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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe
Autoren: Greg Bear
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Gerätschaften gefüllt war. Dennoch roch die warme Luft kalt; ein Widerspruch, den ich nie zu lösen vermocht hatte.
    »Ich habe jetzt die letzte Quelle externer Strahlung erschöpft«, sagte William. »Irgendein terrestrisches Metall, angereichert mit einem Niederschlag des zwanzigsten Jahrhunderts.« Er zog mit einem Ruck die Hand zurück. »Ich habe es durch Mondstahl ersetzt. Und der QL funktioniert damit tatsächlich. Ich bekomme klare Antworten – so klar, wie sie ein Quantenlogiker geben kann. Laß mir meine Illusionen.«
    »Verzeihung«, sagte ich. Er zuckte großmütig die Achseln. »Ich würde gern zur Tat schreiten.«
    Er blieb stehen, zog ein Gesicht, das Unsicherheit ausdrückte, und fiel dann etwas in sich zusammen.
    »Tut mir leid, Mickey. Ich habe mich wie ein echter Klotz bekommen. Du hast dafür gekämpft, du hast es für mich durchgesetzt, du verdienst es zu sehen. Komm mit!«
    Ich trat nach William über die Linie und folgte ihm über die vierzig Meter lange, zwei Meter breite Brücke aus Draht und Gitterwerk in die Eisgrube.
    William ging vor mir her, zwischen den Chaos-Druckpumpen hindurch. Ich wandte den Blick ab von den eiförmigen Bronzetori, die zu beiden Seiten der Brücke aufgestellt waren. Sie erinnerten mich an abstrakte Skulpturen, und sie gehörten zu den empfindsamsten und feinsten von Williams Werkzeugen, die immer in Betrieb waren, auch wenn sie nicht mit Williams Mustern verbunden waren.
    Auf dem Weg zwischen den Pumpen hindurch spürte ich ein Kribbeln im Innern, als ob mein Körper ein großes Ohr wäre, das auf etwas lauschte, das es kaum wahrnahm: eine unbestimmte, saugende Stille. William sah sich zu mir um und grinste voller Mitgefühl. »Ein gespenstisches Gefühl, was?«
    »Ich kann es nicht ausstehen«, gestand ich.
    »Mir geht es genauso, aber es ist süße Musik, Micko. Wirklich süße Musik.«

    Hinter den Pumpen und mit der Brücke durch einen kurzen, schmalen Steg verbunden, hing die Höhlung, umschlossen von einem Faradayschen Käfig. Hier, im Innern einer Kugel von einem Meter Durchmesser aus makellosem, im Orbit geschmolzenem Quarz, das von einer spiegelnden Schicht aus Niobium überzogen war, befanden sich acht daumengroße Keramikzellen, von denen jede ungefähr eintausend Atome Kupfer enthielt. Jede Zelle war von einem eigenen supraleitfähigen Elektromagneten umgeben. Das waren die mesoskopischen Muster, groß genug für die Untersuchung der makroskopischen Eigenschaften der Temperatur, klein genug, um innerhalb des mikroskopischen Bereichs der Quantenkräfte zu bleiben. Sie durften niemals eine Temperatur über ein Millionstel Kelvin erreichen.
    Das Labor befand sich am Ende der Brücke, einhundert Quadratmeter umschlossener Arbeitsraum, bestehend aus einem dünnen Stahlrahmen, über den eine schwarze Plastikwand gezogen war. An schwingungsdämpfenden Seilen und Federn und Magnetfeldern von der hohen Kuppel der Eisgrube hängend, umgaben drei der vier zylindrischen Kühlmaschinen das Labor wie die Säulen eines Urwaldtempels, überwuchert von einem Dschungel aus Rohren und Kabeln. Abwärme wurde mittels elastischer Rohre durch das Schotternetz oben an der Höhlung und durch das Dach aus Schaumstein darüber weggeführt; die eingegrabenen Radiatoren an der Oberfläche stießen die Wärme dann in den Raum ab.
    Die vierte und letzte war die größte Kühlmaschine, und sie war direkt über der Höhlung angebracht, fest verbunden mit der äußeren Fläche der Quarzkugel. Aus der Ferne ähnelten die Kühlmaschine und die Hohlblase vielleicht einem gedrungenen, altmodischen Quecksilberthermometer, wobei die Höhlung den Kolben darstellte.
    Das T-förmige Labor war in vier Räume aufgeteilt, zwei im Längsstrich des T, jeweils einer quer in den Seiten. William führte mich durch die Tür des Labors – genauer gesagt, einen beweglichen Vorhang – in den ersten Raum, in dem ein kleiner Metalltisch und ein Stuhl, ein auseinandergenommener Nano-Robotnik und Schränke aus Würfeln und runden Scheiben standen. Im zweiten Raum nahm der QL-Denker eine zentrale Plattform mit etwa einem halben Meter Seitenlänge ein. An der Wand links neben dem Tisch befand sich eine manuelle Schaltarmatur – wie sie nur noch selten in Gebrauch waren – und zwei Fenster, von denen aus man die Höhlung überblicken konnte. Der Raum war still und kühl und erinnerte ein wenig an eine Klosterzelle.
    Fast seit Beginn des Projektes beharrte William dem Syndikat gegenüber auf der Behauptung
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