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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kochlowsky!«
    »Ich verstehe Durchlaucht nicht.«
    »Leo, ich vermisse Sie auf Pleß! Mein schönes Gut III verkommt von Tag zu Tag mehr! Und die polnischen Arbeiter machen, was sie wollen. Sie werden renitent und nennen es Volksbewußtsein! Sie haben bei der Frühjahrsbestellung nur die halbe Arbeitskraft eingesetzt!«
    Kochlowsky schwieg. Er wußte das. Seine Vertrauensmänner auf dem Gut berichteten ihm alles, was geschah, oder besser, was nicht geschah. Der neue Verwalter war ein versoffenes Loch. Wenn er betrunken auf den Feldern erschien, lachten ihn die Polen aus, statt sich auf die Arbeit zu stürzen, wie es bei Kochlowsky selbstverständlich war.
    »Müssen Sie denn jeder Schürze nachrennen, Leo?« sagte der Fürst. »Und dann die Sache mit unserem Nichtchen. Ich meine Sophie. Wenn das nicht wäre, holte ich Sie sofort nach Pleß zurück.«
    »Dazu dürfte es zu spät sein, Durchlaucht. Ich habe mich an mehreren anderen Stellen beworben.«
    »Ohne vorher mit mir zu sprechen?«
    »Ich bin hierher verbannt worden – wozu noch Worte? Ich habe Lubkowitz in Ordnung gebracht, jetzt kann ich gehen.«
    »Wohin?«
    »Es gibt da mehrere Angebote.«
    »Wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, sich Sophie nicht mehr zu nähern, können Sie nach Pleß zurückkehren, Leo. Auf Ihr Ehrenwort vertraue ich.«
    »Ich kann es Ihnen nicht geben, Durchlaucht.« Kochlowsky blickte an dem Fürsten vorbei. »Ich würde es brechen.«
    »Sie warten also immer noch?«
    »Ich werde so lange warten, bis ich Sophie heiraten kann.«
    »Das ist doch aussichtslos, Kochlowsky! Sie rennen da einem Wahn nach! Und Ihre Karriere machen Sie kaputt! Ich hatte viel mit Ihnen vor, Leo! Hängt das Leben denn an diesem einen Mädchen?«
    »Jetzt ja, Durchlaucht. Ich hätte es selbst nie für möglich gehalten.«
    »Dann ist Ihnen nicht zu helfen, Kochlowsky.« Der Fürst hob beide Schultern und setzte seinen Jagdhut auf. »Mehr kann ich für Sie nicht tun.«
    Ohne einen Abschiedsgruß verließ er Gut Lubkowitz. Kochlowsky stand vor dem Haus, als die Kutsche abfuhr. Auf dem Bock saß nicht Reichert, sondern ein fremder Kutscher aus Ratibor. Nur der Leiblakai war aus Pleß mitgekommen, er winkte Kochlowsky verstohlen zu, als die Kutsche aus dem Hof fuhr.
    Wir haben Zeit, dachte Leo verbissen. Sophie ist noch so jung, und ein Mann meines Formats Mitte der Dreißig ist auch noch kein alter Krüppel. Man kann noch sagen: Das Leben liegt vor uns. Dreißig oder gar vierzig Jahre wollen wir voller Dankbarkeit erwarten.
    Er ging zurück in sein graugestrichenes Büro, holte Sophies Bild aus dem Schlafzimmer und hängte es an den Nagel, wo es seit Weihnachten seinen Platz hatte. Dann setzte er sich an den Tisch und schrieb einen neuen Brief.
    »Liebste, allerliebste Sophie. Eben war der Fürst hier und bot mir Gut Pleß wieder an, wenn ich auf Dich verzichte. Bei meiner Ehre, ich war höflich zu ihm! Ich habe ihn mit gesetzten Worten hinausgeworfen. Und wenn man mir den Schatz des Krösus verspräche … ich lasse nicht von Dir …«
    Als Sophie den Brief bekam – er wanderte wie immer über Eugen und Reichert zu ihr –, sagte sie zu Wanda:
    »Was passiert, wenn ich einfach davonlaufe?«
    »O du lieber Himmel!« schrie Wanda auf. »Man wird dich durch die Polizei suchen lassen! Dich und auch Leo wird man einsperren! Sophie, welch ein Gedanke! Du kannst doch nicht gegen die Macht des Fürsten anrennen!«
    »Wenn wir in ein anderes Land flüchten?«
    »Sie werden dich ausliefern! Oder ihr werdet zu Zigeunern werden, immer unterwegs, nie ein Zuhause, immer ruhelos durch die Welt …«
    »Es muß eine Möglichkeit geben, sie zu zwingen«, sagte Sophie mit Nachdruck. »Sie verschweigen mir alle etwas, das mit meiner Mutter zusammenhängt. Hier ist eine verwundbare Stelle, Wanda, hier sollte man zustoßen.«
    »Mach dich nicht unglücklich, Kindchen«, jammerte Wanda und rang die Hände. »Du kannst doch nicht gegen einen Fürsten kämpfen …«
    Man sprach nicht mehr darüber – aber der Gedanke blieb.

XVI
    Zur Eröffnung der Herbstjagd kam Bismarck zu Besuch nach Pleß. In der Küche herrschte helle Aufregung: Während die erlesene Tafelgesellschaft mit allen Köstlichkeiten der Kochkunst bewirtet werden sollte, hatte Bismarck sich einen besonderen Wunsch vorbehalten: Ich möchte eine Linsensuppe haben! Keinen Kapaun, keine raffinierten internationalen Kreationen, eine ganz gewöhnliche bäuerliche Linsensuppe!
    »Diese Suppe wirst du kochen, Nichtchen!« hatte die
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