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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wartete die Polizei. Welch eine ausweglose Lage! Mutlos und niedergeschlagen betraten sie die linke Schleusenkammer. Ihre bange Ahnung bestätigte sich. Die Kammer war gründlich ausgeräumt. Der Mann, der hier hinterhältig und mörderisch eingedrungen war, hatte ganze Arbeit geleistet. Die Pakete waren verschwunden. Nicht eine einzige Banknote war mehr zu erblicken. Fred Hilltopp hielt sich nicht lange auf. Er drang in die hinterste Schleusenkammer vor. Er lief auf die Maschine zu, die er selbst in mühevoller Arbeit konstruiert hatte.
    „Zerstört“, murmelte er geistesabwesend. „Das ist überhaupt keine Maschine mehr. Die Druckplatten sind weg. Das automatische Zählwerk ist abmontiert. Der Mechanismus funktioniert nicht mehr. Dieser Teufel hat Sand ins Getriebe laufen lassen.“ „Was wollen wir dann noch hier?“, fragte Lewis Farrant müde. „Es ist eben aus. Wir haben keine Chance mehr. Damit müssen wir uns abfinden.“ Aber noch einmal hatten sie einen rettenden Einfall.
    „Die Mühle“, schrie Fred Hilltopp plötzlich. „Ich habe mindestens zwei Kilo Banknoten in der Mühle zurückgelassen. Komm Lewis! Wollen mal nachsehen.“
    Diesmal hatten sie Glück. Das letzte Stollenviereck war dem Eindringling entgangen. Die Mühle stand unversehrt an ihrem Platz. Auch die Banknoten waren noch da.
    „Na also“, stotterte Lewis Farrant begeistert. „Das reicht doch immer noch. Wenn wir dieses Moos über die Grenze bringen, haben wir unser Leben lang genug. Wir brauchen nie mehr einen Finger zu rühren, Fred. Hol einen Papiersack aus der Druckkammer. Die Boys werden Augen machen. Nun kommen wir doch noch zu unserem Fest.“
    Sie leerten in irrsinniger Hast die ganze Mühle aus. Sie verstauten sämtliche Scheine in dem großen Papiersack und ließen nicht eine einzige Banknote zurück. Als sie sich nach einiger Zeit zur Flucht wandten, stockten kurz vor dem Ausgang ihre Schritte. Ihre Blicke glitten über Sandy Harley hin.
    „Was machen wir mit ihm?“, fragte Lewis Farrant gehetzt. „Sollen wir ihn mitnehmen?“
    „No, laß ihn liegen“, brummte Fred Hilltopp ungeduldig. „Die Polizei ist ja doch in ein paar Stunden da. Dann sollen sich die Cops um ihn kümmern.“
    Sie stolperten die Stufen hinauf, warfen das Eisenschott hinter sich zu und stürmten hastig über das unwegsame Brachland. Die Gas Works blieben hinter ihnen zurück. Die hellen Fenster von Busters Hafenasyl tauchten vor ihnen auf.
    „Jetzt kann nicht mehr viel schiefgehen“, raunte Fred Hilltopp zuversichtlich. „In zehn Minuten sind wir weg. Hoffentlich haben die Boys bereits ihre Zeche gezahlt. Wollen uns keine Sekunde länger aufhalten als unbedingt nötig.“
    Sie gingen auf die Kneipe zu. Sie schleiften mit wichtigen Mienen den Papiersack in die Gaststube. „Hallo!“, schrie Lewis Farrant. „Da sind wir wieder, Boys! Der kurze Weg hat sich gelohnt. Wir konnten reiche Beute . . .“
    Seine Worte erstarben. Jetzt erst entdeckte er Kommissar Morry, der schweigsam neben der Tür lehnte. Rechts von ihm standen zwei Sergeanten und drei Konstabler.
    „Was ist mit der reichen Beute?“, fragte der berühmte Detektiv schmunzelnd. „Befindet sie sich in diesem Sack?“
    Lewis Farrant war unfähig, ein Wort zu sagen. Er ließ sich den Papiersack widerspruchslos abnehmen. Er sagte auch nichts, als die Cops die kostbaren Banknoten einfach auf den Boden schütteten. Entgeistert stierte er vor sich hin.
    Dieser Schlag war absolut tödlich. Nun gab es wirklich keine Hoffnung mehr. Sie saßen alle in der Tinte.
    „Trinkt euren Sekt aus“, sagte Kommissar Morry freundlich. „So rasch kommt ihr nicht mehr zu alkoholischen Getränken. Im Wandsworth Gefängnis schenken die Wärter im allgemeinen nur Wasser aus.“
    Fred Hilltopp kreuzte fluchend die Hände und ließ sich mit dumpfem Grollen die Handschellen anlegen.
    „So ein Pech“, ächzte er. „In zehn Minuten wären wir über alle Berge gewesen. Und nun dieser Reinfall. Man könnte sich die Haare ausreißen.“
    „Das schöne Geld“, stöhnte Lewis Farrant mit einem wehmütigen Seitenblick. „Was hätten wir uns alles dafür kaufen können. Die ganze Welt hätte uns gehört.“
    Kommissar Morry verfrachtete seine Schäfchen schmunzelnd in einem Gefängniswagen. Er war mit dem Verlauf dieses Tages, restlos zufrieden.

    23

    An diesem Freitagabend zog Clement Rembolt den entgültigen Schlußstrich unter sein bisheriges Leben. Er machte sich in seinem Büro zu schaffen und sortierte
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