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Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben

Titel: Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben
Autoren: Frank Wedekind
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deinem Regierungsantritt mit verbissener Scheu, mit Geringschätzung und Überhebung, mit Angst und Widerspenstigkeit entgegensehen. Brachte ich König Nicolo zu Fall und trieb ihn zum frühen Tode, auf daß schon mein Sohn wieder in der heillosen Verblendung beginnt, die ihn Thron und Leben kostete?! Deshalb gerade stellte ich mir Alexandrion zur Seite, weil er über diese ernstesten Fragen nachgedacht hat!
Hinausrufend.
Man rufe den Narren! – – Jetzt soll er mir zeigen, ob seine Weisheit auch gegenüber den Banden des Blutes standhält! Jetzt soll er mir zeigen, ob er selber nach seinen Aussprüchen handelt, wie ich es tue, oder ob er auch nur ein kurzatmiger Prahler ist!
    DER KÖNIG
eintretend.
Was befiehlt mein teurer Gebieter?
    KÖNIG PIETRO. Deine Ratschläge in Stunden furchtbarster Gefahr haben mich dir zu Dank verpflichtet. Hätte ich mich in schweren Entscheidungen nicht willenlos von deiner abwartend besonnenen, heimtückischen Verschlagenheit leiten lassen, wir ständen heute vielleicht unter fremder Botmäßigkeit. Jetzt fordere ich aber ein Opfer, das du dem Staate und unserer Regierung als Vater deines Kindes schuldest. Ich räumte deinem Verstande rückhaltlos die Macht ein, zwischen mir und meinem Blute obzuwalten, ohne zu ahnen, wie bald ich ihn auffordern müßte, sich zwischen dich selbst und dein eigenes Kind zu stellen. Dieser Prinz fordert deine Tochter von mir zum Weibe!
    DER KÖNIG. Mein Kind steht so himmelhoch über mir; seine Sohlen berührten die Erde nie, ohne daß mir des Glückes üppigste Saat aus den schmalen Fußstapfen emporblühte!
    KÖNIG PIETRO. Das will ich dir glauben, aber du wirst deiner Tochter befehlen, daß sie jede Bewerbung des Prinzen zurückweist!
    FILIPO. Das wird sich Donna Alma nimmermehr befehlen lassen!
    KÖNIG PIETRO. Schweig!
    DER KÖNIG. Ich habe in diesem Lande nichts zu befehlen.
    KÖNIG PIETRO. Wohl wahr! Aber du hast zu gehorchen!
    DER KÖNIG. Wohl wahr! Aber mein Kind hat mir nicht zu gehorchen!
    KÖNIG PIETRO. Genug des Witzes! Ich bedaure, deine Klugheit überschätzt zu haben. Du begreifst, daß bei deiner Weigerung eures Bleibens an meinem Hofe nicht länger ist. Es schmerzt mich, deine ruhige Überlegung an dieser Klippe scheitern zu sehen. Du bist ein schlechter Vater, Alexandrion
Der König zuckt zusammen.
daß du dich nicht scheust, dein Kind meiner Gunst zu berauben! Um mich gegen den Vorwurf des Undankes zu sichern, werde ich dir auch fürder dein Gehalt auszahlen lassen ...
    DER KÖNIG. Ich danke dir, Bruder; ich bedarf deiner Gnade nicht länger.
    KÖNIG PIETRO. Bist du von Sinnen!
    DER KÖNIG. Ich sehe klarer als du! Du kannst des wunderbaren gewaltigen Schicksals Erfüllung so wenig hindern wie ich.
    König
Pietro:
Laß das Geschwätz! Ich frage dich zum letztenmal: Gehorchst du meinen Befehlen?! Sonst fürchte meinen Zorn!
    DER KÖNIG. Es übersteigt deine sowohl wie meine Macht!
    KÖNIG PIETRO. Wohlan denn! Mag mein Sohn, wenn ihn das Verlangen ankommt, euch nachlaufen! So verbanne ich denn dich und dein Kind von diesem Tag an auf Lebenszeit aus dem Lande Umbrien unter Verhängung der Todes strafe für den Fall jemaliger Rück kehr!
     
    Der König bricht in anhaltendes munteres Gelächter aus.
     
    FILIPO. Heilige Jungfrau, was ist mit ihm!
    KÖNIG PIETRO
betreten.
Das ist das Lachen eines Wahnwitzigen!
    DER KÖNIG
lachend.
Ihr Lieben erlaubt schon, daß ich lache, da ich doch nun einmal dafür bezahlt bin, närrisch zu sein!
    KÖNIG PIETRO. Gib uns eine Erörterung, Alexandrion, was in deinem Innern vorgeht!
    DER KÖNIG
sich hoch aufrichtend.
Weißt du, daß du mich hier in diesem Saale schon einmal unter Verhängung der Todesstrafe aus Umbrien verbanntest?!
    KÖNIG PIETRO. Ich kann mich unmöglich aller Urteile erinnern, die ich bestätigte!
    DER KÖNIG. Dein erstes Urteil sprachst du über König Nicolo, und der bin ich!
    KÖNIG PIETRO
erschüttert.
Das ließ sich längst voraussehen, daß es solch ein Ende mit ihm nehmen werde!
Zum König.
Willst du uns aus deinem früheren Beruf eine tragische Szene aufführen?
    DER KÖNIG. Ich, der ich hier stehe, bin König Nicolo!
    KÖNIG PIETRO
in scheinbarem Zorn.
Ich habe mit Betrügern nichts zu schaffen! Hoffst du wirklich mit solchen Bubenstreichen etwas auszurichten?!
    DER KÖNIG. Ich bin König Nicolo! Ich bin König Nicolo!
    KÖNIG PIETRO
zu Filipo.
Es ist um ihn geschehen! Sei Gott seiner Seele gnädig!
    FILIPO. Sein armes Kind! Barmherziger Himmel, wenn es davon Kunde erhält!
    DER
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