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Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
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inzwischen tot, und auch der, den ich in die Hüfte getroffen hatte, würde, wie es aussah, die Sonne morgen nicht mehr aufgehen sehen. Schwarzer Wolf durchwühlte in der Zwischenzeit die Satteltaschen, schien aber nicht fündig zu werden. Er zog sein Messer, hielt es einem der Mexikaner an die Kehle und fragte mit Zorn in der Stimme: „Wo ist Beutel mit Seelen? Seelen von Squaws und Kleinen, wo ist?“ Der Mexikaner bebte vor Angst, aber er verstand die Frage nicht. „Wo sind die Skalps, Hurensohn?!“ übersetzte ich. „Der Padre. Der Padre hat die Skalps“, stieß der Mexikaner in Todesangst hervor.

    Inzwischen war es dunkel geworden, und der angeschossene Gaul konnte mit dem Padre längst sonst wo sein, aber ich wollte die Sache heute zu Ende bringen und meine Schuld bei den Apachen begleichen. Ich sattelte Tyler und ließ ihn flussabwärts galoppieren, wohin der Gaul des Padre davon geprescht war. Mein Mustang genoss den Ausritt, den Tag über hatte er ja nicht all zu viel Bewegung gehabt. Ich musste mich auf mein Glück verlassen: Im Mondlicht einer Fährte zu folgen, war – zumal ich im Fährtenlesen nicht eben geübt war – ziemlich unmöglich, mir blieb also nichts anderes übrig, als dem Flusslauf zu folgen, und zu hoffen, dass ich nicht geradewegs an einem Baum vorbei ritt, hinter dem sich der Padre versteckt hatte. Im stillen hoffte ich außerdem, unterwegs vielleicht Oscar auflesen zu können, falls der nicht in der flussabwärts stärkeren Strömung des Rio Grande ertrunken war.

    Ich war vielleicht drei oder vier Meilen geritten, da sah ich im fahlen Mondlicht ein Pferd, dessen Reiter es offenbar nicht all zu eilig hatte. In mäßigem Trab ritt er mir entgegen, und ein eigenartiger Glanz schien von ihm auszugehen. Ich griff nach meinem Revolver, doch noch bevor ich auf Schussweite heran war, erkannte ich, dass von ihm keine Gefahr ausging: Es war der immer noch triefnasse Oscar, der wohl ein Pferd aufgetan haben musste. Als ich noch näher kam, erkannte ich darin das des Padre.

    „Ich wusste gar nicht, dass du schwimmen kannst“, begrüßte ich Oscar.

    „Dein Hut stinkt“, erwiderte er meinen Gruß.

    Das Pferd hatte er, wie er mir erzählte, gefunden, kurz nachdem er sich ans Ufer gerettet hatte. Der Hengst hatte nur einen Streifschuss abbekommen, von dem ihm allenfalls eine dünne Narbe bleiben würde. Oscar war von der Strömung insgesamt wohl fünf Meilen den Fluss hinunter getragen worden, bis er einen überhängenden Ast zu packen bekommen hatte. Den Padre hatte Oscar nicht gesehen, der war wohl irgendwann vom Gaul gefallen, als der in wilder Panik durch die Landschaft geprescht war. Doch das spielte nur eine untergeordnete Rolle: In den Satteltaschen war das, was den Indianern mehr bedeutete als alles andere: Die Seelen ihrer Frauen und Kinder, die nun doch noch in die ewigen Jagdgründe eingehen konnten.

    Als wir an unserem Lagerplatz ankamen, hatten Großer Marder und Schwarzer Wolf ein helles Feuer entzündet. Die drei Skalpjäger, die die Schießerei überstanden hatten, saßen gefesselt um eine Pinie herum. Die Apachen hatten die Toten offenbar weggeschafft, jedenfalls war von denen nichts mehr zu sehen. Als ich Schwarzer Wolf die Satteltasche mit den Skalps seiner Leute übergab, meinte ich einen feuchten Glanz in seinen Augen zu sehen. Sie mochten verfluchte Heiden sein, diese Apachen, aber wilde Tiere, wie manche sie nannten, waren sie gewiss nicht. Es stimmte schon, die Männer, die an die Pinie gefesselt waren, würden morgen eine üble Marter über sich ergehen lassen müssen und am Ende dankbar für ihren Tod sein. Aber ich bin sicher, würde einer meine Familie umbringen, wenn ich denn eine hätte, ich würde ihm das Sterben auch nicht leicht machen.

    Oscar und ich mussten aber nicht unbedingt dabei sein, wenn die Skalpjäger ihrem Schicksal begegneten. Zu meiner Überraschung gingen aber auch die Rothäute zu den erbeuteten Pferden und saßen auf, als wir im Begriff waren, uns zu verabschieden.

    „Wollt ihr die Gefangenen allein lassen?“

    Schwarzer Wolf lächelte. Aus einem Beutel zog er ein Tongefäß hervor, ritt damit zu der Pinie, an der die Mexikaner gefesselt waren, zerschlug das Gefäß am Baum und ließ eine zähe Flüssigkeit auf die Gefangenen herab tropfen, worauf er die Reste des Gefäßes auf den Boden warf. Ein aromatischer Duft verbreitete sich.

    „Bruder Bär jetzt sehr zornig. Wenn riecht Honig, Bruder Bär kommt, frisst. Dann Bruder Bär
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