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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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kämpfte gegen Regen und Sturm an, um nach Liz Ausschau zu halten.
    Diesmal hatte er das Kabel doppelt überprüft. Das war gut. Denn heute würde Maggie ihm nicht beispringen können. Nicht bei diesem Orkan, der den Hubschrauber heftig hin und her schleuderte. Bei dem Lärm, den der Motor, die aufgewühlte See und die Ausläufer des Hurrikans machten, konnte Maggie durch das Kommunikationssystem im Helm kaum noch etwas verstehen.
    “Sie soll sich beeilen.” Wilsons Stimme klang ungewöhnlich angespannt. “Wir müssen abdrehen. Die Kommandozentrale hat uns noch zehn Minuten gegeben. Höchstens.”
    “Das schaffen wir nicht in zehn Minuten”, entgegnete Kesnick. “Vielleicht muss sie jemanden an Bord stabilisieren.”
    “Ich habe nur die Uhr im Blick. Mehr kann ich dazu nicht sagen.”
    “Kann niemand runtergehen und ihr helfen?”, fragte Maggie.
    Schweigen. Es war, als wollten sie ihre Gegenwart gar nicht zur Kenntnis nehmen. Wilson hatte sich bereits beschwert, dass sie überhaupt mitgekommen war. Als sie ihre Ausrüstung vorbereiteten, hatte er sich bei Liz darüber ereifert. Es hatte ihn nicht gestört, dass Maggie die ganze Zeit direkt danebenstand.
    “Nur die Rettungsschwimmerin ist befugt, sich abseilen zu lassen”, erklärte Wilson ihr schließlich. “Wir können alles runterschicken, was sie benötigt. Was ihr bei ihrer Arbeit hilfreich ist. Aber wir müssen im Hubschrauber bleiben. Ansonsten heißt es umkehren und das Küstenwachboot herschicken.”
    “Sie würden Bailey da unten lassen?”
    Wieder Schweigen.
    “Manchmal hat man keine andere Wahl. Das sind die Vorschriften. Ich trage die Verantwortung für die gesamte Mannschaft.”
    “Aber der Hurrikan …”
    “Genau”, fiel er ihr ins Wort. Dann schwieg er kurz, bevor er sich an Kesnick wandte. “Wir haben noch sieben Minuten.”
    “Sie können Bailey nicht einfach da unten allein lassen.”
    “Agent O’Dell, hier in diesem Hubschrauber haben Sie keinerlei Weisungsbefugnis. Der Commander bin ich. Verstanden?”
    “Ich kann sie nicht mehr sehen!”, rief Kesnick.
    “Zieh am Sicherungskabel.”
    “Nichts.”
    Sie warteten.
    Maggies Herz hämmerte ihr in der Brust, im gleichen Rhythmus wie das Brummen der Rotoren. Ihr rann der Schweiß über den Rücken, aber trotzdem überlief es sie kalt. Sie beobachtete Wilsons Profil. Er hatte die Zähne fest zusammengepresst. Durch das Visier konnte sie seine Augen nicht erkennen, aber seine Hände presste er zu Fäusten geballt auf die Konsole. Ellis, der neben ihm saß, war das genaue Gegenteil. Er rutschte aufgeregt hin und her und versuchte etwas von den Vorgängen unten auf dem Boot zu erkennen.
    “Hier ist die Küstenwache”, rief Ellis durch das Funkgerät. “Restless Sole! Können Sie mich verstehen?”
    “Fünf Minuten”, sagte Wilson. “Wo zum Teufel steckt sie denn?”
    “Restless Sole, können Sie mich hören?”, rief Ellis erneut. Aber als Antwort erhielt er nur ein statisches Knistern.
    Da fiel es Maggie wie Schuppen von den Augen. “Restless Sole”. War das nicht das Boot von Joe Black?
    “Keine Antwort”, sagte Ellis.
    “Kesnick?” Wilson klang angespannt bis aufs Äußerste.
    “Ich kann sie nicht sehen.”
    “Wir müssen verdammt noch mal hier weg. Ziehen Sie Bailey wieder rauf, Kesnick. Ziehen Sie Bailey jetzt auf der Stelle wieder hoch!”
    Kesnick tat, was er sagte. Das Kabel surrte und wickelte sich wieder auf. Maggie wartete darauf, Liz Bailey jeden Moment an der Einstiegsluke des Hubschraubers zu sehen. Stattdessen griff Kesnick nach dem Kabel und drehte sich zu seinen Piloten um. Wortlos hielt er ihnen das lose Ende entgegen. Die Sicherungsleine war durchtrennt worden.

65. KAPITEL
    Pensacola Bay
    Liz konnte nur zusehen, wie das Seil Richtung Kabinentür schnappte und davonflog. Ihre Rettungsleine war verschwunden.
    Aber jetzt hätte sie das Boot sowieso nicht mehr verlassen. Nicht ohne ihren Vater.
    Sie fragte, ob sie seine Hand verbinden dürfe. Er hielt sie gegen seine Brust gepresst. Die Vorderseite seines Overalls war bereits blutdurchtränkt.
    “Ist schon in Ordnung, Liebling. Mir geht es gut”, versicherte Walter ihr.
    Die Frau erkannte sie vom Strand wieder. Den Mann, der sich lässig als Joe Black vorstellte, hatte sie nie zuvor gesehen. Er hielt die Mündung seines Revolvers weiterhin auf ihre Schläfe gerichtet.
    “Wir werden uns einfach alle eine Weile ruhig verhalten, dann fliegt der Helikopter auch wieder weg.” Joe Black schien keineswegs
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