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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Autoren: Karola Loewenstein
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gezogen ist.“
    Jetzt klingelte ganz entfernt etwas. Die Familie war in die Staaten gezogen, weil die Torrels eine eigene Firma hatten und ihre Filiale in Amerika weiter ausbauen wollten. Das internationale Flair dieser Familie hatte für reichlich Gesprächsstoff im ländlichen Schönefelde gesorgt. Ich erinnerte mich verschwommen an Adam, einen schlaksigen, hochgeschossenen Jungen mit kurzem, schwarzem Haar, der so ruhig und introvertiert war, dass er mir nie besonders aufgefallen war.
    „Ja, jetzt erinnere ich mich“, antwortete ich schließlich und versuchte, meinem Gesicht einen interessierten Ausdruck zu verleihen. Es war nicht so, dass ich mich nicht für Männer interessierte, aber nach einigen peinlichen Dates mit Jungs aus unserem Ort hegte ich keine Hoffnung mehr, die große Liebe in Schönefelde zu finden. „Die vier Jungs werden sicher nur einen kurzen Urlaub bei ihren Eltern einlegen, bevor sie zum Studium oder zum Arbeiten irgendwohin weit weg gehen“, seufzte ich und bemitleidete mich wieder einmal selbst. Ich hatte die Illusion gehabt, in meinem neuen Großstadtleben ein paar nette Jungs kennenzulernen, aber diese Hoffnung hatte ich begraben, da mich auch mein nächster Lebensabschnitt nicht aus diesem Kaff herausführen würde.
    „Nein, Ramon, Lennox und Torin werden in der Firma ihrer Eltern arbeiten und Adam wird hier studieren, so wie du und ich. Sie werden also alle Vier hier in Schönefelde bleiben“, setzte sie mit einem triumphierenden Lächeln hinzu.
    „Warum?“ Ich sah Liana überrascht an. „Wer will freiwillig hier studieren oder arbeiten, wenn ihm die Welt offen steht und in anderen Städten das Leben tobt. Hier finden doch nur Ornithologen eine tiefere Befriedigung, wenn sie ein paar seltene Vögel beobachten.“
    Liana stöhnte genervt.
    „Das musst du sie schon selber fragen“, entgegnete sie mit Verärgerung in der Stimme. „Ich werde auch hier studieren, völlig freiwillig natürlich und ein paar andere aus unserer Klasse auch. Die Universität Tennenbode ist schließlich ausgezeichnet und nimmt nicht jeden an und wenn ich dich erinnern darf, werden sogar Studenten aus dem ganzen Land herkommen.“ Liana unterstrich den letzten Satz mit einer energischen Geste.
    „Dass wir zusammen hier studieren können, ist auch mein einziger Trost“, entgegnete ich in versöhnlichem Ton. „Wenn ich nur daran denke, dass wir bald Verwaltungstechnische Theorie studieren müssen, schlafe ich im Gehen ein. Mir hatte etwas ganz anderes vorgeschwebt, weißt du? Ich wollte nach Paris, nach New York oder wenigstens nach Berlin. Ich wollte Kunstgeschichte studieren, Architektur oder Medizin. Ich wollte die Welt verändern oder zumindest etwas halbwegs Sensationelles erleben.“
    „Geht’s noch pathetischer?“ Liana verdrehte genervt die Augen. „Auch wenn du seit Urzeiten meine beste Freundin bist, habe ich ehrlich gesagt dein Gejammer langsam satt. Wenn es dir so sehr gegen den Strich geht, hier in Schönefelde zu studieren, dann rede doch noch einmal mit deiner Großmutter.“
    „Das bringt nichts, auf dem Ohr ist sie taub. Sie besteht darauf, dass ich Tennenbode besuche, genauso wie meine Eltern, meine Großeltern und deren Großeltern. Abgesehen davon, dass ich es nicht wagen werde, die Familientradition zu brechen, wollte ich meiner Großmutter nicht das Herz herausreißen und ganz aus ihrem Leben verschwinden.“ Ich stockte bei den letzten Worten und schwieg, auch Liana sah betreten auf den Gehweg. Wir sprachen nie über die Sache mit meinen Eltern und meinen Geschwistern. Es würde nichts ändern, egal wie oft ich darüber redete. Sie waren tot und würden es bleiben und jede Erinnerung riss schmerzhafte Wunden auf. Ich vermied es, an sie zu denken, denn sonst würde ich in dem dunklen Loch meines schlechten Gewissens versinken. Sie waren tot und ich nicht. Wäre die Lungenentzündung nicht gewesen, hätte ich mit meinen beiden Geschwistern und meinen Eltern auch in diesem Flugzeug gesessen und wäre nie wieder gekommen. Trotzdem die Sache dreizehn Jahre her war und ich mich im Prinzip kaum an irgendeine Einzelheit erinnerte, wusste ich genau, dass es mich lähmen würde, wenn ich den schmerzhaften Gedanken zuließ.
    „Sprich doch trotzdem noch einmal mit ihr. Sie versteht dich doch sonst immer so gut“, sagte Liana leise und ich sah auf.
    „Das bringt nichts.“ Ich seufzte. Meine Großmutter beharrte auf Tennenbode und sie konnte genauso entschlossen sein wie Lianas
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