Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester!
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
mich, dass mir plötzlich gefiel, wie ich aussah, und festzustellen, dass es anderen Leuten genauso ging.
    Â»Cola?«, fragte Gordon.
    Zum Lesen bin ich nicht gekommen. Den ganzen Sommer lang habe ich kaum ein Buch in die Hand genommen, ging nicht, bei all dem Schwimmen und Segeln, dem Tanzen und den Strandpartys und Mondscheinspaziergängen am Meer.
    Ich bekam meinen ersten Kuss. Ehrlich gesagt, passierte das recht schnell, Gordon fackelte da nicht lange.
    Â»Du hast so einen süßen Mund«, sagte er bei unserem ersten Date, »und der lässt mir keine Ruhe.«
    Er hatte auch einen schönen Mund. Und wunderschöne meergrüne Augen, ein markantes Gesicht und weiches Haar, das in der Sommersonne immer heller wurde.
    Weil ich mit Gordon zusammen war, gehörte ich automatisch zu seiner Clique: Darlene und Blane, Natalie, Tommy Burbank, Rennie und Mary Beth Ziegler und die vielen anderen, die kamen und gingen, wenn die Gruppe der »coolen« Freunde und Freundinnen wechselte. Zuerst zeigten mir die Mädchen die kalte Schulter, aus Loyalität zu Natalie. Aber die hatte es auf einen der Sommergäste abgesehen, Carl Irgendwas, und das löste die Spannungen. Sie und ich wurden schließlich ganz gute Freundinnen. Dachte ich jedenfalls.
    Auch darum tat es mir so leid, dass ich die Party verpasst hatte.
    Natalies Vater war der Besitzer vom Brighton Inn, und Nat hatte ihn dazu überredet, sie dort eine Party zum Ende der Sommerferien veranstalten zu lassen. Alle waren total aus dem Häuschen gewesen deswegen, besonders die Mädchen, denn nun hatten wir endlich mal Gelegenheit, uns was echt Tolles anzuziehen. So oft kam das sonst nicht vor, denn auf der Insel kleiden sich alle eher leger, egal, was los ist. Ich hatte Mom sogar dazu gekriegt, mit mir auf dem Festland shoppen zu gehen, wo wir ein langes Kleid und passende hochhackige Sandalen gefunden hatten.
    Und dann bin ich krank geworden.
    Ganz plötzlich hatte die Grippe zugeschlagen und mich total umgehauen. Es war irre, am Morgen ging es mir noch bestens und nachmittags war ich mir dann ziemlich sicher, dass ich sterben würde. Ich habe alles von mir gegeben, was ich an dem Tag gegessen hatte, bin reingegangen, hab mich aufs Bett fallen lassen und mich stundenlang nicht von der Stelle gerührt. So gegen fünf hab ich mich so gerade eben aufraffen können, um ans Telefon zu wanken und Gordon zu sagen, dass ich nicht zur Party kommen würde. Er war nicht zu Hause. Auf der Insel hat man keinen Handyempfang, weil es da so ein Gesetz gibt, das verbietet, Sendemasten zu errichten, deshalb hab ich eine Nachricht bei seiner Mutter hinterlassen, die ganz süß und mitfühlend war.
    Â»Ach, das ist ja so schade, Laurie«, sagte sie. »Gordon hat bestimmt nicht so viel Spaß, wenn du nicht dabei bist, da bin ich mir ganz sicher.«
    Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass Gordon ohne mich gehen könnte. Wäre es andersrum gewesen, wäre ich garantiert nicht feiern gegangen, während er krank im Bett lag. Aber wenn man logisch an die Sache heranging, dann war es albern, von ihm zu erwarten, dass er die letzte Party der Saison verpasste.
    Â»Sagen Sie ihm, dass es mir echt leidtut«, sagte ich, dann musste ich den Hörer praktisch in hohem Bogen von mir schleudern, weil mich eine Welle von Übelkeit überkam. Mom hat mich im Bad gefunden und mich wieder ins Bett gebracht. Und ich hatte fest damit gerechnet, bis Weihnachten dort liegen zu bleiben.
    Deshalb war ich jetzt, einen Tag später, so verblüfft darüber, wie gut es mir ging. Ich sog noch einen letzten langen Atemzug sonniger Luft ein und ging wieder rein, um mich anzuziehen.
    Â»Bist du sicher, dass du fit genug für die Schule bist?«, fragte Mom besorgt, als ich in die Küche kam. »Der erste Tag kann doch nicht so wichtig sein und du musst erst wieder zu Kräften kommen.«
    Â»Mir geht es gut«, sagte ich.
    Neal und Megan saßen am Küchentisch, leckten den Zucker von ihrem Zimttoast und kleckerten mit dem Müsli herum. Sie waren kaum wiederzuerkennen. Den ganzen Sommer lang waren sie barfuß in Badesachen oder Shorts rumgelaufen, immer mit vom Salzwasser klebrigen Haaren und feinem Sand an Armen und Beinen. Jetzt steckten sie beide in brandneuen Schulsachen, sie sahen richtig ordentlich aus – und Megan hatte sogar Locken im Haar.
    Â»Laurie will die Überfahrt mit der Fähre nicht verpassen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher