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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester!
Autoren: Lois Duncan
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sind zusammen aus dem Haus gegangen.«
    Â»Das hab ich Dad auch gesagt, er meint, dir war wohl nicht gut und da bist du wieder nach Hause gegangen.«
    Â»Wie kommt er bloß darauf?« Ich war verwirrt.
    Â»Er sagt, er hat dich gesehen.«
    Â»Moment mal …«
    Â»Nein, echt, Laurie. Das hat er. Er hat gesagt, er hat was zu dir gesagt, aber du hast nicht geantwortet. Du bist einfach die Treppe rauf in dein Zimmer gegangen.«
    Â»In mein Zimmer?« Da hatten wir doch was. Dem konnte ich nachgehen. »Ich will nicht hoffen, dass jemand in meinem Zimmer ist!« Ich lief aus dem Wohnzimmer und zur Treppe, Neal starrte mir hinterher.

DREI
    DIE TÜR ZU MEINEM ZIMMER war geschlossen, alles war anscheinend so, wie ich es hinterlassen hatte. Ich drehte den Knauf, stieß die Tür auf und stürzte hinein.
    Das Zimmer war in goldenes Licht getaucht, das durch die Schiebetür zum Balkon in den Raum fiel. Ich schaute mich schnell um. Alles sah genau so aus, wie es aussehen sollte. Leise zog ich die Tür hinter mir zu, dann durchzuckte es mich.
    Hier war eben gerade noch jemand gewesen.
    Woher ich das wusste, hätte ich nicht sagen können. Es war einfach so, dass ihre Gegenwart noch in der Luft lag, wie das Echo einer Stimme oder ein Duft, der zu fein ist, um ihn gleich wiederzuerkennen. Sie hatte reglos dagestanden, so wie ich jetzt, und sich das Zimmer genau angeschaut. Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen, genau wie sie es getan haben musste, von einem meiner Besitztümer zum nächsten. Die alberne Sesamstraßendecke, ein Überbleibsel aus früher Kindheit. Die Umweltposter an den Wänden, das mit dem Mammutbaumwald in Kalifornien, das mit dem süßen Seehundbaby, das wehmütig aufs Meer hinausschaut. Die gelben und grünen Sofakissen. Der Krimskrams auf meiner Kommode. Das Schmuckkästchen, das Gordon mir einen Monat vor meinem Geburtstag geschenkt hatte, sein Bild, das unten im Spiegelrahmen steckte, mein Fön und meine Bürste, Wimperntusche, ein Fläschchen Nagellack.
    Mein Blick ging weiter zum Schreibtisch mit dem Laptop darauf, zu den Regalen an der Wand mit all meinen Büchern. Sie war durch den Raum gegangen und hatte sich vor dieses Regal gestellt und die Titel gelesen. Woher wusste ich das? Sie war von dort zum Bett gegangen, hatte sich draufgesetzt und mit der Hand über die Kissen gestrichen. Der Bettüberwurf war straff gespannt und glatt. Keine Kuhle wies darauf hin, dass hier jemand gesessen hatte.
    Aber ich wusste es. Ich wusste es einfach.
    Ganz plötzlich riss ich die Tür auf und stürzte wieder auf den Flur hinaus. Über mir auf der Treppe waren Schritte zu hören. Ich hielt die Luft an, hatte Angst aufzuschauen, doch dann schaute ich doch hoch.
    Die vertraute Gestalt in Jeans und dem mit Farbe bespritzen T-Shirt war nur meine Mutter.
    Â»Laurie, was ist denn?«, fragte sie, als sie mein Gesicht sah.
    Â»Da war jemand in meinem Zimmer!«, sagte ich und ging zu ihr auf den Treppenabsatz. »Jemand war da drinnen an meinen Sachen!«
    Â»Ach, Schatz, das glaub ich nicht«, sagt Mom. »Neal macht so was nicht und Meg ist drüben bei den Burbanks. Sie hat nach der Schule angerufen und gesagt, sie wolle mit Kimmie spielen.«
    Â»Ich wollte die beiden auch nicht beschuldigen«, sagte ich atemlos. »Es war etwas anderes … jemand, der … der …« Ich ließ den Satz im Sande verlaufen, weil ich nicht wusste, wie ich ihn zu Ende bringen sollte. Wie konnte ich denn auch die Worte aussprechen, die ich im Sinn hatte: Es ist jemand, der so aussieht wie ich ?
    Â»Also, Schatz, du weißt doch, dass heute nur Dad und ich hier waren«, sagte Mom. »Mrs DeWitt kommt erst Donnerstag zum Saubermachen. Wir können Neal fragen …«
    Â»Neal war das nicht.« Ich ging hinter ihr die Treppe zum Wohnzimmer hinunter und dann die, die zur Küche führte. »Ich bin mir sicher, dass es nicht Neal war.«
    Â»Igitt«, sagte Mom, deren Blick über die Frühstücksreste schweifte. »Ich hab nicht mal die Müslischalen ausgespült. Ach, ich hasse es, das gute Licht am Morgen zu verschwenden. Bald sehen wir nicht mehr viel davon, die Tage werden immer kürzer.« Sie nahm eine der Schalen und stellte sie in die Geschirrspülmaschine. »Dein Vater hätte wenigstens den Tisch abräumen können.«
    Â»Missbraucht hier jemand meinen Namen?«, rief Dad aus
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