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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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die Straßen wieder frei wären. Nach allem, was Liz hörte, hatte Trish sich die ganze Zeit um ihn gekümmert und war nicht von seiner Seite gewichen.
    Über Scott wollte ihre Schwester allerdings nicht reden. Liz wusste nur, dass er die ganze Zeit während des Hurrikans eingeschlossen in seinem begehbaren Kühlschrank verbracht hatte. Sie hatte auch gehört, dass sein Partner Joe Black mehrere Leichen in Scotts Bestattungsinstitut deponiert hatte. Inzwischen nahm die Polizei Scott und seine Firma unter die Lupe.
    Beim Verlassen ihres Schlafzimmers wurde Liz von einer brüllenden Hitze empfangen. Als sie bei ihrem Vater am Imbisswagen ankam, war sie bereits schweißüberströmt.
    “Du hast aber nicht sehr lange geschlafen, Liebling”, begrüßte Walter sie.
    “Ich habe Hunger.”
    “Na dann setz dich. Hier bist du genau an der richtigen Stelle.”
    Das Aroma des gegrillten Fleisches und der Gewürze, die ihr Vater benutzte, überdeckte den Benzingeruch der Generatoren und Kettensägen. Die Sonne ging langsam unter. In wenigen Stunden würde es stockdunkel sein. Mehrere Nachbarn brachten Laternen mit und stellten sie für das gemeinsame Abendessen auf die Straße. Der einzige Vorteil an den Nachwehen eines Hurrikans bestand darin, dass es keine Mücken oder anderen lästigen Insekten mehr gab. Allerdings auch keine Vögel.
    “Liz, du kommst gerade rechtzeitig”, sagte Trish. “Stell doch schon mal Teller und Becher hin.”
    “Sie muss sich ausruhen”, mischte sich Walter zum Erstaunen seiner beiden Töchter ein. Normalerweise hielt er sich raus, wenn Trish Liz herumkommandierte. Das war einfacher, als zwischen die Fronten zu geraten. “Schnapp dir lieber Wendy zum Helfen.”
    Trish starrte ihn kurz entgeistert an, befolgte aber schließlich seinen Rat.
    “Hast du was von deiner FBI-Freundin gehört?”, erkundigte sich ihr Vater.
    “Ich habe heute Morgen auf der Militärflugbasis kurz mit ihr telefoniert. Sonst sind die Sendemasten überall außer Betrieb”, sagte Liz.
    “Ein wirklich mutiges Mädchen ist das.” Er zog eine eiskalte Flasche Bier aus dem Kühler zu seinen Füßen und reichte sie Liz. “Und du auch.”

67. KAPITEL
    Jacksonville, Florida
    Maggie lenkte ihren Mietwagen zum Kontrollhäuschen. Sie händigte dem Sicherheitsbeamten ihre Dienstmarke aus und wartete, während er den Telefonhörer abnahm und ihre Legitimation überprüfte. Als sie den Arm hob, um den Rückspiegel zurechtzurücken, schoss ihr ein heftiger Schmerz durch den Ellbogen. Eigentlich tat ihr der ganze Körper weh. Wer konnte denn ahnen, dass es dermaßen strapaziös war, aus einem Hubschrauber zu springen?
    Der Wachmann reichte ihr die Dienstmarke zurück.
    “Das erste Gebäude zur Rechten. Die anderen erwarten Sie schon.”
    Maggie war früh aufgestanden, um sich das volle Ausmaß der Hurrikanschäden anzusehen. Charlie Wurth hatte vorhin behauptet, Pensacola habe Glück gehabt. In letzter Minute war der Sturm nach rechts abgedreht und schwächer geworden. Der Hurrikan traf in der Kategorie vier aufs Festland, aber das war immer noch weniger heftig als erwartet. Als Maggie sich die Fernsehnachrichten ansah, fand sie allerdings nicht, dass man in Pensacola Glück gehabt hatte. Dächer waren durch Orkanwinde von Häusern gerissen worden, Fenster eingedrückt und viele Häuser überflutet. In über hunderttausend Haushalten gab es keine Elektrizität, und es wurde nicht damit gerechnet, dass die Schäden an den Stromleitungen vor Ablauf einer Woche behoben wären.
    Am Morgen hatte sie noch mit Liz Bailey telefoniert. Sie war erleichtert zu hören, dass es Walter und Charlotte Mills gut ging. Besonders froh war sie, als Liz berichtete, man würde die linke Hand ihres Vaters vollkommen wiederherstellen können. Allerdings sollte die Rehabilitation mehrere Monate dauern. Obwohl sie vollkommen erschöpft klang, schien Liz mit den Nachwirkungen des Sturms gut zurechtzukommen.
    Ein Frachtflugzeug des Militärs dröhnte über Maggies Wagen hinweg und machte sich zum Landen bereit. Als sie vor dem Gebäude parkte, spürte sie die Vibration. Sie stieg aus und war froh, dass sie nur fünf Stufen hochsteigen musste. Lächerlich. Sie hatte gedacht, sie sei bei guter Kondition. Es gefiel ihr gar nicht, ständig daran erinnert zu werden, wie sie an diesem Seil gehangen hatte. Dieses entsetzliche Gefühl konnte sie ohne große Anstrengung jederzeit wieder heraufbeschwören. Dann hörte sie wieder den Sturm, der ihr um die Ohren pfiff,
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