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Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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her, und ich hatte alle Mühe, ihn zu beruhigen. Allmählich stieg immer dichterer Rauch von dem feuchten Gestrüpp auf. Der Wind stand günstig: Er blies den Rauch von der Lichtung weg durch die Felskluft nach draußen. Ich wartete noch ein paar Atemzüge lang ab, dann trieb ich den verängstigten Tyler direkt auf das glimmende Gestrüpp zu. Der Rauch war so dicht, dass ich jenseits des Durchgangs nichts mehr erkennen konnte. Mit Schenkeln, Sporen und meiner ganzen Willenskraft brachte ich Tyler dazu, mitten durch die Rauchschwaden zu springen. Als ich spürte, dass wir die Felskluft hinter uns hatten, wandte ich Tyler nach rechts. Keinen Augenblick zu früh: Ich hörte hinter mir einen dumpfen, nicht all zu lauten Knall, und als ich mich umwandte, sah ich, dass sich ein Pfeil in den hinteren Wulst meines Sattels gebohrt hatte. Die verfluchte Rothaut hatte mich im dichten Rauch kaum sehen können. Entweder der Bursche war ein Meisterschütze, oder er hatte einen verdammt erstaunlichen Glückstreffer gelandet. Ich machte mir nicht die Mühe, das genauer herauszufinden, sondern gab Tyler die Sporen, und mein schlecht gelaunter Mustang stürmte im scharfen Galopp den schmalen, von Wurzeln durchzogenen Waldweg hinauf nordwärts.

Erst nach sechs oder sieben Meilen in scharfem Galopp ließ ich Tyler langsamer werden. Von hier aus war das Gelände flussabwärts eine halbe Meile weit gut überschaubar. Wenn die Rothäute mir gefolgt waren, würde ich sie von hier aus sehen können, bevor mir ihre Bögen ernsthaft gefährlich werden konnten. Ich zweifelte aber daran, dass sie sich die Mühe gemacht hatten. Ein Mustang, eine Winchester und der Skalp eines Bleichgesichts, das waren zwar Beutestücke, auf die die räuberischen Rothäute versessen waren, aber nicht so versessen, dass sie sich dafür auf einen Kampf mit ungewissem Ausgang eingelassen hätten. Hätte ich einen von ihnen getötet oder eine ihrer Squaws geschändet, wäre das eine andere Sache gewesen, aber so wie es war, hatten sie in mir nur eine Gelegenheit gesehen, ein paar Trophäen und Beutestücke mehr mit nach Hause zu bringen.

    Während ich das so bei mir dachte, versuchte ich, den Pfeil aus dem Wulst des Sattels zu ziehen, doch ohne dass ich all zu viel Kraft aufgewandt hatte, löste sich die Spitze vom Schaft, und ich hielt nur noch ein bunt bemaltes Stück Holz mit einem gefiederten Ende in der Hand. Ich saß ab und sah mir die Stelle, an der der Pfeil eingedrungen war, näher an: Die Spitze steckte nicht tief im dicken Leder des Sattels. Sie war aus Eisen, und hatte auch nach hinten zwei Spitzen, die im Körper eines Getroffenen zu Widerhaken geworden wären. Das war ungewöhnlich: Für die Jagd nahmen die Rothäute sonst Pfeile, die sie leicht und ohne die Spitze abzubrechen, aus ihrer Beute ziehen konnten. Das hier war kein Jagdpfeil, sondern ein Kriegspfeil.

    Eigentlich sollte es hier am Rio Grande überhaupt keine Indianer mehr geben. Sie waren längst in Reservate gebracht worden, doch von Zeit zu Zeit vergaßen die roten Räuber wohl, wo sie hin gehörten. Und jetzt waren sie auf dem Kriegspfad. Ich wusste nicht, ob das ein Krieg gegen einen anderen Stamm war oder einer gegen unsere Army, aber im Augenblick vermied ich besser jede Begegnung mit den einen wie den anderen.

    Ich merkte, dass ich noch nicht gefrühstückt hatte. So lange mein Proviant in den Satteltaschen reichte, wollte ich mir diese Angewohnheit bewahren. Ich führte Tyler an einen Platz direkt am Ufer des Rio Grande, von wo aus ich alle Richtungen im Blick behalten konnte. Ich fand nicht viel trockenes Holz hier, gerade genug, um ein kleines Feuer zu machen, auf dem ich mir ein paar Bohnen mit zwei Streifen Speck anbriet. Ich aß das Frühstück direkt aus der Pfanne und trank dazu den letzten Schluck aus meiner Wasserflasche. Als ich mich danach zum Fluss hinunterbeugte, um meinen Wasservorrat aufzufüllen, stieg mir ein übler Gestank in die Nase, als läge ein verendetes Tier im Wasser. Ich suchte mit den Augen die Strömung ab: Knapp zweihundert Fuß flussaufwärts hingen vom gegenüberliegenden Ufer aus einige Äste ins Wasser. An dieser Stelle lagen auch ein paar Felsen im Fluss und dazwischen hatte sich etwas verklemmt. Ein paar Schritte näher erkannte ich, was es war: Eine tote Indianerin, erschossen oder erstochen, der jemand die Haare samt Kopfhaut vom Schädel geschnitten und ihre Leiche dann in den Fluss geworfen hatte. „Also ein Krieg Rothäute gegen
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