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Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben

Titel: Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben
Autoren: Frank Wedekind
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treiben!
    DER KÖNIG
verblüfft.
Schmeichle mir nicht so höhnisch, mein Kind. – Das Geschick treibt seinen Spott mit mir, nicht ich mit ihm!
    ALMA
ihn besänftigend.
Geliebter Vater, Ihr bleibt König, was immer Euch in dieser Welt auch begegnen mag!
    DER KÖNIG. In deinem liebenden Herzen, ja! – Und dadurch verdrängt dein Vater aus deinem Herzen das Empfinden zum Manne, das in diesen Jahren bei dir erwachen müßte, um dich mit beseligender Gewalt deinem Lebensglück entgegenzuführen. – Um Rang und Reichtum hat dich deines Vaters selbstvergötternde Narrheit schon gebracht; nun bringt er sein Kind auch noch um die höchsten Rechte des Lebens, die die Geschöpfe der Wildnis mit der Menschheit teilen und ohne die auf Thronen so wenig wie in der Hütte das Dasein je als eine Gnade der Götter empfunden ward! – Welcher Wahnwitz verführte mich auch, meine Körperkraft an den Fluten des San Margherita-Baches zu versuchen, statt
Mit der Schere das Schwert markierend.
Umbrien mit Krieg zu überziehen, die Stadt an ihren vier Enden anzuzünden und meine Krone mit eigener Hand unter den glühenden Trümmern hervorzuholen! – – Aber das war nur die Fortsetzung aller vorangegangenen Torheit!
    ALMA
ärgerlich.
Der Himmel erbarm sich meiner törichten Seele! Wie könnt ich es fertigbringen, Euch so zu kränken!
    DER KÖNIG. Im Unglück tun die Menschen, ohne es zu wissen und zu wollen, einander weh, so wahr, wie im Glück ein jeder, ohne es zu wissen und zu wollen, dem andern zur Freude lebt! Laß es den Gerichteten nicht entgelten. – Du mußt gehn, mein Kind. Ich höre die Gesellen oben trampeln und schreien.
    ALMA
ihn küssend.
Auf morgen früh!
Ab.
     
    Der König nimmt seine Arbeit wieder auf. Darauf kommen die drei Gesellen herein und setzen sich dicht neben ihn.
     
    MICHELE. Gigi, wenn du noch einmal vor dem Hahnenschrei aufstehst, dann schlage ich dir in der nächsten Nacht im Schlaf das Nasenbein entzwei. Dann such dir die Weiber, denen du deine Fratze künftig noch feilbietest!
    DER KÖNIG
scharf abfertigend.
Dich möchte es wohl freuen, einen Schlafenden niederzuhauen. Aber nimm deine Knochen dabei in acht, sonst stehst du am nächsten Tag vielleicht überhaupt nicht auf!
    NOÈ. Prächtig herausbezahlt, Gigi! Erzähl uns doch gleich noch einige von deinen Kriegstaten, damit wir Angst vor dir bekommen!
    DER KÖNIG. Mir ist die Zeit nicht lang. Erzähl du von deinem Gänseraub beim Pfarrer in Bevagna, wenn deine Ohren nach Heldengeschichten dürsten!
    BATTISTA. Heiliger Schutzpatron, steh uns bei! Sonst bist du immer zahm und duckmäusig, Gigi, als hätten deine Nägel noch keine Laus zerdrückt, und heute möchtest du uns am liebsten alle drei zugleich auf die Nadel spießen!
    DER KÖNIG
gelangweilt.
Laßt mich doch in Frieden! Mich quält ein hohler Zahn, deshalb kam ich so früh vom Schlafboden herunter.
    NOÈ. Sag doch die Wahrheit, Gigi! War nicht eben der Page wieder hier, der dir die glühenden Liebesbriefe von der Dame überbringt, für die du das gelbe Seidenkleid zugeschnitten hast?
    DER KÖNIG. Kümmre ich mich vielleicht um deine Liebesbriefe?!
    MICHELE. Du kümmerst dich noch um ganz andere Dinge! Stehst gleich nach Mitternacht auf, um dich im Speichellecken und Achseltragen zu üben! Läßt dir vom Meister die Gesellenarbeit geben und teilst uns die Lehrlingsarbeit zu! Du kommst uns wie die Pest ins Haus!
    BATTISTA. – Lehrbub, bring uns die Morgensuppe!
     
    Der König verläßt die Werkstatt.
     
    NOÈ. Da oben fehlt es ihm: mir tut er leid. Er muß bei einem Herrn von Stand so eine Art Stiefelputzer gewesen sein. Das hat ihm das Hirn im Kopf verschoben.
    BATTISTA. Kam dir je ein gewesener Landsknecht vor Augen, der sich von Schneidergesellen so erbärmlich hat schuriegeln lassen?
    NOÈ. Meine Mutter war Bauernmagd; ich sage das jedem, der mich fragt. Ich stelle mich nicht, als hätte ich den heiligen Vater beim Schlafengehen bedient!
    MICHELE. Ich will euch sagen, warum der Bube so stockstumm ist! Von uns hat sich jeder in der Welt herumgetrieben, und wir hatten oft genug nichts zu beißen. Tut der aber sein Maul einmal auf, dann kommen Flüche aus ihm heraus von einer Ruchlosigkeit, daß sich uns dreien der Magen umkehrt! Dann schämt sich die Erde, daß sie den Unhold hervorgebracht hat; dann schämt sich der Himmel, daß er ihn beschienen hat; dann schämt sich die Hölle, daß sie ihn noch nicht verschlungen hat! – Ihr werdet's erleben!
     
    Der König kommt mit vier hölzernen
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