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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester!
Autoren: Lois Duncan
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weiter … nur ein paar Küsse. Und bei dir?«
    Â»Nicht mal das«, sagte ich.
    Â»Wer war der Kerl?«
    Â»Das hab ich dir doch oft genug gesagt. Da war kein Kerl.«
    Â»Ich soll dir glauben, dass du ganz allein da draußen warst? Dass du unsere Verabredung sausen lässt und die beste Party des Sommers verpasst, nur um ganz allein am Strand spazieren zu gehen?«
    Â»Mir doch egal, was du glaubst«, sagte ich matt. »Du hast doch gesagt, du wolltest keinen Streit. Bist du nun hergekommen, weil du dich wieder mit mir vertragen wolltest, oder was?«
    Â»Das weiß ich inzwischen nicht mehr so genau. Du machst es mir echt schwer.« Er legte mir die Hand unters Kinn und schob meinen Kopf hoch. »Willst du immer noch mit mir zusammen sein, Laurie?«
    Â»Ich … ich glaub schon«, sagte ich zittrig. Jeffs Worte schossen mir durch den Kopf – du tanzt nach seiner Pfeife, er schnippt mit den Fingern und du springst .
    Â»Das wollte ich hören.« Er senkte den Kopf und unsere Lippen berührten sich. Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, ob er mir glaubte oder ob er mit Natalie zusammen gewesen war, ob ich nach seiner Pfeife tanzte oder ob er mit den Fingern schnippte. Dass er Gordon war, mein Gordon, und dass er hier war, die Arme um mich geschlungen hatte und dass zwischen uns alles wieder in Ordnung war, nur das zählte. Sonst nichts.
    Wir blieben noch ziemlich lange da draußen im Mondschein. Mir wurde erst klar, wie lange, als ich wieder reinkam und registrierte, dass für meinen Vater schon die abendliche Schicht am Computer angefangen hatte. Das Licht schien durch einen Spalt unter der Tür seines Arbeitszimmers. Ich ging am Wohnzimmer vorbei, das dunkel und leer dalag, die Monopolypartie war längst vorbei.
    Vor der Tür des Kinderzimmers blieb ich stehen. Der Mondschein fiel auf Neals Kissen und hüllte sein Gesicht in Silber. Seine Lippen waren leicht geöffnet, er atmete mit einem leise pfeifenden Ton durch den Mund. Im Bett gegenüber lag Megan quer, ihre Füße ragten unter der Decke hervor.
    Ich schlich mich ins Zimmer und schob sie sanft in eine bequemere Lage, dann deckte ich sie zu. Sie wurde ein wenig wach dabei und streckte die Hand aus, um meine Wange zu berühren.
    Â»Ich hab dich gesehen, draußen, vor meinem Fenster«, murmelte sie verschlafen.
    Â»Oh, was du nicht sagst!« Ich war geschockt. »Hast du hinter mir her spioniert?«
    Meg murmelte etwas Unverständliches und wälzte sich auf den Bauch. Dann hob sie urplötzlich den Kopf.
    Â»Du warst so hoch oben«, sagte sie ganz deutlich. »Wie bist du da hingekommen?«
    Â»Ich war … was war ich?«
    Â»Hoch«, sagte sie, fiel aufs Kissen zurück und war sofort wieder im Tiefschlaf.
    Ich schüttelte den Kopf, nicht zu fassen, was Achtjährige sich ausdenken. Abgesehen davon war ich mehr als ein bisschen genervt von dem Gedanken, dass meine Schwester am Fenster gestanden und mir und Gordon beim Rumknutschen zugeguckt hatte. Morgen , sagte ich mir, werden wir beide uns mal ganz ausführlich unterhalten.
    Ich verließ das Kinderzimmer und ging weiter die Stufen hoch, dabei kam ich an der offenen Tür des Elternschlafzimmers vorbei, wo meine Mom lesend im Bett lag.
    Â»Nacht, Schatz«, rief sie mir zu, und ich rief zurück: »Gute Nacht.«
    Noch ein paar Stufen, dann war ich auf dem kurzen Flur, der zu meinem eigenen Zimmer führte. Ich bewegte mich vorsichtig vorwärts und blieb in der Tür stehen. Das Mondlicht flutete durch das Ostfenster über mein Bett, genau wie unten bei Neal, der übrige Raum lag im Dunkeln. Ich fröstelte ein wenig und langte um den Türrahmen herum, um das Licht anzuschalten.
    Natürlich war hier niemand. Hatte ich denn wirklich gedacht, dass hier jemand sein könnte? Alles sah total normal aus. Die Aura der fremden Präsenz, die ich so stark wahrgenommen hatte, schien verblasst zu sein. Ich betrat das Zimmer, dabei fühlte ich mich wohler, als ich erwartet hatte, aber ich ließ die Tür offen stehen, um Verbindung zum Rest des Hauses zu halten.
    Jetzt erst wurde mir bewusst, wie müde ich war. Die Krankheit gestern Abend und der lange Tag voller Spannungen und Verwirrung hatten mich völlig ausgelaugt. Ich war fertig. Ich schlüpfte aus meinen Kleidern, ließ sie liegen, wo sie hinfielen, und holte mir ein Nachthemd aus der Kommodenschublade. Das zog ich an, dann
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