wunder, daß sich Vater Schluckauf erst einmal einen tüchtigen Schluck aus der stärkenden Flasche mit Allwetterseemannstrank genehmigte, die Augen rieb und »Hol’s der Deibel — huck!« ausrief.
    Davon erwachte Ka, der gerade ganz angenehm geträumt hatte, schüttelte sein Gefieder und krähte: »Willkommen, goldner Morgenstern!«
    »Willkommen!« antwortete Vater Schluckauf verstört, machte noch einmal »huck« und trank einen weiteren Schluck. Nun sah er schon etwas klarer. »Mich hat noch niemand Morgenstern genannt«, sagte er.
    Nenekiki erwachte auch, richtete sich auf — und der Stamm drehte sich wieder zur Seite, so daß Nenekiki wieder im Wasser lag und Ka mit ihr.
    »Euch hab ich doch schon mal gesehen?« murmelte Vater Schluckauf, verlor aber nicht viel Zeit mit Reden, sondern zog sein Netz mit dem zappelnd schwimmenden Fang an Bord.
    »Gerettet!« seufzte Ka.
    Und Nenekiki tat einen kräftigen Nieser, bevor sie Vater Schluckauf um den Hals fiel.

    Genau in diesem Augenblick rief eine heisere Stimme von oben: »Nanu, wie kommt ihr denn hierher?« Es war Möwe, die sich in der frühen Morgenstunde ein Frühstück suchte. Und weil sie schon ziemlich viel mit Kindern erlebt hatte, die von zu Hause ausgerissen waren, fragte sie ganz harmlos: »Nenepapa und Nenemama wissen natürlich, wo du bist?«
    »Ach nein«, rief Nenekiki, die wirklich ein schlechtes Gewissen hatte. »Wie wäre es, wenn du es ihnen sagtest?«
    »Meinetwegen«, krähte Möwe. »Vermutlich werden sie sich darüber freuen und mich mit einem köstlichen Frühstück belohnen.«
    Sie flog davon.
    Vater Schluckauf aber fuhr Nenekiki und Ka auf die Leuchtturminsel.

Was brummt, das landet

    Onkel Guckaus steckte Nenekiki ins Bett, denn sie nieste ziemlich oft.
    Ka plärrte: »Hättest du nur auf mich gehört — ich hatte gleich so ein ungutes Gefühl.«
    »Gar nicht wahr! — Hatschi«, machte Nenekiki.
    Onkel Guckaus saß in seinem Lehnstuhl und schlief. Denn es war heller Tag, und da pflegen manche Leuchtturmwärter zu schlafen.
    Unten im Stall stand Zie, die Ziege, vor ihrer Krippe mit Körnern und meckerte leise: »Kaum kommt mal Besuch, dann ist er krank und muß ins Bett! Das paßt wieder einmal so richtig zu dieser schrecklichen, einsamen, verlassenen kleinen Insel. Hier geschieht auch nie etwas.«
    Zie irrte sich aber. Es geschah nämlich, daß ein leises Brummen näher kam, laut knatternd auf der Wiese vor Vater Schluckaufs Kate landete und Doks rotes Flugzeug war.
    Nacheinander sprangen Pips, Kim, Dok, Wu und Schipp heraus.
    »Natürlich«, meckerte Zie. »Wenn sich hier schon mal etwas Schönes ereignet, dann ist bestimmt ein großer Ärger dabei. Und der große Arger, den ich da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher