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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Autoren: Karola Loewenstein
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folgte.
    „Gute Idee, Kinder. Genießt eure Ferien, der Ernst des Lebens fängt noch früh genug an“, murmelte meine Großmutter und sah uns nachdenklich nach, als wir lachend und uns jagend in den Garten liefen.

Sechs Jahre später
    Es war Ende Mai, der Himmel leuchtete azurblau. Keine einzige Wolke trübte die sommerliche Stimmung. Schwalben schossen um die Hausecken und ihre hohen Rufe hallten durch die kleinen Gassen von Schönefelde. Das Wetter war genau richtig für meine blauen Lieblingsshorts, Tank-Top und Sonnenbrille. Die Shorts kniffen unangenehm und erinnerten mich bei jedem Schritt daran, dass ich während des Lernens allzu oft in die Schublade mit den Schokoladenriegeln gegriffen hatte, aber heute ignorierte ich das. Nach den Prüfungen war genug Zeit für ein paar zusätzliche Runden.
    Ich schlenderte in der Ruhe des Morgens gemütlich durch die alte Kastanienallee auf meine Schule zu und versuchte, die aufkeimende Prüfungsangst zu unterdrücken. Ich wollte noch einmal in Ruhe von dem Weg Abschied nehmen, den ich seit zwölf Jahren fast täglich gegangen war, an dem ich jede Hausecke und jeden Bordstein kannte und den ich heute, wenn ich Glück hatte, das letzte Mal gehen musste. Was wäre ich froh, wenn ich diesen Ort endlich hinter mir lassen könnte. Schönefelde war wie mein Leben: schön, aber sterbenslangweilig. Eine kleine, abgelegene Stadt mitten in Deutschland, die von endlosen, dunklen Wäldern eingeschlossen war. Ich hatte keinen Blick mehr für diese Idylle, denn für mich bedeutet sie nur noch Langeweile. Oft genug hatte ich unter den dichten Baumriesen gestanden und gestaunt, wie das Licht durch das Blättergewirr fiel und gleißende Tupfen auf den Waldboden malte. Ich war satt davon und hatte Angst, dass mir die Monotonie meiner Umgebung die Gedanken einschlafen ließ, bis ich irgendwann aufwachte und mein Leben unbemerkt zu Ende gegangen war. Manchmal fühlte ich mich, als ob ich im Halbschlaf vor mich hindämmerte und mein Leben nur als langweilige Soap an mir vorbeizog, immer dieselben Menschen, immer dieselben Probleme.
    Nachdenklich verließ ich die schattige Kastanienallee. Auf der rechten Seite tauchte ein altes Fachwerkhaus auf, in dessen blank gewienerten Scheiben sich die Morgensonne spiegelte, perfekt wie immer. Eine resolute, grauhaarige Frau sortierte Äpfel in die Auslage vor dem Laden.
    „Guten Morgen, Frau Goldmann, ist Liana schon los?“, fragte ich, als ich in den Schatten der gestreiften Markisen trat.
    „Nein, Selma, sie ist noch da. Geh ruhig rein!“, antwortete sie lächelnd. Ich schritt über die ausgetretene Stufe in den kleinen, kühlen Laden hinein, in dem es vertraut nach Obst und staubigen Konserven roch.
    „Guten Morgen, Liana, bist du bereit für die letzte Prüfung?“, rief ich in das dunkle Lager. Zwischen den Regalen hörte ich ein Rascheln und dann ein Krachen.
    „Au!“
    „Noch ein blauer Fleck mehr oder weniger fällt doch nicht auf“, lächelte ich, denn meine beste Freundin Liana hatte das Chaos eindeutig gepachtet.
    „Hör bloß mit deiner guten Laune auf. Heute ist Mathe dran. Ich habe jetzt schon Bauchschmerzen.“ Lianas lockige, blonde Mähne tauchte zwischen zwei riesigen Kartons auf. Sie war ein zierliches, hübsches Mädchen, das alle Aufmerksamkeit mit ihrer Haarpracht auf sich zog.
    „Glaubst du, mir geht es besser? Aber das ist die letzte Prüfung und dann sind Ferien“, versuchte ich sie aufzumuntern.
    „Soweit denke ich noch gar nicht, erst muss ich Mathe überleben.“ Liana seufzte, schnappte sich ihre Schultasche von einem Stapel Dosenananas und dann traten wir in den gleißenden Sonnenschein hinaus.
    „Weißt du schon das Neuste?“ Ihre Prüfungsangst schien wie weggeblasen, als sie sich unserem morgendlichen Ritual widmete und die Neuigkeiten des Tages verkündete.
    „Nein, woher auch“, antwortete ich wie jeden Morgen.
    „Also, die Torrels sind aus Amerika zurückgekommen. Frau Torrel war gestern zum Einkaufen bei meiner Großmutter und ihre Söhne sind natürlich auch wieder da.“ Sie schaute mich gespannt an und erwartete offensichtlich, dass ich in Jubel ausbrechen würde.
    „Und?“, fragte ich gespannt.
    „Die Torrel-Jungs? Lennox, Ramon, Torin und Adam?“, fügte Liana fragend hinzu. Mein Gesichtsausdruck ließ wohl immer noch die gewünschte Begeisterung vermissen.
    „An Adam, den Jüngsten erinnerst du dich aber noch? Du weißt doch, der Junge aus unserer Klasse, der vor vier Jahren nach Amerika
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