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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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kanadischen Dollars sind weg?“
    „Das Geld“, murmelte Fred Hilltopp, „wäre noch gar nicht so wichtig. Begreift ihr denn nicht, ihr Holzköpfe? Judd Bramas ist verhaftet worden. Die Cops werden ihn noch heute nacht verhören. Dieser verdammte Kommissar wird ihn auspressen wie eine Zitrone. Und wenn Judd Bramas nun zu singen anfängt, he, was ist dann? Ich fürchte, daß wir die Bullen noch heute nacht hier im Hause haben.“
    Er blickte in versteinerte Gesichter. Die Sektkübel standen auf einmal unbeachtet auf dem Tisch. Irgendwo zerklirrte eine Flasche. Die protzigen Zigarren verkohlten im Aschenbecher.
    „Wir müssen weg“, schrie Nick Gunnermann plötzlich. „Weg, ehe es zu spät ist. Am besten wäre es, wenn wir uns auf der Stelle dünn machen würden.“
    „Ohne Geld?“, fragte Tom Carter höhnisch.
    Die anderen starrten ihn mürrisch an. Verdrossen nagten sie an ihren Lippen. Die Stimmung war auf den Nullpunkt gesunken. In diesem Moment aber hatte Lewis Farrant die rettende Idee. „Was laßt ihr die Köpfe hängen“, grinste er. „Ein paar Stunden Zeit haben wir sicher noch. Und bis Mitternacht sind wir bestimmt über alle Berge.“
    „Ist das alles?“, brummte Tom Carter verdrossen. „Hast du uns weiter nichts zu sagen?“
    Lewis Farrant legte eine wirkungsvolle Kunstpause ein. Er nahm einen tiefen Zug aus seinem Glas. Dann sagte er: „Habt ihr den Stollen vergessen, Boys? Sandy Harley steht drüben auf Posten. Er hat die Schlüssel. Wir können jederzeit in den Bunker hinein. Glaube, die Pakete dürften für uns reichen. Die Banknoten, die wir gemacht haben, sind für mich so gut wie echtes Geld. Wir teilen sie durch fünf und marschieren heute Nacht geschlossen ab. Was meint ihr?“
    Am Tisch erhob sich ein gewaltiges Geschrei. Sie feierten Lewis Farrant wie einen Helden. Sie hielten ihn für das größte Genie aller Zeiten.
    „Los!“, zischte Fred Hilltopp ungeduldig. „Lewis hat vollkommen recht. Wir räumen den Bunker aus. Kommt jemand freiwillig mit?“
    Lewis Farrant erklärte sich sofort dazu bereit.
    „In Ordnung“, brummte Fred Hilltopp. „Wir beide genügen. Die zwei anderen warten hier. Wenn wir zurückkommen, bringen wir Sandy mit. In zehn Minuten dürfte es soweit sein. Macht euch inzwischen fertig. Wir reisen nachher sofort ab.“
    Unter lautem Jubelgeschrei verließen Fred Hilltopp und Lewis Farrant die Kneipe. Sie überquerten die Straße und verloren sich dann in den ödflächen zwischen Themse und Gas Works. Wie ein Maulwurfshaufen tauchte der flache Hochwasserstollen vor ihnen auf. Sie hielten darauf zu. Sie verlangsamten ihre Schritte.
    „He, Sandy“, rief Fred Hilltopp leise. „Wo steckst du?“
    Keine Antwort. Das Singen des Windes klang düster und eintönig. Vom Themseufer klang dumpfes Gurgeln her. „He, Sandy?“, rief Fred Hilltopp noch einmal.
    Wieder keine Antwort. Sandy Harley war nicht auf Posten. Nirgends hielt sich ein menschliches Lebewesen auf. „Los!“, raunte Fred Hilltopp heiser. „Was stehen wir hier ewig herum? Wir gehen hinunter.“
    Sie stiegen die ausgetretenen Stufen hinab. Das eiserne Schott stand halb offen. Aus dem Innern des Bunkers drang matter Lichtschein. Die Deckenbirnen brannten. Ihr nüchternes Licht fiel grau über die Betonmauern.
    „Verflucht!“, schrie Lewis Farrant, als er auf der untersten Treppenstufe stolperte und der Länge nach auf den harten Boden stürzte. Mühsam rappelte er sich auf. Stöhnend reckte er die zerschundenen Glieder. Er wollte etwas sagen, aber die Worte erstickten ihm in der Kehle. Aus verglasten Augen stierte er auf die unterste Treppenstufe hin. Er würgte an einem Fluch. Aber seine Zunge war unfähig, die Worte auszusprechen.
    Unmittelbar vor ihm lag Sandy Harley. Er sah so aus wie alle Opfer, die bisher in die Hände dieses vertierten Mörders gefallen waren. Sein Gesicht war erstarrt in lähmendem Entsetzen. Die Augen starrten leer und stumpf in das trübe Licht der Lampen. Der Hals und die linke Gesichtshälfte waren mit trockenem Blut verklebt. Unter den verkrusteten Haaren klaffte eine furchtbare Wunde.
    „Aus!“, murmelte Fred Hilltopp finster. „Der andere war früher da als wir.“
    „Welcher andere?“, fragte Lewis Farrant verständnislos.
    Fred Hilltopp nahm sich keine Zeit für lange Erklärungen. Er drängte ungeduldig in die hintere Schleusenkammer. Die Furcht trieb ihn vorwärts. Vielleicht blieben nur noch wenige Minuten Zeit. Hinter ihnen lauerte ein Mörder, vor ihnen
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