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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor
Autoren: Horst Hoffmann
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leonitische Krieger in die Schlacht von Dhuannin zogen«, begann der Lebensgärtner gedehnt. »König Lerreigen selbst führte sie an und kehrte nie mehr zurück. Nur wenige seiner Krieger fanden den Heimweg, doch waren sie so verwirrt im Geist und so krank am Körper, dass wir von ihnen kein vernünftiges Wort erfuhren. Nur einer gab die Auskunft, dass König Lerreigen mit seinem Gefolge den Spiegeltod starb.« Hapsusch drehte sich um und blickte Mythor finster an. »Du weißt, was das bedeutet.«
    »Ich weiß es«, sagte Mythor finster. »Sie wurden zu Geisterreitern.«
    »Und ziehen für alle Zeiten über die Ebenen im Reich der Heroen. Für uns aber ist König Lerreigen tot. Er wird nie zurückkehren.«
    »Und ihr braucht einen Nachfolger für ihn«, sagte Mythor.
    »Es gibt einen alten Brauch in Leone«, fuhr Hapsusch fort, als habe er Mythors Worte gar nicht zur Kenntnis genommen. »Danach wird nach eines Königs Tod der nächste würdige Edelmann, der des Weges kommt, zu dessen Nachfolger bestimmt. Lerreigen wurde auf diese Weise vor dreißig Sommern König, als er im Golf von Aspira mit seinem Schiff kenterte und als einziger der Mannschaft überlebte. Nach seinen eigenen Worten war Lerreigen vormals Herrscher einer kleinen Insel eines unbekannten Inselreichs im Westen.« Hapsusch winkte barsch ab, als er die Zweifel in Mythors Blick bemerkte. »Auch wenn wir in Wirklichkeit nichts über seine Herkunft wissen, wurde er uns ein guter König.«
    »Was du in meinem Fall bezweifelst?«
    Der Greis setzte sich Mythor wieder gegenüber. Eine Weile sahen die ungleichen Männer sich an, dann nickte Hapsusch.
    »Ja, das bezweifle ich, denn die Zeiten haben sich geändert. Das Volk von Leone hat dich bereits in sein Herz geschlossen, denn es heißt, du seiest der Sohn des Kometen und dazu ausersehen, die Lichtwelt vom Dunkel, das nach ihr greift, zu befreien. Ich maße mir kein Urteil darüber an, was daran wahr ist und was nicht. Wohl hätte ich selbst mir einen König gewünscht, der in der Lage wäre, die Caer von Leone fernzuhalten. Ich bin überzeugt davon, dass dieser erste Angriff der Pflanzen auf die Schwarze Magie der Caer-Priester zurückzuführen ist.«
    »Du willst sagen, dass du dir einen König wünschst, der mit den Caer verhandeln und sie besänftigen kann, Hapsusch? Ich sage dir, einen solchen Menschen gibt es nicht! Andere versuchten, mit den Caer zu reden, und sie bezahlten dafür!«
    »Aber du ziehst sie an!«
    »Wie auch die Pflanzen? Denkt das Volk von Leone so?«
    »Ich denke so, Mythor! Das Volk glaubt an dich und daran, dass du mit deinen Waffen des Lichtes das Unheil von Leone abwenden kannst. Aber du wirst immer unterlegen sein!«
    »Mit Beratern wie dir bestimmt«, knurrte Mythor. »Ich kenne die Caer besser als du, und jeder, der bei ihnen um Gnade winselt, stärkt ihre Macht!«
    Hapsusch schwieg.
    »Man nennt dich den Lebensgärtner«, sagte Mythor nach einer Weile. »Was ist deine Aufgabe, außer dass du meinst, deinem König gute Ratschläge erteilen zu müssen?«
    Hapsusch ging nicht auf den beißenden Spott ein. Wenn Mythor geglaubt hatte, ihn reizen zu können, so sah er sich getäuscht. Völlig ruhig nun, wie unbeteiligt, antwortete der Greis: »Wie du bereits bei deiner Ankunft gesehen haben wirst, liegt rund um die Stadt ein großer Flecken ungewöhnlich fruchtbaren Landes. Diesen Flecken nennen wir Leoniter das Lebensgärtchen. Bislang ist es uns gelungen, es gegen alle
    Widerstände zu verteidigen. Wir bebauten es und schufen eine Lebensvielfalt, die in diesen Breiten einmalig ist.«
    Mythor hatte bei seiner übereilten Ankunft kaum Gelegenheit gehabt, auf die Landschaft ringsum zu achten. Er nahm sich vor, dies nachzuholen. Aber so bedeutungsvoll diese Grünzone für die Leoniter auch sein mochte, Hapsusch konnte seine offenkundige Macht nicht allein daher beziehen, dass er dieses Lebensgärtchen hütete.
    »Ist das alles?« fragte Mythor.
    »Alles, was du zu diesem Zeitpunkt wissen musst. Sobald du dich mit deiner Stadt und ihren Bewohnern vertraut gemacht und als weiser und starker König erwiesen hast, sollst du mehr erfahren.«
    Mythor musste an sich halten, um dem so sehr von sich eingenommenen Alten nicht eine Lektion zu erteilen. Er wandte sich zum Gehen. Kurz vor dem Eingang blieb er noch einmal stehen. »Welche Rolle spielt Viliala?« fragte er scharf.
    »Sie ist dazu ausersehen, deine Gemahlin zu werden, Mythor.«
    Er hatte es geahnt. Mythors Unbehagen verstärkte sich
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