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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Schade, daß ich nicht länger Zeit habe. Würde mich gern ein wenig mit Ihnen unterhalten.“
    Er überflog nochmals den Text des Steckbriefes. Fettgedruckte Lettern sprangen ihm in die Augen. „Wegen dreifachen Raubmordes gesucht.“ Und darunter: „Unbekannter Mörder läßt seine Waffe stets am Tatort liegen. Diese Mordwaffe ist ein Dolch mit schmaler, einseitig geschliffener Klinge und breitem, schlangenförmig ziseliertem Metallgriff . . .“
    „Wo treibt dieser Mörder sein Unwesen, Sir?“ fragte Konstabler Ossian hastig. „Ich habe bis heute noch nie etwas von ihm gehört.“
    „Weil Sie auf Ihren Streifengängen immer träumen“, erwiderte Inspektor Holly mit leichtem Spott. „Wie unsere Spitzel melden, hält sich dieser Schurke in unserer Stadt verborgen. Es scheint zu stimmen. Seine bisherigen Opfer wurden in der nächsten Umgebung Aberdeens gefunden.“
    Konstabler Ossian stieß einen sehnsüchtigen Seufzer durch die Zähne. „Das wäre was für mich, Sir“, murmelte er verträumt. „Diese Jagd auf den Mörder möchte ich mitmachen. Haben Sie keine Verwendung für mich?“
    Inspektor Holly betrachtete kopfschüttelnd den eifrigen Mann. „Gehen Sie hinunter zum Hafen“, sagte er mit mitleidigem Lächeln. „Kann sein, daß wir den Mörder eines Tages aufstöbern werden. Aber Sie sind es bestimmt nicht, der ihn zur Strecke bringt!“
    Konstabler Ossian zog den Kopf zwischen die Schultern und ließ den Spott wortlos über sich ergehen. Dann machte er eine stramme Kehrtwendung und ging durch die nächtlichen Straßen zum Hafen hinunter.
    Am Royal-Dock löste er den Posten ab. „Nichts los heute“, meldete ihm der uniformierte Hilfspolizist. „Bei diesem Nebelwetter wagt sich kein Aas auf die Straße. Na, dann viel Vergnügen!“
    Konstabler Ossian trat vorschriftsmäßig seine Runde an. Er wanderte die Kaimauer entlang, marschierte an den Trockendocks vorüber und erreichte schließlich die einsame Küste. Hier war nichts zu sehen als weißer Schwemmsand und dazwischen schwarze scharfgezackte Klippen. Der dichte Nebel verhüllte die Sicht. Vom Meer war kaum etwas zu erkennen. Das Rauschen der Brandung klang dumpf und hohl durch die Nacht. Konstabler Ossian zündete sich seufzend eine Zigarette an und ließ sich auf einem Felsbrocken nieder. Das wird eine verdammt langweilige Nacht werden, dachte er schlecht gelaunt. Ich könnte mich genauso gut auf dem Sand schlafen legen. Auch die verwegensten Schmuggler werden heute Nacht zu Hause bleiben. Ich möchte jetzt schon wetten, daß ich nicht einen einzigen Kahn zu Gesicht bekomme. Er starrte in den Nebel hinein, der wie ein filziges Tuch über der endlosen Wasserfläche hing. Das Rauschen der Brandung hörte sich an wie der entfernte Klang dumpfer Trommeln. Die rollenden Wellen krochen fast bis an die Füße des Konstablers heran. Sie kamen stets von neuem und krochen immer wieder zurück.
    Nach etwa zwanzig Minuten wurde der Konstabler plötzlich unruhig. Er glaubte zwei Schatten am nachtdunklen Strand zu erkennen. Zwei Schatten, die eng nebeneinander dahin wanderten. Sie gingen so hart am Wasser entlang, daß die Wellen über ihre Schuhe spülen mußten. Von ihren Gestalten war nur wenig zu sehen. Der Nebel verwischte sie zu schemenhaften Wesen. Konstabler Ossian schaltete seine Dienstlampe ein und stürmte mit ein paar langen Sätzen zum Strand hinunter. Der Lichtkegel seiner Lampe erstickte im Dunst. Der Schein reichte keine drei Meter weit. Hilflos schwenkte er die Lampe hin und her.
    „Hallo!“ rief er dann laut in die Finsternis. „Hallo, ist da jemand?“
    Er bekam keine Antwort. Um ihn war nur das Gurgeln des Wassers. Die Wellen plätscherten kichernd um seine Schuhe.
    Kopfschüttelnd wanderte Konstabler Ossian zu den Klippen zurück. In einer solchen Nacht kann man leicht verrückt werden, grübelte er. Man sollte nicht immer die albernen Gespenstergeschichten von ertrunkenen Seeleuten lesen. Gerade bei so einem Nebelwetter sieht man dann die unheimlichsten Dinge. Seine Gedanken stoben jählings durcheinander, als er von der Ostseite der Küste her einen dünnen Hilfeschrei vernahm — einen erstickten, zitternden Todeslaut, der verloren und ausweglos in die Nachtstille drang. Er schwang in einem dünnen Echo über den Strand, dann erstickte ihn das eintönige Murmeln der Brandung. Vielleicht habe ich vorhin doch richtig beobachtet, ging es Konstabler Ossian durch den Kopf. Vielleicht bin ich doch nicht so dämlich, wie Inspektor
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