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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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das Wohnzimmer zu. Er klopfte an die Tür. Als er keine Antwort bekam, drückte er langsam die Klinke nieder. Im gleichen Moment war ein scharrendes Geräusch hinter ihm. Clement Rembolt wollte sich umdrehen. Eine seltsam bange Ahnung schnürte ihm plötzlich die Brust ein. Diese düstere Ahnung war das letzte Gefühl, das ihn in den Tod hinüberbegleiten sollte. Alles andere nahm er kaum noch wahr. Die Geschehnisse rollten ab wie ein rasender Film. Clement Rembolt spürte nur einen dumpfen, krachenden Schlag, der ihn sofort betäubte. Er sackte schwer zusammen. Sein Hirn hatte keine Empfindung mehr. Sein Körper war lahm und gefühllos. Er war schon tot, als er auf den roten Plüschläufer stürzte. Er wußte nicht mehr, daß der Nachtzug ohne ihn abfahren würde. Seine Reise hatte bereits hier ihr Ende gefunden.
    Drei Minuten später fuhr Daisy Horway mit dem Lift nach oben. Sie trug ein verdecktes Tablett in den Händen. Sie schritt rasch über den Gang und hastete auf die Wohnungstür Sidney Romers zu. In diesem Moment geschah es. Ihr Fuß stockte plötzlich. Sie erstarrte mitten in der Bewegung. Ein Fremder kam aus der offenen Tür auf sie zugestürzt. Er besaß ein wildes, bärtiges Gesicht mit gespenstisch flackernden Augen. In der Rechten hielt er irgendeine Waffe. Seine Finger waren gerötet von Blut. Das ist er, dachte Daisy Horway im Bruchteil einer Sekunde. Das ist er, den sie alle suchen. Anders kann er ja gar nicht aussehen. Ein Mann, der seine Opfer derart vom Leben zum Tode bringt, muß auch äußerlich ein Scheusal . . .
    Sie wurde brutal zur Seite gestoßen. Das Tablett entglitt ihren Händen und schlug klirrend auf den Boden auf. Noch ehe sich Daisy Horway von dem jähen Schreck erholt hatte, hastete der Fremde keuchend an ihr vorbei. Er stürmte mit flatterndem Mantel die Treppe hinunter. Seine Schritte hielten auf den privaten Klubausgang zu. Sie verloren sich in der Tiefe. Einige Herzschläge lang stand Daisy Horway noch immer wie erstarrt. Dann bückte sie sich, um ihr Tablett aufzuheben. Die Aufschnittplatte war nicht beschädigt.
    „Hallo, Mr. Rembolt!“, rief Daisy Horway ängstlich. „Sind Sie in der Wohnung?“
    Sie drückte auf die Glocke. Sie wartete. Sie hatte einfach nicht den Mut, die Schwelle zu überschreiten. Bis sie dann plötzlich wieder Schritte auf der Treppe hörte. Diesmal kamen sie von unten nach oben. Müde und erschöpft tappten sie die Stufen empor.
    Daisy Horway beugte sich unruhig über das Geländer. Sie rechnete mit einem neuen dramatischen Zwischenfall. Ihr verängstigtes Gemüt wußte sich keinen Rat mehr.
    Im nächsten Moment erkannte sie den Ankömmling. Es war Sidney Romer. Er stieg eben die letzten Stufen herauf. Ein paar Sekunden später stand er an ihrer Seite.
    „Was wollen Sie hier?“, fragte er verwundert.
    Daisy Horway deutete zitternd auf ihr Tablett. „Ich soll diese Aufschnittplatte zu Mr. Rembolt bringen. Er hat sie vorhin bei mir bestellt. Er wünschte, daß ich sie in Ihre Wohnung bringe, Sir.“
    „In meine Wohnung?“, fragte Sidney Romer stirnrunzelnd.
    „Natürlich, Sir. Mr. Rembolt hält sich doch dort drinnen auf. Wußten Sie das nicht?“
    Jetzt erst bemerkte Sidney Romer, daß die Tür offen stand. Mißtrauisch spähte er in den hellen Flur hinein. „Kommen Sie mit“, sagte er hastig zu dem Mädchen. „Wir wollen mal sehen, was Clement Rembolt hier zu suchen hat. In diesem Haus geschehen die merkwürdigsten Dinge.“
    Er ging voraus, Daisy Horway folgte zögernd hinter ihm. Sie nahmen den gleichen Weg, den vor ihnen Clement Rembolt genommen hatte. Sie gingen durch den Flur, durch die Bar und hielten dann auf das Wohnzimmer zu.
    „Mein Gott“, stieß Sidney Römer in der nächsten Sekunde erschüttert hervor. „Da ist er ja. Kommen Sie, Miss Horway!“
    Seine Worte klangen schrill und dünn vor Erregung. Seine Augen wurden schmal vor Furcht. Seine blassen Hände verkrampften sich zu Fäusten. Zum zweiten Mal ließ Daisy Horway vor Schreck ihr Tablett fallen. Diesmal zersprang die Platte. Aber was schadete das. Clement Rembolt brauchte den Imbiß nicht mehr. Er war tot. Sein wächsernes Gesicht verriet es deutlich genug. Seine gebrochenen Augen starrten anklagend in das Licht der Lampen.
    „Wie lange soll das noch so weitergehen?“, murmelte Sidney Romer mit erstickter Stimme. „Ich wollte, ich wäre wieder in der Anstalt Tootham. Dort war Frieden. Hier dagegen ist die Hölle los. Man könnte glauben, der Teufel habe in diesem
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