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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Wohnkammer und starrte beklommen auf die Straße hinaus. Ihm war hundeelend zumute. In jedem Passanten, der draußen auf dem Gehsteig vorüberging, witterte er einen erbarmungslosen Mörder. Bei jedem Schritt, der sich dem Haus näherte, zuckte er erschreckt zusammen. Er befand sich ganz allein in der ehemaligen Garage. Kein Mensch, der ein ermunterndes Wort zu ihm gesprochen hätte. Niemand, der ihm Gesellschaft geleistet hätte. Obwohl er genau wußte, daß sein Haus ständig unter scharfer Kontrolle lag, fühlte er sich nicht getröstet. Er zitterte vor Angst. Seine Nerven waren völlig durcheinander. Sein ganzes Gemüt beugte sich hemmungslos verdüstert unter der Qual der schier endlosen Wartezeit. Dabei brauchte er nur ein Fenster zu öffnen, um sich davon zu überzeugen, daß Inspektor Holly anscheinend ganze Arbeit geleistet hatte. Zwei Detektive verbargen sich unauffällig in einem Obstladen und einem Zeitungsstand. Zwei andere besserten ein Firmenschild auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Inspektor Holly selbst hatte sein Quartier in einer Privatwohnung bezogen, die in unmittelbarer Nähe der ausgebauten Garage lag. So konnte eigentlich nichts schief gehen. Nach menschlichem Ermessen mußte John Griffin völlig ahnungslos in die Falle gehen. Aber merkwürdigerweise wollte Dave Coogan nicht daran glauben. Er hielt John Griffin für unüberwindlich. Ja, er glaubte fast, daß er mit übermenschlichen Kräften ausgestattet sei. Schon, wenn er den gefürchteten Namen leise vor sich hin flüsterte, rannen eisige Schauer über seine Haut. Wenn doch endlich der Abend käme, dachte er zermürbt. Wenn nur diese entsetzliche Stunde schon vorüber wäre. Ich könnte mich dann in eine Kneipe setzen und diese lähmende Angst mit einem Schnaps hinunterspülen. Ich wäre der glücklichste Mensch in ganz Aberdeen, wenn John Griffin bereits hinter Schloß und Riegel säße. Doch das werde ich sicher nie erleben. Über die Dächer der verwahrlosten Straße senkte sich die Dämmerung. Es wurde Abend. Die ersten Laternen flammten auf. Matt spiegelte sich ihr Licht in den großen Wasserpfützen.
    Noch eine Stunde, grübelte Dave Coogan nervös. Noch sechzig Minuten. Dann wird John Griffin vor diesem Fenster auftauchen. Sicher hat er jetzt bereits meinen Tod beschlossen. Er wird genau wissen, wer ihm die Polizei ins Bourdinghouse schickte.
    Ein leises Geräusch in der hinteren Kammer ließ Dave Coogan jäh herumfahren. Aus seinem verzerrten Gesicht wich alle Farbe. Zitternd hielt er sich an der Mauerwand fest.
    „Wer ist da?“ rief er furchtsam. „Hallo, ist da jemand?“ Er fühlte sich unfähig, einen Schritt zu tun. Aus weit aufgerissenen Augen stierte er auf die halbgeöffnete Verbindungstür. Er hörte einen tastenden Schritt, ein leises, ersticktes Lachen. Im nächsten Augenblick tauchte das: undurchdringliche Gesicht John Griffins aus dem Dämmerlicht. Zwei kalte, stechende Augen blickten wachsam und lauernd durch das öde Zimmer. Dave Coogan starrte seinen Besucher an, als sähe er ein Gespenst. „Wie sind Sie denn in das Haus gekommen?“ fragte er lallend. „Ich dachte, Sie würden wie immer von der Straße her...“
    „Das ging leider nicht“, sagte John Griffin mit harter Stimme. „Auf der Straße hätte mich die Polizei erwartet. Ich sollte ahnungslos in die Falle gehen, nicht wahr? Das war doch Ihre Absicht, wie? Warum hätten Sie sonst die Bobbies zu Hilfe gerufen?“
    „Das habe ich nicht getan“, würgte Coogan mühsam hervor. „Ich habe Sie bestimmt nicht verraten. Ich habe keine Silbe von unserer...“
    Er brach erschreckt ab. Seine Augen hefteten sich auf John Griff in, der wie ein geschmeidiges Raubtier näher kam. Seine Schritte verursachten nicht das geringste Geräusch. Er ging wie auf Katzenpfoten. Langsam streckte er die Hände vor.
    „Ich habe doch nichts getan“, stammelte Dave Coogan in wahnsinniger Angst. „Sie verdächtigen mich zu Unrecht. Hier ist Ihre Tasche. Ich habe sie nicht angerührt.“
    Sein Gestammel war völlig sinnlos. Er wußte es. Und dennoch sprudelten seine Worte immer weiter. Er lallte wie ein Irrer. Er war kaum noch bei klarer Besinnung. Seine Gedanken irrten gehetzt auf und ab. Ich muß das Fenster aufreißen, dachte er verzweifelt. Die Polizei ahnt nichts davon, daß ein Mörder bei mir im Zimmer ist. Ich muß sie alarmieren! Ich muß laut um Hilfe schreien! Noch jetzt, in dieser Sekunde, ehe es zu spät ist! Das alles wollte er tun. Aber er kam nicht
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