Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)
Autoren: Dirk Bongardt
Vom Netzwerk:
Mund zu reißen, hatte wohl doch in mancher Hinsicht einen harten Kerl aus ihm gemacht.

    Ich machte ein Feuer und bereitete Oscar und mir ein spätes Frühstück aus Bohnen, Speckstreifen und einer Kanne Kaffee. Oscar war hierher gekommen, um mich zu jagen. Und jetzt hielt er für mich den Kopf hin. Die Dinge nahmen einen Verlauf, den ich in meiner wildesten Fantasie nicht erwartet hätte. Einen Verlauf, der nichts gutes versprach. Ob Oscar die nächsten Stunden überleben würde, hing davon ab, ob beim Padre und seinen Männern Grausamkeit und Rachsucht stärker ausgeprägt waren als ihre Feigheit. Sollten sie aus der Entfernung anfangen zu schießen, konnte Oscar nur hoffen, dass sie sich zuerst ihren toten Companero vornehmen würden, und er noch rechtzeitig in Deckung gehen konnte.

    Aber war es nicht auch denkbar, dass sie überhaupt nicht zurückkehrten? Vielleicht waren sie ja irgendwo weiter im Norden über den Fluss gesetzt, um ihren Weg auf der Ostseite des Rio Grande fortzusetzen und so einer weiteren Begegnung mit uns aus dem Weg zu gehen. In dem Fall würden wir hier warten, bis wir schwarz wären – was im Fall des toten Banditen durchaus wörtlich zu nehmen war. Schwarzer Wolf und Großer Marder würden das wohl nicht hinnehmen wollen, und unsere „Schuld“ auf anderem Weg eintreiben. Auch wenn sie uns unsere Waffen zurück gegeben hatten: Ich hatte keinen Anlass, ihnen übermäßig zu vertrauen.

    Oscar spielte mit der Mechanik seines Colt Paterson. Inzwischen hatte er den Bogen heraus, aber ob seine Schüsse im Ernstfall ihr Ziel finden würden, musste sich erst noch zeigen. Wenn es nach den Apachen ging, würde es erst gar nicht zu einer Schießerei kommen, aber die Dinge entwickelten sich selten so wie geplant. Bis die Sonne ihren höchsten Stand überschritten hatte, saßen Oscar und ich mit unserem schweigsamen, inzwischen leicht ranzigen, Gesellen am Ufer, ohne dass etwas geschah. Die beiden Apachen hielten Ausschau: Der Ruf eines Käuzchens, drei Mal hintereinander, würde uns signalisieren, dass der Padre und seine Companeros in Anmarsch seien.

    Der Himmel färbte sich bereits rot, als der Ruf des Käuzchens kam – allerdings vier, nicht drei mal. Ich stellte dem toten Skalpjäger meine Blechtasse vor die Füße, griff meine Winchester und machte mich in mein Versteck auf: In einem nahe gelegenen Gebüsch hatte ich eine flache Grube ausgehoben, in die mich nun bäuchlings legte. Von hier aus hatte ich Oscars Lagerplatz im Visier und konnte jederzeit eingreifen, wenn es den Apachen nicht gelingen sollte, die drei Skalpjäger zu überwältigen. Tyler hatte ich in Oscars Nähe angebunden, der gute Mustang spitzte die Ohren, und auch ich hörte schon das Getrappel von Hufen, und ein paar Herzschläge später sah ich sie. Dass sie mit insgesamt sieben Pferden zurückkehren würden, hatte ich erwartet, die drei Tiere ihrer toten Companeros und Oscars Gaul eingeschlossen. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass auf jedem der sieben Pferde ein Reiter saß. Vier von den Männern des Padre hatten wohl weiter flussaufwärts gelagert.

    Jetzt sah es böse aus: Mit der Überraschung auf ihrer Seite hätten die Apachen die drei Skalpjäger, die wir erwartet hatten, wohl überwältigen können, aber sieben, die, soweit ich das sehen konnte, alle Schießeisen bei sich trugen? Ich sah, wie einer der Bastarde, es war wohl der Padre, seinen Arm ausstreckte und in die Richtung wies, wo Oscar mit seinem stillen Begleiter saß. In vollem Galopp hielten sie auf ihren Lagerplatz zu. Oscar stand auf. Vor ihm sieben Berittene, von denen drei oder vier schon ihre Waffen gezogen hatten, hinter ihm der Rio Grande: Er saß wie die Maus in der Falle.

    „Gringo! Freust du dich über unser Wiedersehen? Ich preise den Herrn, weil er mich zu dir zurück geführt hat. Und zu deinem Freund, der meinen Männern solchen Kummer bereitet hat. Doch wer dem Herrn vertraut, wird nicht enttäuscht, nicht wahr? Euch aber, die ihr dem Herrn widerstanden habt, erwarten die Qualen der Hölle. Du wolltest nicht mit Wasser getauft werden, nun erwartet euch beide die Taufe mit Feuer. Hey, was glaubt dein Freund eigentlich, wer er ist, dass sich vor dem Padre nicht erhebt? Gringo, steh auf!“

    Einer der Männer war von seinem Pferd abgestiegen, und trat auf den Toten zu, dem wir den Hut tief ins Gesicht gezogen hatten. „Hey, hijo de la chingada , steh auf!“, herrschte er ihn an und versetzte ihm einen Tritt. Der Tote kippte auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher