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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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plötzlich genauso schnell auf, wie es begonnen hatte. Maggie glaubte sogar einen Streifen blauen Himmels durch die Lagen von Grau über sich erkennen zu können. Liz hatte ihre Ausrüstung angelegt und beobachtete sie.
    “Werden Sie das durchstehen?”
    “Sicher doch. Kein Problem”, sagte Maggie und zog den Reißverschluss ihres Fliegeroveralls weit genug auf, um ihr Schulterholster mit der Smith & Wesson hervorblitzen zu lassen. “Ich habe alle Kontrolle, die ich brauche”, scherzte sie.
    Liz lächelte, konnte jedoch ihre Besorgnis nicht verbergen. Es war nicht ganz der Blick, den Maggie vorhin bei ihr gesehen hatte, als sie dachte, ihrem Vater sei etwas passiert. Sie hatte einen leichten Anflug von Panik auf Baileys Gesicht entdeckt und sie sofort beruhigen wollen. Allerdings könnte sich Liz Baileys Vater tatsächlich in Gefahr befinden, wenn er immer noch mit Joe Black zusammen war. Doch im Moment konnten sie überhaupt nichts tun.
    Maggie sah, dass Liz inzwischen in ihre professionelle Helferrolle gewechselt war.
    “Wie können Sie so mutig sein?”, wollte sie von Liz wissen.
    Liz lächelte erneut, bis ihr klar wurde, dass Maggie keinen Scherz hatte machen wollen.
    “Mein allererster Impuls ist einfach, zu überleben.”
    Maggie hob fragend eine Augenbraue. Sie wollte das nachvollziehen.
    “Nur weil ich mit einem Hubschrauber fliege und mich ins Meer fallen lasse, heißt das noch nicht, dass ich mutig bin. Ich würde mich eher als ein bisschen verrückt bezeichnen.” Sie lachte kurz auf.
    “Hören Sie, ich weiß, dass Sie genauso ein paar Sachen drauf haben, die Sie instinktiv tun”, fuhr Liz fort. “Sachen, die ich mich nie trauen würde. Jemanden aus dem Ozean zu retten oder von Angesicht zu Angesicht einem Killer entgegenzutreten … Am Ende läuft das alles doch nur auf den Überlebenstrieb hinaus.” Sie zuckte mit den Schultern. “Ich komme gar nicht dazu, darüber nachzudenken, ob ich mutig bin. Und ich wette, das ist bei Ihnen genauso.”
    Maggie wollte sie fragen, woher sie so klug war. Sie merkte, dass Liz auf eine Reaktion von ihr wartete. Irgendein Zeichen von Zustimmung oder Verständnis. Maggie nickte schließlich nur.
    “Wie auch immer”, fügte Liz hinzu. “Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen um diesen Trip. Wir werden wahrscheinlich keine Notrufe bekommen, bevor wir uns nach Jacksonville aufmachen. Sie werden uns nicht sehr lange da oben lassen. Sobald der Sturm vierzig Knoten erreicht, sind wir hier weg.”
    Aber Maggie hörte gar nicht mehr richtig zu. Sie blickte aus dem Fenster, als Lt. Commander Wilson und sein Copilot Ellis den Hubschrauber bestiegen. Pete Kesnick wartete auf Liz und Maggie. Und alles, woran Maggie denken konnte, war, wie schnell der Himmel ein so unglaublich viel dunkleres Grau angenommen hatte.

59. KAPITEL
    Pensacola Bay
    “Um Himmels willen, Charlotte! Geht es dir gut?” Walter wollte seinen Augen nicht trauen. Die ganze rechte Seite ihres schmalen Gesichts war ein einziger violett verfärbter Bluterguss. Ihr graues, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar war völlig derangiert. Ihre Unterlippe war aufgesprungen. Die Augen hatte sie vor Schock und Panik weit aufgerissen. Sie starrte Walter an, als würde sie ihn überhaupt nicht wiedererkennen. Schließlich kroch sie ganz aus dem Beutel heraus. Dabei zog sie ihr rechtes Bein nach. Der Knöchel war so angeschwollen, dass Walter unwillkürlich an einen Hefeteig denken musste, der aus ihrem Turnschuh herausquoll.
    “Charlotte”, sagte er noch einmal leise.
    Er warf schnell einen Blick zur Treppe. Von Joe war nichts mehr über die Lautsprecher gekommen. Walter hatte angenommen, dass der Junge das Steuer nicht verlassen wollte. Jetzt betete er darum, dass er es nicht tat.
    “Weißt du, wo wir sind?”, fragte er Charlotte.
    Sie schob energisch die Tasche beiseite und hielt sich an einem Lederriemen im Boden fest, gerade als das Boot sich wieder zur Seite neigte.
    Bis auf die Blutergüsse und den geschwollenen Knöchel konnte Walter keine weiteren Verletzungen bei ihr erkennen. Keine gebrochenen Knochen oder offenen Wunden.
    “Kannst du mich hören, Charlotte?” Er redete möglichst leise und langsam. Er wusste, was es mit Menschen anrichten konnte, in einem Laderaum eingeschlossen zu werden. Ein Thunfischbeutel hatte wahrscheinlich die gleiche Wirkung. Er machte sich Sorgen, sie könnte zu stark unter Schocksymptomen leiden, um ihm irgendeine Hilfe zu sein. “Charlotte?”
    “Ich habe jedes
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