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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns
Autoren: Robert Rankin
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sich ihr uralter Feind verkrochen hatte. Eine staubige Legion, die eine Traumwelt durchquerte. Eine Traumwelt, die im ersten Augenblick fremd, doch dann wiederum merkwürdig vertraut schien.
    Die Reiter waren von heroischem Blut, entsprangen einem Boden, der lange zu einem Nichts zerkrümelt war.
    Ritter des alten England, jener Welt voller Wälder und Drachen, voller Ehre und nobler Taten und heiliger Kreuzzüge. Der Staub fiel von ihren Rüstungen ab, von den ausgetrockneten Lederharnischen und den prachtvollen Samtmänteln. Und auf König Brans Stirn ruhte die goldene Königskrone mitsamt ihrem zerbrochenen Emblem. Der einstige und zukünftige König.
    Die Gefolgsleute, Knappen und königlichen Ritter atmeten die neue Luft, die unnatürliche Luft voller fremdartiger Aromen und Gerüche aus diesem rauhen, unsicheren Jahrhundert, und sie ritten 1ohne Furcht voran. Die Stadt gehörte wieder ihnen!
     
    Hoch oben im Stadion genehmigte sich Pooley den Scotch aus seinem Flachmann und fragte sich, was eigentlich ringsum vor sich ging. Der Professor stand allein genau im Zentrum der weiten Arena, doch von Kaleton war nirgendwo eine Spur zu sehen. Im gesamten Stadion herrschte eine Stille wie in einem Grab, und die Anlage wirkte um keinen Deut einladender.
    Denn in der Stille lauerte etwas unvorstellbar Böses.
    »Beim Jucken in meinen Fingern«, sagte Jim, »ich fühle, daß irgend etwas in der Luft liegt.«
    Und damit irrte er sich nicht, denn nun kam ein eisiger Wind auf, und aus der Ferne erklang das Geräusch von Donner. Pooley starrte zur Wetterkuppel hinauf, doch sie war verschwunden, einfach in Luft aufgelöst. Das Stadion lag offen und ungeschützt unter freiem Himmel. Blitze durchzuckten ein pechschwarzes Firmament, und die Sterne kamen und gingen, während Wolkenfetzen wie zuckende Schwerter da-hinjagten.
    »Sieht nach Regen aus«, murmelte Jim. »Natürlich. Immer dann, wenn ich keinen Schirm bei mir habe.«
    Und dann entdeckte er sie. Die grausame, düstere Gestalt, die durch den mitternächtlichen Himmel heranschoß. Mächtige, gebogene Schwingen rauschten durch die Luft. Ein langer, schmaler Kopf, lange, anliegende Füße, Adlerschnabel, Löwenklauen. Ein langer, dünner, stachelgespickter Schwanz zuckte hinter dem Wesen durch die Nacht.
    »Der Griffin!« Pooley machte sich ganz klein in seinem Sitz. Weitere Gebete schienen zu diesem Zeitpunkt nur wenig erfolgversprechend. Gott hatte den Klang von Jims Stimme inzwischen ganz ohne Zweifel richtig satt.
    Pooleys Nase kam in unmittelbare Nähe zu der großen Gladstonetasche. »Der Professor!« fiel ihm siedendheiß ein. Er sprang auf und blickte sich suchend nach dem Gelehrten um, doch der alte Mann war verschwunden.
    »O Mann!« rief Jim. »O Mannomannomannomann!«
    Jetzt konnte er auch das Geräusch der schlagenden Flügel hören. Weitere Gestalten bevölkerten den Himmel. Die Legionen des Königs Balin ritten durch den Himmel über Brentford. Die Legionen der ewigen Nacht, erweckt durch die beschwörenden Worte des Erzbösewichts Kaleton, und an der Spitze dieser schrecklichsten aller Bestien ritt König Balin. Balin von der Bruderschaft der schwarzen Kapuze, Balin, dessen Auge die Nacht war, Balin, dessen Schwertklinge so lang wie ein Mann war, obwohl beträchtlich schärfer. König Balin mit den eisernen Zähnen, den bronzenen Wangen, dem Edelstahlkiefer. Balin, der schlimme Finger.
    Balin führte seine böse Horde nach unten in Richtung der Armeen seines Todfeindes.
     
    »Ich zähle bis fünf, und dann schieße ich Ihnen den Kopf von den Schultern!« fauchte Inspektor Hovis. »Ich würde ja gerne sagen, daß es nicht persönlich gemeint ist, Rune, aber warum sollte ich Ihnen gegenüber lügen?«
    »Abrakadabra Schillamallakka! Kommt heraus, kommt heraus, wer auch immer ihr seid!« kreischte Hugo Rune verzweifelt.
    »Eins«, sagte Inspektor Hovis. »Ich meine es wirklich ernst.«
    »Schazam!« kreischte Rune. »Higgedi-piggedi, meine fette Henne …!«
    »Zwei … drei …«
    »Simsalabimbambum!«
    »… vier …«
    »Sehen Sie nur, Sir, hier!« rief Konstabler Meek mit einem Mal. »Dort oben, am Himmel!«
    »Vögel?« sagte Hovis und schielte nach oben. »Nein, das sind keine Vögel, das sind Fledermäuse. Nein, keine Fledermäuse! So ein verdammter Mist!«
    »Und dort, Sir! Wer ist das?«
    Hovis spähte in die Richtung, in die der zitternde Finger des Konstablers zeigte. Auf einem der hohen Laufstege des Gasometers schob sich eine vereinzelte Gestalt
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