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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como
Autoren: Steven Winn
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würde. Dies vorher zu wissen war unmöglich, doch die Ekstase, die sich an jenem Tag nicht einstellte, war das Vorspiel für den Wahnsinn, der folgen sollte.

Zwei
    Lebenszyklen
    P hoebe wurde am 14 . Juni 1991 geboren. Seit dem 4 . Juli bearbeitete sie uns wegen eines Hundes. Ich weiß, das ist eigentlich nicht möglich. Unsere Tochter wälzte sich ganze sechs Wochen in ihrem Bettchen herum, und ihre ersten Schritte machte sie kurz vor ihrem ersten Geburtstag. Doch im Rückblick betrachtet, glaube ich, dass sie nur ihre Energie sammelte, um unaufhörlich Hunden hinterherzurennen, was sie tat, sobald sie sich selbstständig fortbewegen konnte. Kaum dass sie lief, war kein Hund vor ihr sicher, egal, ob Setter, Spaniel, Chihuahua, Terrier, Bulldoge oder Dänische Dogge. Sie musste sie streicheln, am Schwanz ziehen oder ihnen ihre Arme um den Hals werfen und sie fest an sich drücken. Es grenzte schon an ein kleineres Wunder, dass sie nicht von einem ebenso liebevollen Mastiff oder Golden Retriever fortgeschleppt wurde.
    Psychologisch zu taktieren begann sie sogar noch früher. Sie ließ sich nicht dazu herab, nur Bilderbücher oder Geschichten zu mögen, in denen Hunde vorkamen. In einem spielten eine Maus und Katzen, drei Bären und eine Kuh die Hauptrollen, aber kein Hund. Beatrix Potters hundefreie Geschichte von Peter Hase war eines ihrer Lieblingsbücher, ebenso wie ihre » Ameisen und Bienen«-Bücher und die Geschichte vom Hasen, der immer vor seiner Familie und aus seinem Zuhause weglief. Diese Geschichte warf, wie wir später merkten, nur allzu weit den Schatten voraus auf unsere tierische Zukunft.
    Bevor ihre Hundebesessenheit voll ausgereift war, hatte Phoebe uns von ihrem gesunden, umfassenden Interesse an anderen Tieren überzeugt. Sie spielte mit Beanie Babies, aber nicht nur mit denjenigen, die wie Hunde aussahen. Sie ging gerne in den Zoo, wo sie von ihrem Kinderwagen aus nach oben zu den Giraffen, Elefanten und Affen blickte. Sie mochte sogar Angus, die rötlich braun getigerte Katze von Tante Nancy, die wir in Seattle besuchten. Unser Problem ahnten wir nicht einmal.
    Doch es gab auch Anzeichen, dass Hunde einen unverhältnismäßig großen Teil von Phoebes innerem Leben einnahmen. Bestimmte Stofftiere tauchten öfter nachts in ihrem Bett auf. Zuerst war es ein Beagle, der quietschte, wenn man ihn drückte. Dieser wurde von einem riesigen, schwarzen Labrador abgelöst, den sie Kohle nannte. Und schließlich trat Dakta in ihr Leben, ein plüschiger Husky, der zwar laut Schild » Dakota« hieß, doch nachdem sie den Namen vom ersten Moment an falsch verstanden hatte, weigerte sie sich, diesen zu verwenden.
    » Wir rufen Doktor Dakta« spielten Sally und ich immer. » Ist Doktor Dakta im Haus? Doktor Dakta bitte ins Zimmer von Fräulein Phoebe Ann Winn.«
    » Ihr Dummköpfe. Er ist doch hier«, rief sie dann von der Tür aus, den kleinen grau-weißen Husky an sich gedrückt.
    Nach und nach baute unsere Tochter ihre Interessen als Sammlerin aus. Nachdem ihr jemand zu einem ihrer ersten Geburtstage einen Deutschen Schäferhund aus Porzellan geschenkt hatte, verlangte sie immer mehr kleine Hunde, die dem Schäferhund auf dem Regal in ihrem Zimmer Gesellschaft leisten sollten. Das Porzellanrudel wuchs schneller, als die Mäuse ihrer Freundin Marlena Nachwuchs bekamen, und breitete sich von einem auf zwei und dann auf drei Regalbretter aus. Die Sammlung umzusortieren konnte Stunden in Anspruch nehmen.
    Phoebes Lieblingsfilm war eindeutig 101 Dalmatiner. Für lange Zeit blieb die Videokassette im Rekorder und wir ließen sie an der Stelle wieder laufen, an der wir sie vorher abgeschaltet hatten. Phoebe störte sich nicht an den Unterbrechungen. Für sie war der Film wie eine Endlosschleife. » Wauwau schaun« waren ihre ersten Worte, bevor sie noch viele andere über die Lippen brachte. Öfter, als wir hätten tun sollen, drückten wir die Abspieltaste und unterdrückten damit garantiert die schlechte Laune, mit der uns unsere Tochter quälen konnte.
    Sally und ich rissen immer Witze, dass wir wahrscheinlich diesen Film für jeden Dalmatiner, der mitspielte, ein Mal gesehen hatten. Nach mehr als einem Jahr reichte unsere Energie auch nicht mehr für Witze. » Ich glaube, sie hat ihn wirklich schon hundert Mal gesehen«, sagte Sally eines Abends, während wir das Abendessen vorbereiteten und Phoebe sich schon wieder wie gelähmt die Szene anschaute, in der die Hunde in der Abenddämmerung bellen.
    »
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