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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor
Autoren: Horst Hoffmann
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Niemand darf mehr in die Häuser!«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte wurde ein zweistöckiges Gebäude von drei unter ihm hervorbrechenden Pflanzensträngen regelrecht in die Luft gehoben, bis es zerbarst.
    »Renn los, Hapsusch! Ich befehle es dir!«
    Erst jetzt erwachte der Greis aus seiner Starre. Dann lief er davon. Mythor drehte sich kurz um und sah Männer in blitzenden Rüstungen und mit gebogenen Schwertern in den Händen heranstürmen.
    »Kein Schwert kann ihnen etwas anhaben! Lauft zurück und holt Feuer!«
    Mythor wartete nicht ab, ob seine Worte verstanden worden waren. Er beugte sich über Pandors Hals und flüsterte dem Einhorn etwas ins Ohr. Pandor wieherte und tänzelte unruhig.
    Viliala stand noch neben ihm. »Ich bleibe bei dir, Mythor!« sagte sie, und die Entschlossenheit in ihrem Blick ließ Mythor erschauern.
    So zog er sie hinter sich auf den Sattel. Viliala schlang ihre Arme um ihn und drückte sich eng an seinen Rücken.
    Die Straße voraus war nun menschenleer. Nur die Toten und Bewegungsunfähigen lagen zwischen den peitschenden Stämmen.
    »Pandor!« sagte Mythor nur, und das Einhorn lief.
    Wehklagen ließ die Luft erzittern, als Mythor das Gläserne Schwert schwang. Er und sein Reittier wurden eins. Pandor reagierte auf den geringsten Schenkeldruck und trug den Sohn des Kometen unter einem peitschenden Strang hindurch mitten zwischen die Schlangenpflanzen.
    Mythor hieb nach allem, was grün war und sich bewegte. Bevor die Pflanzen sich auf den Gegner einstellen konnten, der sich ihnen entgegenwarf, hatte er vier von ihnen gefällt. Seine Klinge durchschnitt die armdicken Stämme mühelos.
    Doch dann waren sie heran. Von allen Seiten schnellten sich die Spitzen der Dämonengewächse mit ihren tödlichen roten Speeren ihm entgegen. Mythor trennte sie ab, sobald sie in seine Reichweite kamen, duckte sich und ließ sie über sich hinwegpeitschen. Vilialas Finger gruben sich tief in seinen Magen, aber kein Schrei kam über die Lippen des Mädchens. Wie ein Wirbelwind arbeitete Mythor sich durch die Zone der Pflanzen, bis sein Schwertarm zu erlahmen drohte. Schwitzend ließ er Pandor tänzeln und Kreisbewegungen vollführen. Vor ihm platzte die Erde auf, und Mythor durchtrennte den Strang, bevor dieser sich in die Höhe schnellen konnte.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah er, dass die Pflanzen nur in einem begrenzten Umkreis von etwa zehn, fünfzehn Mannslängen aus dem Boden brachen, und es hatte den Anschein, als ob jene dämonische Kraft, die sie erzeugte, sich für den Augenblick erschöpft habe. Noch etwa zehn Schlangenstämme peitschten umher und schossen ihre Speerspitzen ab. Zweien von ihnen entging Mythor nur knapp. Die anderen schlugen in Häuserwände ein und platzten dabei auf. Gelbliche zähe Flüssigkeit lief an den Mauern herunter.
    Mythor war durch die zuckenden Kreaturen hindurch, ritt weiter, bis er außer Reichweite der Peitschen war, und wendete Pandor.
    Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Auf der anderen Seite der Pflanzen standen die Krieger der Stadtwache. Einige, die seine Warnung missachtet oder nicht gehört hatten, starben bei dem Versuch, es ihm gleichzutun und den Strängen mit ihren Schwertern zu Leibe zu rücken. Andere schoben Karren mit brennendem Stroh heran, stießen sie von sich, und wo das Feuer die Stämme erreichte, färbten diese sich innerhalb von Augenblicken braun und rollten sich zuckend ein.
    Doch dies alles schien umsonst zu sein.
    Wo Alton die Stränge dicht über dem Boden abgeschlagen hatte, wuchsen neue aus den zuckenden Stümpfen zwei für jeden abgeschlagenen Stamm. Und um das Maß des Schreckens vollzumachen, bildeten sich dort, von wo die roten Speerspitzen abgeschossen worden waren, große Knospen an den Enden der Schlangengewächse, die schnell anschwollen, dann aufplatzten und abscheuliche Gebilde freigaben, kleine Ungeheuer in allen möglichen Formen und Größen, halb Tier, halb Pflanze.
    Die Leoniter wichen entsetzt zurück. Brennende Karren blieben mitten auf der Straße stehen. Dafür tauchte nun eine Schar Krieger mit Armbrüsten auf und verschoss brennende Bolzen, die dort, wo sie die Stränge trafen, wie an blankem Stahl abprallten.
    Mythor sah ein, dass gegen diese Armee des Schreckens mit diesen Mitteln nichts mehr auszurichten war. Wenn überhaupt, gab es nur eine Chance für Leone und seine Bewohner.
    Noch einmal wagte er sich mit Pandor so weit vor, dass eine der nunmehr gut fünf Mannslängen hohen
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