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Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben

Titel: Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben
Autoren: Frank Wedekind
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KÖNIG
in höchster Verwunderung.
Warum steht ihr denn nicht gebannt vor Staunen?? – Ihr glaubt mir wohl nicht?! – Ihr fordert wohl gar, daß ich euch noch beweise, was ich seit meinem Sturz nur durch übermenschliche Seelenkraft geheimhielt?!
    FILIPO. Wir glauben dir, Alexandrion! Laß dich von mir auf dein Zimmer führen. Wir glauben dir!
    KÖNIG PIETRO. Wollte sich dein armes Herz nur erst beruhigen!
    DER KÖNIG
angstvoll.
Nein, nein! Ich beruhige mich nicht! Ihr traut meinen Worten nicht! Ihr zweifelt an meinem Verstand! – Allgewaltiger Gott, wo nehme ich Beweise her, die mir die Wahrheit bestätigen?! – Laßt meine Tochter rufen! – Es ist hohe Zeit; lange schaue ich das Licht nicht mehr! – Laßt meine Tochter rufen! – Ich bin zu schwach, um sie selbst zu holen. – Laßt mein Kind rufen! Mein Kind!
    FILIPO. Ich beschwöre Euch, mein Vater, willfahrt seiner Bitte nicht! Das Mädchen vergeht vor Schmerz, wenn es ihn unvorbereitet in seiner Umnachtung sieht!
    DER KÖNIG. Mein Kind laßt rufen! Ich habe ihm nichts zu hinterlassen als seine fürstliche Herkunft; und nun soll es durch meine unermeßliche Torheit auch um dies letzte Gut betrogen sein! Wer schenkt dem Mädchen Glauben, wenn meine Augen gebrochen sind! Freilich, an einen König erinnert nichts mehr an mir! Und meine Bilder, meine Statuen sind zerstört! Und fände sich auch noch ein Bild, wer läßt Ähnlichkeit für einen Beweis meiner ungeheuerlichen Behauptung gelten! Ähnlichkeit, von der die Zeit keine Spur mehr übrigließ! Erleuchte mich, o Herr im Himmel, in dieser zehnfachen Todesangst!
    KÖNIG PIETRO. Hast du denn ganz vergessen, mein teurer Alexandrion, daß König Nicolo tot ist?!
    DER KÖNIG. Tot? Wie gütig du redest, weil du mich für wahnsinnig hältst! – Tot? – Wo liegt er begraben?! Ich kämpfte mit den empörten Fluten und rettete mich vor der Stadtmauer ans Land. Aber wer glaubt mir das! Ruft mein Kind her! Es wird mir Rat erteilen, wie es mir hundert- und tausendmal durch seine Klugheit geholfen hat!
    FILIPO. Ich eile, Euren Leibarzt zu holen, mein gnädiger Vater!
    DER KÖNIG. Mein Kind ruft her! Mein Kind!
    PRINZESSIN ALMA
hereinstürzend.
Mein Vater! Allmächtiger Gott, ich höre Eure jammervolle Stimme das Haus erfüllen!
    DER KÖNIG. Bin ich König Nicolo oder nicht?!
    ALMA. Ihr seid König Nicolo, mein Vater! Ängstigt Euch nicht! Was kann man uns heute noch antun!
    DER KÖNIG. So bist auch du vom Wahnsinn befallen oder eine elende Betrügerin! Sie glauben uns nicht! Womit können wir es ihnen beweisen, damit ich mein Haupt auf den Block legen darf und dir damit ein Zeugnis deiner Geburt hinterlassen?! Schickt ins Gefängnis! Dort hat man die Narben an meinem Körper zu Protokoll genommen. Ich hatte des Königs Namen entweiht. Fluch dem König! hatte ich gerufen. Dieser König war ich! – Aber wo lebt ein Mensch von gesunder Vernunft, der an solche Schicksale glaubt! Daß ich das während all der Jahre nicht bedachte! Wer führt denn Dokumente darüber mit sich, daß sein Haupt zweimal dem Henker verfallen ist! Und nun soll ich der Allmacht Spuren tiefer ergründet haben als je ein Mensch, um schließlich für wahnwitzig zu gelten? – Aber so ist das Leben! So ist das Leben!
    KÖNIG PIETRO. Der Anblick deines Schmerzes ist herzerschütternd, Alexandrion! Aber deine Behauptung ist lächerlich!
    ALMA. Er ist König Nicolo!!
    FILIPO. Bedenkt Eure Reden, Donna Alma!
    ALMA. Er ist König Nicolo!!
    DER KÖNIG. Forsche in deinem Hirn, mein kluges teures Kind, ob du nicht irgendein Mittel weißt, das ihnen die Wahrheit leuchtend wie Sonnenlicht vor Augen bringt!
    ALMA. Ich schaffe Euch Beweise die Menge, mein Vater, sobald das Urteil von Eurem Haupt genommen ist.
    FILIPO. War der Name von König Nicolos Tochter nicht Alma?
    KÖNIG PIETRO. Tausend Kinder werden auf fürstliche Namen getauft!
    DER KÖNIG. Hörst du's, mein Kind? Einen untrüglichen Beweis! Sonst beschließe ich meinen unseligen Kampf mit der Welt noch im Narrenturm und belade dich auf Lebenszeit mit dem gräßlichsten aller Flüche, mit dem Fluch der Lächerlichkeit!
    ALMA. Man führe uns zu den Ursulinerinnen!
    FILIPO. Wäre es möglich! Der König in seines Überwinders Dienst! – Redet, mein Vater! Sprecht ihn frei!
    KÖNIG PIETRO. Wer Ihr auch sein mögt, ich enthebe Euch jeder Strafe, die Euch bedroht.
    DER KÖNIG. Und nun die Beweise, mein Kind! Rasch die Beweise! Denn seien sie auch klar wie der Tag, wenn ich tot bin, helfen sie deiner Abkunft
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