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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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Fensterscheiben zersprangen und Äste hereinflogen, war er hier drinnen womöglich nicht sicher. Das hatte Trish ihm vorhin auch gesagt, aber er hatte nicht hören wollen.
    Er nahm eine Taschenlampe und sah sich suchend nach einem sicheren Unterschlupf um. Der Wäscheschrank? Im Radio hatten sie gesagt, ein Innenraum ohne Fenster wäre am besten. Er ging durch den Flur. Dann blieb er plötzlich stehen und drehte sich um.
    Warum hatte er nicht früher daran gedacht? Der begehbare Kühlraum war aus Edelstahl. Den könnte so schnell nichts zerstören.
    Er schaltete das Licht an und zog sich einen Stuhl herein. Den Tisch mit Onkel Mel schob er an eine Seitenwand. Joe Black hatte zwei Regale mit Körperteilen vollgestellt. Auf dem anderen Tisch lag immer noch dieser junge Mann, von dem Scott gestern gedacht hatte, er würde sich bewegen.
    Er schloss die Tür und setzte sich auf den Stuhl. Das war doch perfekt. Der Hurrikan konnte ihm hier nichts anhaben.
    Wieder flackerten die Lichter. Er hörte ein Klicken, dann noch zweimal. Soeben hatte sich das elektronische Schließsystem des begehbaren Kühlraums eingeschaltet. Er rannte zur Tür, gerade als die Lichter ausgingen. Ihm sank das Herz in die Hose. Die Tür würde sich erst wieder öffnen lassen, wenn der Strom wieder funktionierte.

63. KAPITEL
    Pensacola Bay
    Liz fuhr sich mit dem Handschuh über ihre Schutzbrille. Es half nichts. Gerade wenn sie wieder etwas sehen konnte, legte sich ein neuer Sprühregen auf die Gläser.
    Der Sturm zerrte sie hoch und runter, von einer Seite zur anderen. Einmal hätte sie fast das Deck berührt, da gab Kesnick zu wenig Seil. Schließlich ertastete sie mit den Füßen festen Boden. Kesnick lockerte die Sicherung. Sie ließ sich fallen und rollte zur Seite, als eine riesige Welle das Boot verschluckte. Fast wäre sie über Bord gespült worden. Als sie an der Reling Halt fand, spürte sie, wie die Sicherungsleine straffer angezogen wurde. Bevor Kesnick es sich anders überlegte, winkte Liz ihm zu und gab ihm das Okay-Zeichen.
    Die Kommunikation mit dem Team oben würde schwierig werden, wenn nicht gar unmöglich. Durch den zunehmenden strömenden Regen und Sturm konnte Kesnick vom Hubschrauber aus womöglich ihre Handzeichen nicht mehr erkennen. Doch sollte das Boot in Gefahr geraten unterzugehen, war sie immer noch durch die Halteleine mit dem Hubschrauber verbunden. Beim ersten Anzeichen von Gefahr würde Kesnick sie wieder hochziehen.
    Liz kroch auf allen vieren über das Deck und hielt sich dabei an Haken und Kabeln fest, die im Boden des Schiffs verankert waren. Am Steuer konnte sie niemanden entdecken. Sie konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Alles war unter Kontrolle. Es gab keinen Grund, in Panik auszubrechen.
    Liz zerrte an der Kabinentür. Der Sturm riss sie ihr fast aus der Hand. Sie kämpfte dagegen an und ließ nicht los. Als eine weitere Welle über dem Schiff zusammenschlug, duckte sie sich. Sie spürte einen Ruck an ihrer Taille, dort wo die Halteleine befestigt war. Kesnick wurde nervös und ungeduldig. Sie versuchte ihm noch einmal ein Zeichen zu geben. Ob er ihre erhobenen Daumen erkennen konnte?
    Die Intervalle zwischen den Wellen wurden kürzer. Sie hatte vielleicht um die zwölf Sekunden bis zur nächsten. Liz riss mit aller Kraft an der Kabinentür. Sie öffnete sich.
    Niemand stand am Steuer. Die Motoren waren abgeschaltet. Der Bootsbesitzer musste wohl eingesehen haben, dass er nicht mehr gegen den Seegang ankämpfen konnte.
    “Hallo!”, rief sie, blieb stehen und wartete auf eine Antwort.
    Nichts. Hinter sich konnte sie ein statisches Knistern hören. Das Funkgerät.
    “Ist jemand da unten?”
    Sie nahm die Schutzbrille ab und ließ sie um ihren Hals baumeln. Einen Augenblick blieb sie noch stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Dann begann sie die Stufen zur Kabine hinunterzusteigen.
    Der Lauf einer Pistole presste sich gegen ihre linke Schläfe, bevor sie überhaupt jemanden wahrgenommen hatte.

64. KAPITEL
    Pensacola Bay
    “Sie ist drin”, sagte Kesnick. Aber Maggie fand nicht, dass er erleichtert klang. Wenn überhaupt, hörte sie noch größere Besorgnis aus seiner Stimme heraus. Ihre Rettungsschwimmerin war nicht mehr zu sehen, und sie wussten immer noch nicht, wie es dort unten aussah.
    “Wenn es sich um einen Schwerverletzten handelt, wird sie den Rettungsgürtel nicht benutzen können.” Kesnick baumelte fast schon aus der Türluke hinaus. Er hängte sich in sein eigenes Sicherungsseil und
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