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Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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wurde. Und auslassen würde er seine Wut an mir. Er hielt mich wohl für die Ursache seiner Seitenstiche, lies sich auf die Vorderpfoten fallen und rannte mir zornig brüllend entgegen. Meine Gewehrkugeln hätten sicher ihren Weg in seinen massigen Körper gefunden, aber wenn er tot zusammenbrechen sollte, bevor er mich in Fleischbrei verwandelt hatte, dann nur, wenn ich ihn direkt in seinen Kopf traf. Ich fand kaum die Zeit, richtig anzulegen, drückte ab – und verfehlte ihn. Doch der Knall des Schusses ließ ihn einen Wimpernschlag lang innehalten. Ich lud mit dem Repetierhebel durch, schoss erneut, und wie es aussah, verpasste ich ihm damit ein Loch ins Ohr. Er brüllte noch einmal auf, machte sich dann aber mit schnellen Schritten und drei Pfeilen in seinem Leib davon und verschwand im Unterholz.

    Dass war jetzt also meine Lage: Irgendwo in der Nähe lauerten Rothäute. Nicht weit weg trieb sich ein riesiger, verletzter und deshalb sehr zorniger Bär herum. Und wenn Männer aus Diggers Tomb in der Nähe waren, hatten sie mit Sicherheit meine Schüsse gehört.

    Ohne den Durchgang aus den Augen zu lassen, ging ich Schritt für Schritt zu der Stelle zurück, an der mein Sattel lag. Hier hatte ich auch den Revolvergurt abgelegt. In den Patronenlaschen hatte ich noch ein gutes dutzend Patronen für die Winchester. Für den Revolver, einen schweren Colt Dragoon, hatte ich deutlich mehr Munition in der Satteltasche, aber wenn es hart auf hart ging und ich die Trommel leer geschossen hatte, würde mich die umständliche Hantiererei mit Pulver, Kugeln und Zündhütchen wahrscheinlich das Leben kosten. Soldaten füllten deshalb immer gleich mehrere Reservetrommeln, die sie im Gefecht schnell wechseln konnten. Aber ich war kein verdammter Soldat, und vor allem hatte ich keine verdammte Reservetrommel.

    Ein paar Trümpfe hatte ich auf meiner Seite: Ich wusste mehr über die Rothäute als sie über mich. Dass sie versucht hatten, einen so großen Bären mit Pfeilen zu erlegen, zeigte ihre Unerfahrenheit. Wäre ein älterer Krieger bei den Jägern gewesen, hätte er die anderen von dieser Dummheit abgehalten. Drei Pfeile hatten den Bären getroffen, und so weit ich das sehen konnte, waren alle drei aus der selben Richtung gekommen: Es war möglich, dass ich es bloß mit einem einzigen jungen Krieger zu tun hatte, der dann allerdings sehr flink mit dem Bogen war.

    Der oder die Indianer dagegen wussten nicht, mit wem sie es zu tun hatten: Die Lichtung war schmal, aber fünf oder sechs Männer hätten hier durchaus Platz gefunden. Alles, was die Rothäute wussten, war, dass, wer immer sich hier aufhielt, Feuerwaffen hatte. Einerseits waren Feuerwaffen, besonders solche wie meine Winchester 66, bei ihnen heiß begehrte Beutestücke, andererseits konnten sie nicht annehmen, mit ihren primitiven Jagdwaffen gegen solche Feuerwaffen eine Chance zu haben. Sie hatten allerdings auch geglaubt, es mit diesen primitiven Jagdwaffen mit einem riesigen Grizzly aufnehmen zu können, ich durfte mir also nicht all zu viele Hoffnungen machen.

    In jedem Fall musste ich mich beeilen, hier fort zu kommen. Die Rothäute hatten mit Sicherheit ihre Zelte nicht all zu weit von hier aufgestellt, und wenn ich noch lange wartete, würde mich jenseits der Lichtung wohl bald ein ganzer Stamm erwarten.

    In gestrecktem Galopp durch die Felskluft ins Freie zu jagen, hätte allerdings böse ausgehen können. Dass die Rothäute mit Pfeil und Bogen umgehen konnten, davon wusste der Grizzly ja ein Lied zu singen. Ich musste einen Weg finden, mich unsichtbar zu machen. Und ich fand ihn: Hier wuchsen allerlei Sträucher und Buschwerk, reichlich befeuchtet vom morgendlichen Tau. Ich brach und riss einiges davon ab und häufte es am Zugang zur Lichtung auf, bis ich dort einen fünf Fuß breiten und zwei Fuß hohen Haufen Gestrüpp zusammengetragen hatte. Dann sattelte ich Tyler, schob die Winchester in ihr Futteral und holte etwas Schießpulver, ein Zündhütchen und ein Stück Papier aus meinen Satteltaschen. Das Papier war eigentlich ein Brief, den ich Eliza zum Abschied hatte geben wollen. Jetzt taugte er ohnehin nur noch als Brennstoff. Ich kniete mich hinter den Gestrüpphaufen, streute etwas Schießpulver auf den Brief und entzündete das ganze, indem ich mit einem Stein auf das Zündhütchen schlug. Es gab eine schöne Stichflamme, und während das Gestrüpp anfing zu kokeln, saß ich auf.

    Tyler hasste Feuer. Er schnaubte und tänzelte nervös hin und
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