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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ihr faßten. Sie wußte nicht, daß Blut an diesen Fingern klebte, die über ihre Schultern strichen.
    „Haben Sie die Tür abgeschlossen?“ flüsterte sie mit blinzelnden Augen.
    „Ich schließe immer ab“, sagte John Griffin einsilbig. „Keine Angst! Uns wird niemand stören!“
    Um so mehr erschrak er, als es plötzlich hart an der Tür klopfte. Eine Hand drückte die Klinke nieder.
    „Kriminalpolizei!“ schnarrte eine laute Stimme. „Öffnen Sie sofort!“
    „Was ist denn?“ fragte das Mädchen zitternd. Sie starrte entgeistert in das Gesicht John Griffins, das sich jäh und auf unheimliche Weise verändert hatte. Jetzt war es das Gesicht eines gehetzten Raubmörders, eines Ausgestoßenen, einer ruhelosen Bestie. Die Augen irrten verzweifelt vom Fenster zur Tür, von der Tür zum Fenster.
    „So machen Sie doch endlich auf“, stammelte das Mädchen. „Was kann uns schon geschehen? Verliebte Pärchen findet die Polizei jede Nacht zu Dutzenden...“
    An die Tür krachten laute Schläge.
    „Öffnen Sie sofort“, wiederholte die schroffe Stimme. „Wir brechen sonst die Tür auf. Ich zähle bis drei...“
    John Griff in war ratlos wie nie zuvor in seinem Leben. Zum ersten Mal schienen ihn die Nerven zu verlassen. Er stand im Begriff, das Spiel aufzugeben. Doch dann raffte er sich mit letzter Energie zusammen. Er hastete ans Fenster, riß die Flügel auf und spähte gehetzt hinunter in die Tiefe. Es ging etwa vierzehn Meter tief hinab. Aller Voraussicht nach würde er sich Hals und Beine brechen. Aber es war die einzige Chance, die ihm noch blieb. Er mußte den Sprung wagen, und wenn er ihn das Leben kostete! Als die Tür krachend nach innen flog, lösten sich John Griffins Hände vom Fenstersims. Sausend pfiff ihm der Wind um die Ohren. Er glaubte, in einen unendlichen Abgrund zu fallen. Die Sekunden wurden zu Ewigkeiten. Dröhnend hämmerte der Puls in seinen Ohren. Lähmendes Entsetzen breitete sich über seinen ganzen Körper aus. Jetzt erfolgte der furchtbare Aufprall auf das Pflaster. Obwohl der Verbrecher geschmeidig wie eine Katze war, glaubte er alle Knochen gebrochen zu haben. Fast dünkte es ihm unmöglich, sich wieder zu erheben. Stöhnend taumelte er hoch. Fluchend tastete er über die schmerzenden Glieder. Schon peitschte der erste Schuß über ihn hin. Eine Trillerpfeife gellte spitz und schrill; im Nu wurde die Straße lebendig. Aus allen Torbögen stürmten Uniformierte hervor. Ohne jede Warnung eröffneten sie das Feuer. John Griffin kauerte sich zusammen und schlug einen verzweifelten Haken. Die verstauchten Glieder wollten ihm nicht gehorchen. Er kam nur langsam vorwärts. Taumelnd schwankte er auf den Hafen zu. Hart hielt die Furcht sein Herz umkrampft. Es ist aus, dachte er. Ich bin verloren! Diesmal gibt es kein Entrinnen mehr! Er spürte einen dumpfen Schlag am linken Arm und wußte sofort, daß er getroffen worden war. Warm und klebrig lief das Blut über seine Haut. Seine Kräfte schwanden rasch. Er geriet ins Straucheln und drohte zu fallen.
    „Hände hoch!“ gellte es hinter ihm. „Bleiben Sie stehen! Sie sehen doch, daß eine weitere Flucht sinnlos ist.“
    Ja, John Griff in mußte es einsehen. Trotzdem blieb er nicht stehen. Er wankte weiter. Das Hafenbecken kam in Sicht. Steil fiel die Kaimauer zum Wasser ab. Die schwarzen Fluten raunten dumpf und geheimnisvoll. Sie blinkten düster zu ihm herauf. Ich werde sofort untergehen, wenn ich hineinspringe, warnte ihn seine Vernunft. Ihre Schüsse werden mich wie ein Sieb durchlöchern, sobald ich wieder auftauche. Es ist wirklich alles sinnlos. Die nächste Kugel streifte seine linke Schulter. Er schrie laut auf vor Schmerz und warf die Arme in die Höhe. Dann stürzte er kopfüber in die schmutzige Flut. Er kam nicht mehr zum Vorschein. Inspektor Holly erreichte als erster die Kaimauer. Er ließ starke Scheinwerfer heranschaffen und die Wasserfläche ableuchten. Gespannt wartete er auf das Auftauchen des flüchtigen Mörders. Mindestens zwanzig Pistolen richteten sich auf die öligen Wellen. Zwanzig Zeigefinger lagen am Abzug. Aber John Griffin wurde nicht mehr gesehen. Er blieb verschwunden.
    „Diesmal hat es ihn erwischt“, meinte Konstabler Ossian schließlich. „Die Bestie ist ein für allemal erledigt.“
    Inspektor Holly blickte starr auf die Wasserfläche. „Es sieht fast so aus“, erwiderte er gedehnt. „Doch ich traue dem Frieden nicht. Männer wie John Griffin haben ein zähes Leben. Ich werde nachher Befehl
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