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Komm, ich zeig dir die Liebe

Komm, ich zeig dir die Liebe

Titel: Komm, ich zeig dir die Liebe
Autoren: Maureen Child
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Sprösslingen deren zwanglosen Lebensstil vorhielten. Nicht so bei den Tates. Hier fühlte Kathy sich als die Erwachsene und fand, dass ihre Mutter ein achtundvierzigjähriger Teenager war. Sie liebte ihre Mutter zwar, aber manchmal fragte sie sich, ob die Frau mit den ständig wechselnden Nachnamen eines Tages nicht doch noch aufwachen und erwachsen werden würde. Insgeheim hatte sich Kathy immer eine ganz gewöhnliche Mom gewünscht, aber eine innere Stimme sagte ihr, dass ihre Mutter sich nie ändern würde und dass es an ihr lag, sie so zu akzeptieren, wie sie war.
    „Kathy?” fragte Tina vorsichtig, die immer noch auf eine Antwort wartete.
    „Eigentlich ist es die sechste Hochzeit, aber Mom sagt, es sei die fünfte, weil sie ihren dritten Ehemann zweimal geheiratet hat.”
    Tina lächelte, als sie Kathys gar nicht begeistertes Gesicht betrachtete. „Es tut mir Leid für dich, dass du es so schwer nimmst. Aber du musst doch zugeben, dass deine Mom etwas ganz Besonderes ist.”
    „O ja, das stimmt.” Kathy schüttelte den Kopf und stand auf.
    „Manchmal kommt mir ihr Leben wie eine dieser handlungsreichen Soap Operas vor.”
    „Vielleicht sollte man die Drehbuchautoren einmal austauschen”, meinte Kathy trocken.
    So verständnisvoll Tina auch war, sie würde niemals nachvollziehen können, wie es war, bei so einer Mutter aufzuwachsen. Sie hatte schon sehr früh lernen müssen, Verantwortung zu übernehmen. Auf diese Weise war sie früh erwachsen geworden, während sich ihre Mom ein kindliches Wesen bewahrt hatte.
    Bei diesem Gedanken kam Kathy sich nun doch ungerecht vor. Denn immerhin war ihre Mutter immer für sie da gewesen, und das war mehr, als ihr Vater jemals für sie getan hatte.
    „Wann soll die Hochzeit denn stattfinden?”
    Kathy begann, in der gemütlichen, etwas vollgestopften Küche auf und ab zu wandern. Ihr Blick fiel auf die vielen Spuren eines lebendigen Familienalltags. Auf dem Boden stand der Hundenapf, und an der Fensterscheibe konnte man deutlich die Abdrücke kleiner Patschhände erkennen. Eine Umgebung wie geschaffen für ein Kind, dachte Kathy, und sie spürte wieder den berühmten Kloß im Hals, als sich jener geheime Wunsch in ihr regte, eine Familie wie Tina zu haben. Dabei wusste sie genau, dass das für sie unmöglich war. Denn sie wollte weder heiraten noch allein erziehende Mutter sein. Also würde sie niemals Kinder haben.
    Doch zum Glück gab es ja Tinas Kinder, bei denen sie ihre mütterlichen Gefühle ausleben konnte.
    „Kathy?” fragte Tina weiter. „Wann soll denn die Hochzeit sein?”
    Die Hochzeit. „In drei Wochen”, antwortete sie und lehnte sich gegen den Küchentisch.
    „Merkwürdig, sie ist doch schon eine ganze Weile Single. Was hat sie wohl dazu bewogen, es noch einmal zu versuchen?” überlegte Tina laut.
    „Wer weiß?” Vor sechs Jahren hatte Spring sich das letzte Mal scheiden lassen. Kathy hatte damals geglaubt, dass ihre Mutter nun keine neue Ehe mehr eingehen würde.
    „Und wo?”
    Diesmal musste Kathy doch lachen. Vielleicht war Humor auch die einzige Art, mit einer Mutter wie Spring umzugehen. „Wo wohl? In Las Vegas natürlich!”
    „Na ja”, sagte Tina und hob Michael aus seinem Hochstuhl. „Vielleicht klappt es ja diesmal, vielleicht ist sie ja wirklich ganz doll verliebt.”
    Spring hatte am Telefon tatsächlich verändert geklungen, als sie ihr von der bevorstehenden Hochzeit erzählt hatte. Sie schien richtig aufgeregt zu sein, dabei war es für sie doch nun wirklich nichts Neues. Aber vielleicht hatte sie sich das auch nur eingebildet, und für Spring war es eine Hochzeit wie alle anderen auch.
    „Und vielleicht bin ich die Königin von England.” Kathy seufzte. Sie ärgerte sich ein bisschen über sich selbst, denn sie wollte gar nicht so bitter klingen.
    „Es gibt immer wieder Überraschungen im Leben.”
    „Du sagst es, Partner”, meinte Kathy trocken und wollte das Gesprächsthema nun wechseln. „Hast du die neue Anzeige für die Zeitung schon fertig?”
    „Ja, sie liegt nebenan. Kannst du mal eben den Kleinen halten?”
    „Na klar”, sagte Kathy erfreut. Sie nahm Michael auf den Arm, und wie immer, wenn sie eines dieser kleinen Wesen an sich drückte, ging ihr das Herz über. Sie fuhr ihm zärtlich über das Köpfchen und strich ihm das feine blonde Haar aus dem Gesicht.
    Und du hast dich dazu verdonnert, auf etwas so Bezauberndes zu verzichten, sagte sich Kathy traurig. Aber sie wollte nun einmal auf gar keinen
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