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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müssen heiraten … das Warten wird unerträglich. Wie ich Bismarck beneide um diese Linsensuppe und um den Kuß, den er Dir gehen durfte …«
    Von der Fürstin Pleß bekam Sophie eine wertvolle Brosche zum Geschenk, eine Brosche in Form eines Medaillons, das man aufklappen konnte. Im Innern konnte man ein Bild verwahren. Jetzt steckte eines von Sophies Mutter darin.
    »Zur Erinnerung an diesen Tag mit dem Fürsten Bismarck!« sagte die Fürstin Pleß. »Er wird auf Friedrichsruh sofort die Suppe nach deinem Rezept zubereiten lassen.«
    »Sie wird anders schmecken.« Sophie machte einen dankbaren Knicks. »Ich habe drei Zutaten verschwiegen …«
    »O du kleines Luderchen!« lachte die Fürstin. »Du Luderchen …«
    Im nächsten Brief schrieb Sophie an Kochlowsky: »Liebster Leo, geh zum Fotografen. Ich brauche ein Bild von Dir, vier Zentimeter hoch, drei Zentimeter breit. Ich habe jetzt die Möglichkeit, Dich an meinem Herzen zu tragen.«
    Kochlowsky fuhr sofort nach Ratibor. Als nach sieben Versuchen das Bild endlich fertig war, überlegte man, ob man den armen Fotografen in ein Sanatorium bringen sollte. Kochlowsky war keine Aufnahme gut genug. Einmal – so brüllte er – sah er aus wie ein überraschter Bettnässer, das andere Mal stand er da wie ein Eunuch nach der Kastrierung. Sein Wortschatz war unerschöpflich … Beim siebenten Bild meinte er: »Was ist denn das? Es sieht mir ja ähnlich? Jetzt ist tatsächlich ein Kamel durchs Nadelöhr gegangen!«
    Es wird erzählt, daß der Fotograf nach Leos Weggang einen Weinkrampf bekommen hat.
    Als Sophie das Bild im Medaillon auswechselte, sagte sie zu dem Foto ihrer Mutter: »Mama, sei nicht böse, ich stelle dich auf meine Kommode. Aber zwischen meine Brüste, da gehört nun einmal Leo hin, das siehst du doch ein?«
    Ja, Bückeburg war weit weg – und ein Foto kann keine Antwort geben.
    Am 20. Februar tauchte Leo Kochlowsky wieder als ungebetener Gast heimlich im Remisenhaus bei den Reicherts auf. Er hatte Urlaub, hatte angegeben, in die Karpaten zu fahren, und war nun nach Pleß geschlichen.
    Eugen Kochlowsky war indessen ein gemachter Mann geworden, wie man so sagt. Er hatte seinen Roman veröffentlicht, er war mit Begeisterung gelesen worden, die Plesser und die Oberschlesische Tageszeitung hatten Verträge mit ihm geschlossen, er schrieb Kurzgeschichten und Erzählungen, heimatliche Novellen und saß über einem neuen Roman, der sogar als Buch herauskommen sollte.
    Eugen hatte die Sprache gefunden, die man brauchte, um das breite Volk zu erreichen. Das hatte zur Folge, daß er jetzt einen dicken Bauch vor sich herschob und sich in dem Bein, auf dem er hinkte, das Zipperlein meldete. Eugen störte das wenig. »Lieber dick, mit Gicht in den Knochen«, sagte er weise, »als noch einmal frieren, hungern und auf den Rippen Xylophon spielen können. Man lebt nur einmal …«
    Louis Landauer hatte sich ein Atelier ausgebaut. Er malte jetzt die Plesser Bürger, zierte Wohnräume mit Landschaften oder vaterländischen Szenen und hatte es aufgegeben, von einem Erfolg als neuem Rembrandt oder Tizian zu träumen. Er verdiente gut. Pleß hatte ihm und Eugen Glück gebracht.
    Auch Caesar hatte ein wundervolles Hundeleben. Er lag seinem Herrn zu Füßen, wenn dieser schrieb, und er lag neben ihm auf dem Sofa beim Mittagsschlaf und schnarchte mit Eugen um die Wette.
    Der Februar war ein erstaunlich milder Monat in diesem Jahr. Zwar lag Schnee auf dem Land, die Flüsse aber waren eisfrei, und die Teiche, auf denen man sonst Schlittschuh laufen konnte, waren nur mit Vorsicht und nach gründlichen Untersuchungen zu betreten. Oft war die Eisdecke trügerisch und dünner, als man annahm.
    »Wie lange willst du bleiben?« fragte Reichert ahnungsvoll, als Leo Kochlowsky, in Pelze vermummt, vor der Tür stand. Kutscher Philipp Bladke bekam wieder seine drei Kümmel und fuhr dann zufrieden mit dem Schlitten zur Stadt zurück.
    »Drei, vier Tage …« Kochlowsky packte seine Gastgeschenke aus. Für Reichert eine herrlich geschnitzte Meerschaumpfeife, für Wanda weiches polnisches Juchtenleder, aus dem sie sich ein Paar Maßstiefel machen lassen konnte. Wie konnte man ihm in diesem Augenblick böse sein? »Ich verhalte mich ganz still …«
    »Bist du krank?« fragte Wanda.
    »Du Küchentrampel!« knurrte Leo, und das Gleichgewicht war wieder hergestellt.
    »Weiß Sophie, daß du kommst?« erkundigte sich Reichert.
    »Nicht das genaue Datum. Sie weiß nur, daß ich Ende Februar
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