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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Abwesenheit das Zimmer durch und fand im Anzug eine Photographie. Es war das Bild jener Dame, das vor ein paar Tagen in allen Zeitungen veröffentlicht wurde. Wenn ich mich recht erinnere, hieß die Frau Nora Tallis. Sie wurde meines Wissens am Strand beim Osthafen ermordet. Das Photo ist...“
    „Fanden Sie sonst noch etwas?“
    „Ja“, erwiderte Samuel Humber lebhaft. „Ich fand unter dem Bett versteckt eine einfache Ledertasche. Als ich sie öffnete, fielen mir zahlreiche Einbruchswerkzeuge in die Hände. Und ein Dolch, Sir, ein Dolch mit breitem, schlangenförmig ziseliertem Metallgriff . . .“
    Inspektor Holly sprang jäh von seinem Stuhl auf.
    „Mann Gottes“, rief er mit einem befreiten Atemzug. „Sie schickt uns der Himmel. Wenn nicht alles trügt, ist es John Griffin, den Sie bei sich aufgenommen haben. Sie können eine saftige Prämie einstreichen, wenn Sie Glück haben. Halten Sie die Daumen, daß es diesmal klappt.“
    „Was muß ich tun?“ fragte Samuel Humber habgierig.
    „Gar nichts“, sagte Inspektor Holly rasch. „Sie tun gar nichts, verstanden? Sie können uns getrost die ganze Arbeit überlassen. In welchem Zimmer haben Sie den Mann untergebracht?“ „Zimmer 24, zweiter Stock.“
    „All right, Humber. Sie verraten niemand ein Wort von unserer Unterredung, kapiert? Benehmen Sie sich möglichst unauffällig. Am besten lassen Sie sich heute bei Ihren Gästen überhaupt nicht blicken.“
    „Einverstanden“, erklärte der schmierige Kaschemmenwirt. Ich werde mich in eine Kneipe am Hafen setzen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen.“
    „Richtig“, bestätigte Inspektor Holly. „Wir werden heute nacht eine Razzia in Ihrem Hause abhalten, wie sie Aberdeen noch niemals gesehen hat. Ich werde sämtliche Ausgänge und Straßen abriegeln lassen. Und wenn ich hundert Männer einsetzen muß. Aber diesmal wird es keine Pleite mehr geben!“
    Konstabler Ossian nickte mit glühendem Gesicht.
    „Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir!“ stieß er eifrig hervor. „Diesmal werden wir John Griffin keine Chance mehr lassen. Er wird noch heute Nacht in unserem Netz zappeln.“
    Der Mann, von dem hier so ausführlich die Rede war, trieb sich den ganzen Tag in den engen Gassen des Hafenviertels herum. Erst am Abend kehrte er in das verwahrloste Absteigequartier Samuel Humbers zurück. Er nahm unten seinen Schlüssel in Empfang, kaufte sich eine Flasche Kognak und zog sich dann unauffällig in sein Zimmer zurück. Niemand beachtete ihn. Kein Mensch machte ihn mißtrauisch. Er schöpfte keinerlei Verdacht. Als er eine halbe Stunde in seinem Zimmer gesessen hatte, klopfte es plötzlich. Er hob lauernd den Kopf. Ein gehetzter Zug grub sich um seine Mundwinkel.
    „Wer ist da?“ erkundigte er sich heiser.
    Ein helles Kichern drang durch die Tür. „Warum wollen Sie unbedingt allein bleiben?“ rief eine Mädchenstimme. „Sie könnten es doch viel unterhaltsamer haben! Machen Sie ‘mal auf!“ John Griffin schlurfte mürrisch zur Tür. Zögernd drehte er den Schlüssel um. Dann spähte er argwöhnisch auf den Flur hinaus. Vor ihm stand ein rothaariges Mädchen mit etwas verlebtem Gesicht und dunkelrot geschminkten Lippen. Die Figur war straff und. fest. Hell leuchtete die Haut aus dem tiefen Ausschnitt des geblümten Hausmantels. Die frechen Augen versprachen ein leichtfertiges Abenteuer.
    „Was wollen Sie?“ fragte John Griff in grob. „Ich bin nicht für Besuche eingerichtet.“
    „Macht nichts“, zwitscherte das Mädchen. „Im Haus Samuel Humbers muß man auf manchen Komfort verzichten. Aber was besagt das schon? In Ihrem Zimmer ist genügend Platz für mich.“
    Sie trat unbekümmert in die ärmliche Kammer ein, ging mit wiegenden Hüften auf den einzigen Sessel zu und ließ sich darin nieder. Im nächsten Moment griff sie nach der Flasche und schenkte sich ein Glas ein. Durstig kippte sie den scharfen Schnaps hinunter.
    „Wir sind Zimmernachbarn“, erklärte sie mit kokettem Lächeln. „Ich interessiere mich immer dafür, wer neben mir wohnt. Sie gefallen mir am besten von allen bisherigen Mietern. Das muß ich ganz offen gestehen.“
    Sie kauerte sich behaglich in den Sessel zurück, und es machte ihr gar nichts aus, daß ihr halboffener Mantel jeglicher Indiskretion von Seiten des Mannes Vorschub leistete. Hätte sie gewußt, mit wem sie hier zusammensaß, so wäre sie sicher mit hellem Entsetzen aus dem Zimmer gestürzt. Aber sie ahnte nicht, daß es Mörderhände waren, die nach
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